Wesel Spendenaktion für Wilhelm I.-Denkmal

Wesel · Informationsabend zur Wiederaufstellung der Kaiser-Skulptur: Das privat finanzierte Projekt stößt neben Kritik auf viel positive Resonanz. Ab dem 13. April soll das Werk des Bildhauers Reinhold Begas liegend unter Glas präsentiert werden.

 Vor den beiden Mörsern an der Zitadelle, die einst am Berliner Tor standen, soll der Glas-Sarkophag mit dem Bildnis des Kaisers Wilhelm I. aufgestellt werden und mit den Geschützen ein Dreieck bilden.

Vor den beiden Mörsern an der Zitadelle, die einst am Berliner Tor standen, soll der Glas-Sarkophag mit dem Bildnis des Kaisers Wilhelm I. aufgestellt werden und mit den Geschützen ein Dreieck bilden.

Foto: Klaus Nikolei

45 Gäste kamen zum Informationsabend des Freundeskreises zur Wiederaufstellung des Denkmals für Wilhelm I. in den Kaiserhof. Zehn weitere Interessierte hatten abgesagt, aber ihre Spendenbereitschaft signalisiert. Mithin zog Dagmar Ewert-Kruse in der Nachbetrachtung eine positive Bilanz. Als "richtig gut" bezeichnete sie im RP-Gespräch jetzt die Veranstaltung, bei der sie nach einem Filmbeitrag einen Vortrag über die Denkungsweise in jener Zeit hielt, in der Reinhold Begas (1831-1911) die Marmor-Skulptur für den Weseler Bahnhofsvorplatz geschaffen hatte.

Wie mehrfach berichtet, soll das nach dem Zweiten Weltkrieg demolierte und abgeräumte Bildnis des Preußenherrschers am 13. April an der Zitadelle in einem Glas-Sarkophag liegend wieder in die Öffentlichkeit zurückkehren. Wie 1907 bei der Aufstellung, so werden auch 111 Jahre später die Mittel dafür von Privatleuten aufgebracht. Ewert-Kruse freute sich am Infoabend besonders darüber, dass die Besucher positiv bis unvoreingenommen gestimmt waren. Widerspruch habe es nicht gegeben.

Lange war Reinhold Begas ideologisch verfemt worden. Mittlerweile hat es eine Rehabilitation gegeben, mit der auch eine Neubewertung seiner künstlerischen Qualitäten einherging. Dies brachte Ewert-Kruse den Zuhörern ebenso nahe, wie eine Einbettung in die politischen und soziologischen Entwicklungen. Die Neubetrachtung orientiert sich an jüngsten Arbeiten auch internationaler Forscher. Promovierte Gäste wie der Historiker Manfred Wüstemeyer zollten laut Ewert-Kruse, Respekt für die Recherche auf dem Stand der Jetztzeit. Der Theologe Rainer Neu zeigte sich interessiert, seine Frau, die Künstlerin Marie-Paule Neu will Begas künftig im Unterricht behandeln. Für die Stadt war Kulturdezernent Rainer Benien zugegen, für die FDP Peter Berns und für die SPD Ludger Hovest. "Erstaunt und zugetan" habe Claudia Bongers vom Niederrheinischen Kunstverein auf die Ausführungen zur Wiederentdeckung Begas' reagiert. Diese seien für viele völlig neu gewesen, sagte Ewert-Kruse. Gleiches habe für Aussagen zu fortschrittlichen Entwicklungen in Preußen und eine Anerkennung der Leistungen durch heutige Wissenschaftler aus ehedem verfeindeten Ländern. Wer dies alles abstreite, so Dagmar Ewert-Kruse, habe weder die Begas-Ausstellung 2010 in Berlin noch das Begas-Haus in Heinsberg besucht und nichts von dem Australier Christopher Clarke gelesen. Der mittlerweile zum Ritter geschlagene Historiker lehrt an der University of Cambridge und ist Experte für preußische Geschichte.

Zu den Kritikern des Vorhabens zählt weiter Diethelm Röhnisch, Pfarrer i.R. und Gründungsmitglied des Niederrheinischen Kunstvereins. Der RP-Leser aus Flüren teilte vor dem Hintergrund der jüngsten Berichterstattung mit, dass er Begas künstlerisch für völlig wertlos und Wilhelm I. weiter für einen Militaristen halte. Dass man das Denkmal retten wolle, sei ja in Ordnung, doch solle dies unauffällig bleiben, eher "am Rande" präsentiert werden. "Ich bekenne mich meines Vorurteils", sagte Röhnisch.

Unterdessen läuft beim Kreis der Denkmalfreunde die Beschaffung der Mittel für das Projekt an, für das wegen der einfacheren Ausführung nun 30.000 statt der ursprünglich kalkulierten 50.000 Euro benötigt werden. Ansprechpartner für die Spendensammlung sind Ernst Joachim Trapp (Tel. 0171 6426133) und Dominik an der Heiden (0151 53541984). Die Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg unterstützt das Projekt mit einem ab heute aktiven Sonderkonto: Preußische Gesellschaft e.V. Berlin; Verwendungszweck: "Denkmal Wilhelm I"; IBAN: DE93 1007 0848 0482 8687 01; BIC: DEUTDEDB110.

(fws)
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