Wesel Schon vier Drogen-Tote in diesem Jahr

Wesel · Die Drogenberatungsstelle beklagt, dass immer mehr Ratsuchende mehrfachabhängig sind und unter psychischen Störungen leiden. Auch Glücksspielsucht ist ein Problem.

Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind vier Menschen in Wesel an den Folgen ihrer langjährigen Drogensucht gestorben. Diese Zahl nannte jetzt Jörg Kons, der Leiter der Drogenberatungsstelle an der Fluthgrafstraße im Jugendhilfeausschuss. Drei seien um die 40, einer 60 Jahre gewesen.

Bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2014 machten Kons und seine Kollegin Barbara Lübbehusen deutlich, dass immer "Klienten" (456) die Gesprächsangebote wahrnehmen würden, immer mehr Abhängige gleich mehrere Drogen gleichzeitig konsumieren und auch die Zahl derer, die unter psychischen Störungen leiden, weiter steigt, Neu ist auch, dass vereinzelt auch junge Leute die Beratungsstelle aufsuchen, die an keinem Spielautomaten vorbeigehen können und damit ein echtes Problem haben.

Nach wie vor rangiert bei den Einstiegdrogen Nikotin vor Alkohol. Auf der Liste der am weitesten verbreiteten Drogen rangiert (gentechnisch verändertes) Canabis (Barbara Lübbehusen: "Viele kiffen schon mit 14, um runterzukommen") ganz oben. Es folgen Amphetamine ("Speed schädigt das Hirn und wird von Mädchen leider auch als Diätmittel genutzt"), die vielfach von jungen Leuten jenseits der 20 konsumiert werden, um bei Feiern lange wachzubleiben oder um im Beruf Höchstleistungen zu bringen.

Auf Rang drei folgt Heroin. In diesem Zusammenhang macht Kons darauf aufmerksam, dass es nach wie vor keine Ärzte in Wesel, Hamminkeln und Schermbeck gebe, die Heroinabhängigen Methadon aushändigen. Nur der Hünxer Mediziner Dr. Michael Wefelnberg gibt die Ersatzdroge, deren Kosten von den Kassen übernommen werden, in einer Ausgabestelle mittags unweit des Weseler Bahnhofs aus (die Rheinische Post berichtete).

Bei der Vorstellung des 42. Jahresberichtes der Drogenberatungsstelle kamen Lübbehusen und Kons auch auf das Thema "Fidkits" zu sprechen. Es sei gelungen, eine neue Gruppe für acht- bis zwölfjährige Kinder von Drogenabhängigen zu gründen. Ziel der "Fidkits" ist es bekanntlich, die Kinder aus belasteten Familien stark zu machen, um ihnen das Schicksal ihrer Eltern zu ersparen. Statistiken besagen, dass ein Drittel der Kinder, deren Eltern von Drogen sind, selbst abhängig werden. "Wichtig ist, dass diese Kinder lernen, über die Probleme in ihren Familien zu reden", sagt Jörg Kons.

Für ihre Arbeit erhielten er und Lübbehusen reichlich Lob vom Ausschuss.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort