Wesel Spezialdrohne hilft bei Deichsanierung

Wesel · Der Öffentlich bestelle Weseler Vermesser Hans R. Behr hat ein besonderes Fluggerät konstruiert, das in geringer Höhe zahllose Bilder vom sanierungsbedürftigen Rhein-Bollwerk gemacht hat. Die Fotos sind Basis für exakte 3-D-Grafiken.

 Holger Friedrich (r.), Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze, ist angetan von der "fünf Mal überhöhten" 3-D-Grafik, die das Vermessungsbüro von Hans R. Behr (l.) erstellt hat.

Holger Friedrich (r.), Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze, ist angetan von der "fünf Mal überhöhten" 3-D-Grafik, die das Vermessungsbüro von Hans R. Behr (l.) erstellt hat.

Foto: Malz

Hans R. Behr hört es nicht ganz so gerne, wenn man seine 40.000-Euro-Drohne, die er mit einer Olympus-Digitalkamera bestückt und mit gigantisch großer Speicherkapazität versehen hat, als "Erfindung" bezeichnet. Denn die einzelnen Komponenten gab es ja schon vorher. Und doch ist dem Weseler Öffentlich bestelltem Vermessungsingenieur mit seiner fliegenden Konstruktion etwas Außergewöhnliches gelungen, das ihn stolz macht und vor allem dem Hochwasserschutz am Niederrhein und damit letztlich allen Menschen in der Region dienen soll. "Das ist echte Daseinsfürsorge, damit wir hier nicht irgendwann Land unter haben", sagt der Vermessungs-Ingenieur.

Mit Hilfe seiner Drohne, für die er die dringend erforderliche Aufstiegserlaubnis des Bundesluftfahramtes besitzt, ist es jetzt möglich, sanierungsbedürftige Deiche in etwa 50 Meter Höhe zu überfliegen und dabei zahllose Fotos zu machen. Bilder, die von Flugzeugen aus großen Höhen gemacht würden, seien längst nicht so genau und aussagekräftig, erklärt Behr.

Mit Hilfe modernster Computertechnik und Ausgleichprogrammen entstehen nach der Überfliegung am PC-Bildschirm 3-D-Grafiken, die exakt die Form und die genau Lage der Deiche zeigen. "Das ist für uns sehr wichtig, um errechnen zu können, welche Grundstücke wir womöglich für den Bau der neuen, praktisch doppelt so breiten und 70 Zentimeter höheren Deiche erwerben müssen und wie viel Lehm und Sand wir für den Aufbau benötigen", sagt Holger Friedrich, Geschäftsführer des 2007 gegründeten Deichverbandes Bislich-Landesgrenze (siehe Infobox). Er hat Hans R. Behr kürzlich beauftragt, den gut sieben Kilometer langen Deichabschnitt Löwenberg auf Reeser Stadtgebiet zu überfliegen. Die Daten, die Behr bei einem Test auf einer 600 Meter langen Strecke in Bislich-Vahnum gesammelt hatte, hatten Friedrich überzeugt.

An zwei Tagen ging die mit Hilfe von GPS gesteuerte Drohne insgesamt sechs Stunden in die Luft, um insgesamt 3500 Bilder zu machen. "Der Computer hat drei Tage gebraucht, um aus den Bildern, die zu 70 Prozent übereinanderliegen, möglichst genaue Werte zu bekommen", erklärt Hans R. Behr und zeigt auf den großen Bildschirm, an dem sein Mitarbeiter Thorsten Wolf gerade die 3-D-Animation des Löwenbergs lädt. Um Bodenwellen und Höhenunterschiede besser erkennen zu können, ist die Grafik "fünf Mal überhöht", wie Thorsten Wolf sagt.

Die von Behr gelieferten Daten leitet der Deichverband nun an ein Fachunternehmen, das mit der Planung des neuen Deiches beauftragt ist. "Normalerweise hätten zwei Vermessungsteams zwei Jahre benötigt, um die Daten, die im Rahmen dieses Pilotprojektes ermittelt wurden, in dieser Dichte zu erfassen. Und die wären längst nicht so genau und sicher 30 Prozent teurer", sagt Hans R. Behr. Er ist guter Hoffnung, dass künftig auch andere Deichverbände seine Dienstleistung in Anspruch nehmen werden. Denn es gilt in Düsseldorf als offenes Geheimnis, dass das Umweltministerium künftig Kontrollflüge über die Deiche fordern wird. "So viele Messtrupps gibt es nämlich gar nicht, um diese Aufgabe zu erfüllen", betont Behr. "Da müssen Drohnen zum Einsatz kommen." Außerdem sieht er ein weiteres Einsatzgebiet: Windkrafträder, die regelmäßig auf mögliche Schäden kontrolliert werden müssten, Brücken, Fassaden, Kirchen und andere Bauwerke könnten mit Hilfe der ferngesteuerten Drohne inspiziert werden.

(RP)
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