Schermbeck So geht Schermbeck mit Flüchtlingen um

Schermbeck · Zwei Zehntklässlerinnen der Gesamtschule forschten zu dieser Fragestellung. Jetzt stellten sie ihre Ergebnisse vor.

 Leonie Groß-Fengels und Antonia Wiesner befragten Schermbecker zu einem der drängendsten Themen dieser Tage: Flüchtlinge.

Leonie Groß-Fengels und Antonia Wiesner befragten Schermbecker zu einem der drängendsten Themen dieser Tage: Flüchtlinge.

Foto: Hermann

Ein aktuelleres Thema hätten die Gesamtschülerinnen Leonie Groß-Fengels und Antonia Wiesner für ihre Teilnahme am Wettbewerb "Jugend forscht" wohl kaum finden können. Sie befassten sich mit dem Thema "Flüchtlinge in Schermbeck", beobachteten in dem Zusammenhang die Eingliederung von Flüchtlingskindern in den Schulalltag der Gesamtschule und starteten im November eine "Umfrage zur Einstellung gegenüber Flüchtlingen in Schermbeck".

Die Mädchen trafen mit ihrem Thema nach den Sommerferien auf offene Ohren bei ihrer Lehrerin Stephanie Herbstritt, als es um die Wahl eines Forschungsthemas für den im Frühjahr 2016 in Marl stattfindenden Wettbewerb "Jugend forscht" ging. Bürgermeister Mike Rexforth und der ehemalige Schermbecker Pfarrer Wolfgang Bornebusch erklärten sich spontan bereit, mit den Schülerinnen auf der Mittelstraße Personen anzusprechen.

Gestern wurde das Ergebnis der Ende November erfolgten Befragung von Leonie Groß-Fengels vorgestellt. Ausgewertet wurden drei Befragungen. 213 Schüler wurden befragt, 25 Lehrer und 345 Schermbecker Bürger. Jede Gruppe sollte sich zu sieben Fragen äußern: Verfolgen Sie die Beiträge über die Flüchtlinge in den Nachrichten? Welche Stimmungen werden durch die Medienberichte in Ihnen ausgelöst? An welche möglichen Folgen denken Sie im Zusammenhang mit den Flüchtlingen? Sind Sie schon mit Flüchtlingen in Kontakt getreten? Würden Sie sich engagieren, um Flüchtlingen zu helfen? Wie können wir Ihrer Meinung nach mit den hier lebenden Flüchtlingen umgehen? Wie finden Sie die Art und Weise, wie man in Schermbeck mit dem Thema Flüchtlinge bzw. mit den Flüchtlingen umgeht?

Während Schulleiter Norbert Hohmann und Lehrerin Stephanie Herbstritt die hervorragende Bearbeitung und Auswertung der Befragung durch die Schülerinnen lobten und damit die Auffassung der Juroren beim Wettbewerb in Marl stärkten, bescheinigte Bürgermeister Rexforth den Schülerinnen ein "mutiges Auftreten bei einem Thema, das kontrovers diskutiert" wird. Die Umfrage ist zwar schon vor einem halben Jahr erfolgt, als der Flüchtlingszustrom noch relativ hoch war, und vor den Ereignissen in Köln, aber die Auswertung bietet zwei aufschlussreiche Erkenntnisse.

Die Schülerinnen legen einerseits ein zeithistorisches Dokument vor über die Auffassung der Schermbecker zu einem zentralen Thema der kleinstädtischen Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt. Bei den Schülern waren Mitleid und Trauer die zentralen Stimmungen, die durch Medienberichte ausgelöst wurden, bei den Lehrern und den Schermbecker Bürgern Mitleid und Angst. Nur ein Viertel der Schermbecker Bürger war nicht bereit, Flüchtlingen zu helfen.

Der Bürgermeister interessierte sich besonders für die Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit den Flüchtlingen. "239 Bürgerinnen und Bürger sagen, dass Schermbeck in dieser aktuellen Situation sehr vorbildlich handelt", beschrieb Groß-Fengels die Auswertung und ergänzte, "es gibt leider auch 97 Gegenstimmen, die das Gegenteil behaupten". Als positive Gründe wurden die gute Information und ein vorbildlicher Einsatz des Bürgermeisters ebenso genannt wie der vorbildliche Einsatz der Bürger, die gute Unterbringung, eine gute Struktur sowie das Engagement der Schulen und Kindergärten.

"Mir hilft das Papier bei meiner täglichen Arbeit", versicherte Bürgermeister Mike Rexforth. Zudem eigne sich das Befragungsergebnis gut dazu, im Rahmen einer ähnlichen künftigen Befragung Änderungen im Meinungsbild feststellen und mit statistischen Methoden vergleichen zu können.

Die Fraktionen im Schermbecker Rat erhalten in den nächsten Tagen jeweils ein Exemplar der 19-seitigen Schülerarbeit.

(hes)
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