Hamminkeln So lernen Flüchtlinge, sicher zu radeln

Hamminkeln · Die Kreis-Verkehrswacht verteilt Info-Broschüren in drei Sprachen über deutsche Verkehrsregeln.

 Radeln will gelernt sein: Aamed (7) zeigt die Broschüre, die Bürgermeister Bernd Romanski an Flüchtlinge verteilt hat.

Radeln will gelernt sein: Aamed (7) zeigt die Broschüre, die Bürgermeister Bernd Romanski an Flüchtlinge verteilt hat.

Foto: Markus Joosten

In der Daßhorst herrscht munteres Treiben. Im gerade fertiggestellten, halb belegten Containerdörfchen leben rund 100 Asylbewerber. Ihr Haupttransportmittel ist das Fahrrad. Kinder flitzen über die kleine Dorfgasse oder radeln ebenso freihändig wie sportlich über die angrenzende Straße.

"Das sollten sie besser nicht tun, das ist gefährlich und verboten", sagt Bernd Störmer, der Vorsitzende der Kreis-Verkehrswacht. Ein bisschen kommt dabei der ehemalige Polizist hervor, der mahnt, die Verkehrsregeln einzuhalten. Durchaus ein Problem, denn vielen Flüchtlinge wurde in ihren Herkunftsländern keine Regeln vermittelt, oft haben sie nur das Recht des Stärkeren kennengelernt. Damit sie sicher in ihrem Fluchtland unterwegs sind, hat sich die Kreis-Verkehrswacht etwas ausgedacht: Gestern verteilte Strömer in Hamminkeln Broschüren zu deutschen Verkehrsregeln in arabischer, englischer und deutscher Sprache. Auch themenbezogene Plakate, leicht verständlich mit Piktogrammen zum richtigen Verhalten im Verkehr, werden kreisweit verteilt.

"Da wird schon einmal wild gefahren, freihändig, mit erhobenen Händen oder zu dritt und viert auf dem Rad", sagt Roswitha Kellersohn von der Flüchtlingshilfe und bittet einige Heranwachsende, die Gefahren nicht zu unterschätzen. Die Jungs müssen mal etwas ausprobieren, das verwundert nicht. Dennoch gibt es Problemsituationen, die immer wiederkehren und die im dichten Autoverkehr nicht zu unterschätzen sind. Zum Beispiel, wenn im Kreisverkehr an der Daßhorst direkt an der Feuerwache die Radler den Kreisverkehr auf der linken Seite befahren. Oder die Radwege auf der falschen Straßenseite benutzen, ohne sich der Gefahr durch aus Nebenstraßen einfahrende Pkw bewusst zu sein.

Wie es besser geht, zeigen die Broschüren. Auch die Flüchtlingshilfen, die nah dran sind, haben das Thema erkannt. "In Dingden hat Fahrlehrer Andreas Bielefeld Verkehrsunterricht für Flüchtlinge gegeben", sagt Friedrich Tersek. In Mehrhoog wurde in der Hogenbuschhalle eine Power-Point-Präsentation in drei Sprachen abgehalten. Es ging ebenfalls um das Nutzen von Radwegen, aber auch um die simple Tatsache, welche Verkehrsschilder was bedeuten.

Die Kreis-Verkehrswacht setzt auf Prävention. Bemerkenswerte Verkehrsunfälle mit Flüchtlingen hat es bis auf ein paar Blechschäden bisher nicht gegeben. "So soll es bleiben. Diese Aktion ist sehr sinnvoll", sagte Bürgermeister Bernd Romanski. Nicht alle Interessenten können aber mit einer Fiets versorgt werden. "Wir benötigen gespendete Räder", sagt Hans Reimann von der Flüchtlingshilfe Hamminkeln. In Mehrhoog dagegen ist der Fahrradkeller der Helfer rappelvoll. Hier werden Leute gebraucht, die Räder instandsetzen (RP berichtete). Die Kreis-Verkehrswacht wird im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten künftig bei zentralen Aktionen das Thema "Verkehrssicherheit für Flüchtlinge" voranbringen. Nicht jede Stadt kann bedacht werden. In Hamminkeln wird eine Aktion im Klausenhof stattfinden. Kommunen und Polizei werden sich dabei engagieren. Auch die Flüchtlingshilfen sind gefragt.

(RP)
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