Schermbeck Seltene Vögel zum Greifen nahe

Schermbeck · In der Üfter Mark wartet jetzt eine Wildbeobachtungsplattform auf Besucher. Die Anlage am Rand der Sandgrube Boer bietet Platz für etwa 50 Personen. Revierförster Christoph Beemelmans ist überzeugt, dass sie gut ankommt.

 RVR-Bereichsleiter Ulrich Carow (rechts) erläuterte den Gästen an der Wildbeobachtungsplattform die bisherigen Maßnahmen im Naturerlebnisgebiet Üfter Mark seit dem Jahre 2001.

RVR-Bereichsleiter Ulrich Carow (rechts) erläuterte den Gästen an der Wildbeobachtungsplattform die bisherigen Maßnahmen im Naturerlebnisgebiet Üfter Mark seit dem Jahre 2001.

Foto: Scheffler

Ein roter Milan kam wie bestellt dahergeflogen und unterbrach kurzzeitig die Festredner, als gestern die neue Wildbeobachtungsplattform an der ehemaligen Sandgrube Boer im Naturerlebnisgebiet Üfter Mark im Beisein von etwa 20 Gästen eröffnet wurde.

Seit 2001 ist das Gelände der Üfter Mark im Besitz des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Ursprünglich wollte der RVR die Sandgrube zu einer Naturerlebniskuhle ausbauen. Vorgesehen waren unter anderem ein zwei Kilometer langer Hauptwanderweg sowie Lern- und Spielangebote für Kinder und Jugendliche. Doch dann machten streng geschützte Arten wie Schwarzstorch, Ziegenmelker, Heidelerche und roter Milan auf sich aufmerksam und eine neue Planung erforderlich.

Aus dem Wanderweg mitten durch die Landschaft wurde eine Aussichtsplattform am Rande der Sandgrube, für deren Planung und Errichtung der RVR 72 000 Euro zur Verfügung stellte. Das Geld stammt aus Mitteln von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für die nun abgeschlossene Sandabgrabung. Die Planungen übernahm die Münsteraner Liebschulte Ingenieurgesellschaft, deren Mitarbeiter Thomas Plischek zur Eröffnung kam und die baulichen Details erläuterte. Aus weitgehend unbearbeitetem Lärchenholz wurde die etwa 75 Quadratmeter große überdachte Plattform hergestellt. Zwei hintereinandergestaffelte Emporen ermöglichen den Aufenthalt von etwa 50 Personen ohne eine wechselseitige Sichtbehinderung. Die untere Empore kann auch von Rollstuhlfahrern aufgesucht werden.

Viel Lob gab es für den RVR von Landrat Dr. Ansgar Müller, der zur Eröffnung auch eine Nisthilfe für Wildbienen mitbrachte. "Derartige Orte haben in unserer hektischen Zeit eine besondere Bedeutung", würdigte der Landrat die "Weite und Abgeschiedenheit der Landschaft", die zum Verweilen einlade. Es sei gelungen, wirtschaftliche Interessen und Belange des Naturschutzes in Einklang zu bringen, bescheinigte Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth dem RVR und erinnerte daran, dass dies nicht das einzige Projekt im Gebiet der Gemeinde Schermbeck sei, das durch den RVR Aufwertung erfahren habe.

Revierförster Christoph Beemelmans ist fest davon überzeugt, dass die Plattform stark frequentiert wird und freut sich schon jetzt, wenn Schulklassen, Kindergärten, Vereine oder Gruppen sich bei ihm (Tel. 02866 4491; Anrufbeantworter abwarten) anmelden. Die ehemalige Sandgrube mit ihren fünf Wasserflächen habe das ganze Jahr über Tiere zu bieten. Derzeit kann man einen Fuchs beobachten, der an den Steilwänden Mäuse jagt, um seine Jungen zu füttern. Abends ziehen Wildschweine die Blicke auf sich. Ab 18 Uhr kommt in der Regel das Rotwild. Im Sommer lassen sich alle vorkommenden Wildarten beobachten. Hinzu kommt der Dachs, der in den Totholzflächen Schnecken und Würmer sucht. "Im Herbst kann man das Rotwild bei der Brunft beobachten", berichtet Beemelmans. Im Winter stellen sich besonders Zugvögel ein.

Die Plattform erreicht man über die B 224. Von der biegt man in den Rhader Weg, wo man Parkplätze vorfindet, und gelangt nach etwa 350 Metern zur Plattform. Radler können von Üfte aus über den Rhader Weg direkt zur Plattform fahren.

(hes)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort