Wesel Schleis Konzert krönt den Orgelherbst

Wesel · Zum Abschluss des kleinen, aber feinen Internationalen Orgelfestivals im Dom klatschten sich die Hände heiß.

 Ansgar Schlei bestritt traditionell das letzte Konzert des von ihm ins Leben gerufenen "Orgelherbsts am Niederrhein".

Ansgar Schlei bestritt traditionell das letzte Konzert des von ihm ins Leben gerufenen "Orgelherbsts am Niederrhein".

Foto: Jana Bauch

Zu Ende ging am Samstagabend im Willibrordi-Dom das diesjährige kleine "Internationale Orgelfestival" im Willibrordi-Dom: "Orgelherbst am Niederrhein". Domkantor Ansgar Schlei hat es vor Jahren ins Leben gerufen. Traditionell spielt er selbst das Schlusskonzert. Aus dem voll besetzten Mittelschiff der Grooten Kerk wurde ihm mit langem Applaus gedankt.

Deutsche und französische Orgelmusik, Schwerpunkt 17. Jahrhundert, hatte er so feinsinnig wie folgerichtig in seinem Programm vereinigt. Der "Grand Dialogue" von Louis Marchand erstand zu Anfang des vielstimmig sich entwickelnden Gesamtkonzertes. Die vorausweisenden Leit-Töne schlug Ansgar Schlei gleichsam ziselierend an, führte sie dann rasch zur grandiosen Auftakt-Ansprache zusammen. Mächtige Akkorde, zum Teil im Pedal, lösten sich in filigranen Läufen. Kontraste verschliffen einander wie in vertrauten Zwiegesprächen.

So gut vorbereitet konnten die Hörer Heinrich Scheidemanns Bearbeitungen über den Choral "Vater unser im Himmelreich" buchstäblich erhören. Denn der einst in Hamburg wirkende Schüler Sweelincks stellte in Versus 1 den Choral in basso, also im Pedal vor, danach in cantu - in der Hauptmelodie der Mehrstimmigkeit - drittens im auf zwei Manualen gespielten hurtigen Bicinium, abgerundet mit der vierten Version in cantu im Wechsel von Manual und Pedal. Schlei machte zwischen den einzelnen Werken des Programms jeweils eine kurze Pause, nicht zwischen den Sätzen. Zu beobachten war das auf der analogen Videoübertragung, es half den Hörern, die eigene Übersicht zu erhalten.

Johann Sebastian Bach im Zentrum des Konzerts mit Präludium und Fuge c-Moll, BWV 546. Das Präludium, ein "herausragendes reifes Werk", wie Ansgar Schlei vor dem Konzert in seiner kurzen Begrüßungsansprache in Erinnerung gerufen hatte, erfüllte mit seiner großen, aus dem Glauben an das Leben geborenen Geste den Kirchenraum. Mit viel Laufwerk kam die Fuge daher.

"Veni creator", diese Preisung des französischen Komponisten Nicolas de Grigny, die auf einem gregorianischen Hymnus beruht, besetzte ebenfalls einen hohen Rang wegweisender geistlicher Musik. Hier waren es prägende Choralbearbeitungen, in die eine Fugue, ein Duo - quasi ein Bericht mit einer führenden Stimme - eingebunden war, sodann ein Récit de Cromorne (Krummhorn, die Marcussen-Orgel des Domes hat dieses und andere nicht so alltägliche Register). Grignys Werk endete mit dem Dialogue sur les grand jeux.

Dem Lutherlied "Mit Fried und Freud ich fahr dahin" hat der norddeutsche Dieterich Buxtehude eine Komposition, BuxWV 76, gewidmet. Nach dem bedeutungsweisenden Contrapunctus I entwickelte die Evolutio I ein mächtiges Klang-Gebäude, dem im Contrapunctus II mit hellen Läufen ein Schwung Leichtigkeit gegeben wurde, die in der Evolutio II mit einer frischen Melodie ermunterte.

Und dann spielte Ansgar Schlei ganz groß auf in Georg Muffats Toccata septima aus dessen Orgelsammlung "Apparatus musico-organisticus". Der in Savoyen geborene, in Paris ausgebildete Muffat wirkte am Hof des Passauer Bischofs. Feierliche Klänge bannten zunächst die Ohren, dann schnellere, dem ruhelosen Leben abgelauschte Melodien, die in einen grandiosen Schlussgesang mündeten. Der Zimbelstern der Orgel drehte sich. - Und die Hände klatschten sich heiß. Zu Recht.

(hb-)
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