Wesel SPD für Düngeverbot im Schutzgebiet

Wesel · Die Nitratbelastung des Weseler Trinkwassers ist höher als sonst in der Region. Für Fraktionschef Ludger Hovest Folge von zu viel Gülle rund ums Wasserwerk Flüren. Im Stadtwerke-Aufsichtsrat soll das Problem diskutiert werden.

Wesel: SPD für Düngeverbot im Schutzgebiet
Foto: Schwarze-Blanke

In kaum einer anderen Kommune am Niederrhein ist das Trinkwasser so stark belastet wie in Wesel. Während der letzten Stadtwerke-Aufsichtsratssitzung wurde bekannt, dass sich fast 31 Milligramm Nitrat in jedem Liter nachweisen lassen. Nur in Neuss liegt der Wert mit mehr als 41 Milligramm pro Liter (mg/l) noch etwas höher.

Auch wenn der Grenzwert von 50 mg/l damit noch lange nicht erreicht ist und das Weseler Wasser einen hervorragenden Ruf genießt, so ist SPD-Fraktionschef Ludger Hovest überzeugt, "dass jetzt so schnell wie möglich etwas passieren muss". Konkret meint er damit eine Resolution, die möglichst nächsten Donnerstag im Stadtwerke-Aufsichtsrat von allen Mitgliedern unterzeichnet und anschließend an alle Fraktionen im Land- und im Bundestag verschickt werden soll. Tenor der Erklärung: "Verbot von Gülleausbringung in allen Wasserschutzgebieten." Denn in einem gewissen Radius um das Flürener Wasserwerkes ist es den Eigentümern der Flächen erlaubt, eine Gewisse Menge Gülle als natürlichen Dünger zu verteilen. Entsprechende Verträge zwischen Stadtwerken und mehreren Landwirten regeln die Mengen.

Natürlich ist Politprofi Hovest klar, dass sich in Düsseldorf und Berlin niemand dafür interessiert, wenn jemand wie er in der Provinz sein Wort erhebt. Also muss er sich Verbündete suchen. Und die glaubt er mit dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) gefunden zu haben, dem auch die Weseler Stadtwerke angehören. Denn auch der VKU hat bereits gefordert, "die Nitrateinträge in unseren Gewässern endlich zu reduzieren, da sie wichtige Trinkwasserressourcen für die kommunalen Wasserversorger sind". Mit dem VKU will Hovest unter anderem absprechen, wie man künftig Lobbyismus betreiben könnte.

Weil der SPD-Fraktionschef weiß, wie sensibel die Landwirte auf Kritik reagieren, möchte er eines klarstellen: "Die Bauern sind unsere Partner, keine Gegner. Aber wir dürfen nicht die Augen verschließen. Das Trinkwasser in Wesel ist nun mal signifikant schlechter als in der Umgebung. Das Ziel ist es, dass wir gemeinsam besser werden."

Eine Idee, wie man Landwirten den Gedanken schmackhaft machen könnte, künftig ganz auf die Düngung ihrer Flächen in Wasserschutzgebieten zu verzichten, hat Hovest auch schon. Schon jetzt muss die Stadt eine Art Wasserabgabe ("Wasserentnahmegeld") ans Land zahlen - jährlich 160.000 Euro. 60.000 Euro davon erhalten die Landwirte, damit sie weniger Gülle ausbringen. "Eigentlich ist es ein Witz", so Hovest, "dass man ihnen noch Geld gibt, dass sie das Wasser versauen. Von mir aus aber können die ganzen 160.000 Euro an die Landwirte fließen, wenn künftig ,Null Gülle in Wasserschutzgebieten' gilt."

Dass das Trinkwasser aber auch in zehn oder 20 Jahren nicht komplett frei sein wird von Nitrat, selbst wenn das Verbot käme, gibt Hovest unumwunden zu. Denn das Flürener Wasserwerk speist sich aus Grundwasserströmen, die große Entfernungen zurücklegen. Es fließt im weiten Bogen von den Brüner Bergen her unterhalb von Hamminkeln lang und läuft von dort in die Schutzzonen auf Weseler Stadtgebiet. "Klar ist aber, dass etwas passieren muss. Und ich mache den Anfang." Dass ihm die anderen Aufsichtsratsmitglieder folgen, davon ist Hovest überzeugt.

Gerne hätte die RP eine Stellungnahme von Wilhelm Neu, dem Vorsitzenden der Kreisbauernschaft, zu dem Themenkomplex erhalten. Doch war der Landwirt aus Brünen gestern telefonisch nicht zu erreichen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort