Wesel Sondermüll mitten im Naturschutzgebiet

Wesel · In der Dingdener Heide liegt seit Sonntag eine wilde Müllkippe - darunter Baustoffe und Chemikalien. Nun ermittelt die Polizei. Derweil fordert die Biologische Station Wesel einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.

 Joachim Fuchs (l.) und Thomas Traill auf der Heidewiese am wild entsorgten Müllhaufen mit Teerpappen und Kunststoffen.

Joachim Fuchs (l.) und Thomas Traill auf der Heidewiese am wild entsorgten Müllhaufen mit Teerpappen und Kunststoffen.

Foto: Hesse

Die Dingdener Heide liegt am Rande Hamminkelns. Sie gehört zum zehn Quadratkilometer großen Kultur- und Landschaftsschutzgebiet, Kern ist das Naturschutzgebiet Dingdener/Büngersche Heide mit 212 Hektar - plus nahegelegene Schutzgebieten in der Größe von 100 Hektar.

Es handelt sich um ein Vogelschutzgebiet von internationaler Bedeutung. Wiesenvögel wie der Große Brachvogel, die Uferschnepfe und eine der wenigen größeren Kiebitzpopulationen sind hier zu finden. Sie haben ihren sensiblen Lebensraum in einem Naturschutzgebiet gefunden, für dessen Erhalt die öffentliche Hand viel Geld ausgegeben hat. Massive Störungen schaden dem System und bringen nicht nur Naturschützer in Rage. Wie jetzt bei einem massiven Fall illegaler Müllentsorgung: Die Stiftung Büngersche/Dingdener Heide hat bereits die Polizei eingeschaltet.

Falls die Ermittlungen ergeben, wer die wilde Kippe verursacht hat, kann das für den illegalen Müllentsorger teuer werden. Doch die Chancen auf Erfolg sind nicht groß. Es sei denn, irgendwo in der Wagenladung Schutt, die im Bereich Brüner Straße und Raßingveen an der Grenze von Hamminkeln und Rhede mitten in der Natur abgeladen worden ist, wird ein Hinweis auf den "Vorbesitzer" gefunden. Zu sehen sind hier Autospuren, eingedrückt in die Heidewiese. Der Täter ist im großen Bogen vom Weg abgefahren, hat gestoppt, den Müll abgekippt und danach wieder verschwunden. Noch am Sonntag hat ein Naturfreund ein Handyfoto des Frevels an Schäfer Joachim Koop geschickt - der Weseler ist Pächter der Wiesen. Am Montag hat dieser die Polizei informiert.

Das üble Gemisch aus Teerpappe, Styropor, Spraydosen und Kunststoffen wird heute vom Bauhof Borken beseitigt. Als Sondermüll. Doch niemand weiß, ob nicht zum Beispiel Styroporkügelchen übrig bleiben, die irgendwann von Vögeln aufgepickt werden. "Aufräumen ist schwerer als etwas schmutzig zu machen", sagt Thomas Traill von der Biologischen Station Wesel.

Einen solch "eklatanten Fall" von illegaler Entsorgung hat Joachim Fuchs von der Stiftung Dingdener Heide seit Jahren nicht erlebt. Er und Traill warben gestern vehement für verantwortungsvollen Umgang mit der Natur - und propagierten den Wert des Naturschutzgebietes. Wobei die Landschaftsbehörden beobachten, dass es inzwischen immer mehr wilde Kippen und größere Verantwortungslosigkeit gibt. Traill, gelernter Chemiker, weist daraufhin, dass bauchemikalische Stoffe, die nicht biologisch abbaubar sind, für jedermann zu haben seien und nicht ordnungsgemäße Entsorgung erhebliche Folgen habe. Die wilde Kippe in der Heide bedroht zwar nicht direkt Vogelarten, aber sie ist ein schlimmes Signal im Umgang mit dem Schutzgebiet.

Wer Müll wild entsorgt, riskiert auch teures Strafgeld. Allein 800 Euro kostet die Entsorgung der Stoffe aus der Dingdener Heide - plus Strafe. Die korrekte Abfuhr hätte lediglich rund 100 Euro gekostet.

(RP)
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