Klinik Aktuell: Eine Serie Der Rheinischen Post Und Des Marien-Hospitals Wesel Schnelle Hilfe beim Herzinfarkt

Wesel · Heute beginnt die Serie "Klinik aktuell". In den nächsten Wochen blickt die RP hinter die Kulissen von sechs Abteilungen des Marien-Hospitals. Zum Start geht's um die von Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher geleitete Kardiologie.

 Chefärztin Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher (l.) und Martina Buckard (Leiterin Funktionsbereich) besprechen der Untersuchungsergebnisse eines Patienten. Im Hintergrund sichtbar: einer der Katheter-Messplätze.

Chefärztin Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher (l.) und Martina Buckard (Leiterin Funktionsbereich) besprechen der Untersuchungsergebnisse eines Patienten. Im Hintergrund sichtbar: einer der Katheter-Messplätze.

Foto: Ekkehart Malz

Ein Herzinfarkt kann, wenn schnelle Hilfe ausbleibt, tödlich verlaufen — muss er aber nicht. Im Weseler Marien-Hospital finden Betroffene im Fall der Fälle schnelle Hilfe in der Kardiologie. Sie ist die größte Abteilung des Marien-Hospitals und einer der Schwerpunkte der Klinik für Innere Medizin I, die aus den vier Teilbereichen Kardiologie (mit chest pain unit/Intensivstation), Angiologie (Gefäße), Pneumologie (Lunge) und Schlafmedizin besteht (siehe Infobox).

Chefärztin der Klinik für Innere Medizin I ist Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher. Die 50-Jährige kam 2008 aus Heidelberg nach Wesel und gehört mittlerweile "zum Inventar".

Technik in der Kardiologie auf einem "Top-Stand"

Sie hat die umfangreiche Erweiterung der kardiologischen Abteilung in den vergangenen Jahren begleitet. "Die Technik ist auf einem Top-Stand", sagt Tiefenbacher. Dazu gehört neben modernsten Hochleistungs-Ultraschallgeräten seit Eröffnung des Teil-Neubaus der Kardiologie im Oktober 2012 ein zweiter Kathetermessplatz. So kann parallel gearbeitet und im Notfall noch schneller reagiert werden. "Beim Herzinfarkt hat man sechs Stunden Zeit, dann ist der Muskel tot", sagt die Chefärztin.

Um schnell reagieren zu können, hilft moderne Technik: Das Krankenhaus hat zwei iPhones angeschafft, so dass der Notarzt die EKG-Messwerte eines Patienten schon von unterwegs an die Klinik schicken kann. Der Patient kommt, dank direkter Anbindung an die Liegendanfahrt, auf kürzestem Weg in den Behandlungsraum. Hier wird dann mittels Katheteruntersuchung nach dem verschlossenen Gefäß gesucht und dieses mit Hilfe eines Ballonkatheters und einer Stent-Implantation wieder geöffnet. "Im besten Fall bleibt nichts zurück", so Tiefenbacher.

Sprechstunde für Herzinfarkt-Patienten

Generell überleben heute dank guter Technik und schneller Hilfe mehr Patienten als früher einen Herzinfarkt. Einige von ihnen haben dann aber später mit einer Herzmuskelschwäche als Folgeerkrankung zu kämpfen. Diese Erkrankung stellt die Patienten im Alltag vor bestimmte Herausforderungen. Deshalb bietet das Marien-Hospital eine Sprechstunde an, in der über eine spezialisierte oberärztliche Betreuung hinaus eine extra geschulte Schwester Tipps und Informationen gibt.

Zum Beispiel, dass stark herzkranke Menschen nicht mehr als 1,5 Liter pro Tag trinken sollen. "Außerdem müssen sie sich oft wiegen", so Tiefenbacher. Eine schnelle und starke Gewichtszunahme deute auf Wassereinlagerungen hin. "Das Herz ist zu schwach und kann das Blut nicht abtransportieren", erklärt sie. In der Sprechstunde wird auch entschieden, ob Bedarf für die Implantation eines Herzschrittmachers besteht, der vor tödlichen Herzrhythmusstörungen schützen kann.

Die Anzeichen für einen möglichen Herzinfarkt können vielfältig sein: Engegefühl auf der Brust, Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen. "Manche merken aber auch nur ein Zwicken", erklärt die Ärztin. Schwindel hingegen habe mit dem Herzen meistens nichts zu tun. Bei akuten Beschwerden sollten Patienten direkt über in die Notambulanz kommen, sonst sei zuerst der Gang zum Hausarzt sinnvoll.

Vorsorge ist wichtig

Eine vorsorgliche Katheteruntersuchung ohne Anzeichen lehnt Christiane Tiefenbacher ab, ein jährlicher Belastungstest (EKG) sei aber sinnvoll. "Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht", so die Ärztin, da Verengungen über Jahrzehnte wachsen würden, ein plötzliches Aufplatzen aber von einem auf den anderen Tag einen Herzinfarkt auslösen könnte. Diese Ablagerungen bestehen aus Kalk, Schaumzellen und Fetten. Deshalb gilt nicht nur bei Herzpatienten, sondern zur Vorbeugung generell: "Das Wichtigste ist die Lebensstiländerung: Bewegung, aufhören mit dem Rauchen, eine gesunde Ernährung", zählt die Ärztin auf.

Nicht zuletzt deshalb bietet das Marien-Hospital in Zusammenarbeit mit Weseler Sportvereinen auch eine Herzsportgruppe an, in der herzkranke Patienten unter ärztlicher Leitung an zwei Terminen in der Woche (mittwochnachmittags und samstagsvormittags) gemeinsam Sport treiben können. Das Personal selbst geht mit gutem Beispiel voran. Beim letztjährigen Betriebsausflug machten einige, darunter auch Christiane Tiefenbacher, das Goldene Sportabzeichen. Zudem gibt es in der Abteilung immer mittwochs die "Aktive Pause" mit Rückengymnastik und anderen Übungen.

(RP)
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