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Fußball Enrico Marrali und sein neues Leben

Schermbeck · Kicker aus Gahlen hat nach einem Unfall auf dem Platz eine Niere verloren. Mittlerweile spielt er wieder Fußball.

 Enrico Marrali (links) wird den 1. Dezember 2013, als er sich im Spiel gegen den SC Marl-Hamm II einen Nierenriss zuzog, nie vergessen. "Ich werde künftig an diesem Tag auch Geburtstag feiern. Schließlich war es eine kleine Wiedergeburt für mich", meint der 24-Jährige. Markus Joosten

Enrico Marrali (links) wird den 1. Dezember 2013, als er sich im Spiel gegen den SC Marl-Hamm II einen Nierenriss zuzog, nie vergessen. "Ich werde künftig an diesem Tag auch Geburtstag feiern. Schließlich war es eine kleine Wiedergeburt für mich", meint der 24-Jährige. Markus Joosten

Foto: Markus Joosten

Enrico Marrali blickt auf den TV-Bildschirm. Das Viertelfinalspiel bei der Weltmeisterschaft zwischen Gastgeber Brasilien und Kolumbien läuft. Eigentlich ein entspannter Fußballabend für den 24-Jährigen. Bis zur 88. Minute: Da springt Kolumbiens Juan Zuniga dem Superstar Neymar mit angezogenem Knie in den Rücken. "Da kamen bei mir die Erinnerungen wieder hoch", meint der im Schermbecker Ortsteil Bricht wohnende Marrali. Erinnerungen an den 1. Dezember 2013 - jenem Tag, der dem Kicker im Dress des TuS Gahlen II eine Niere gekostet hat. "Und dabei hatte ich noch großes Glück."

Der erste Sonntag im Dezember ist bewölkt, aber trocken. Die Temperaturen bewegen sich im positiven Bereich. Marrali und seine Kollegen des TuS Gahlen II bestreiten die B-Liga-Partie gegen den SC Marl-Hamm II. Den Treffer zum 1:0 (Endstand 3:0) hat der Sohn des Gahlener Jugend-Abteilungsleiters Vincenzo Marrali bereits erzielt (35.). Nur fünf Zeigerumdrehungen später wird aus einem ganz normalen Kick ein Drama: Bei einem Kopfballversuch springt der Gäste-Schlussmann dem Gahlener mit angezogenem Bein voll in den Rücken - wie bei Neymar.

Die Schmerzen sind sofort da, Vater Vincenzo zum Glück auch. Der ruft sofort einen Krankenwagen, sein Sohn wird ins St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten gebracht. Nach ersten Untersuchungen geht es weiter ins Marienhospital in Marl. Die endgültige Diagnose spricht von einem fünffachen Nierenriss. Die betroffene Niere muss dringend entfernt werden, die Operation eilt.

Enrico Marrali bekommt dies alles mit. "Es war mir egal, dass die Niere entfernt werden sollte. Für mich war die Hauptsache, dass ich wieder gesund werde", erinnert er sich an seine Reaktion. Geschockt sei er vielmehr von der Verletzung und den damit einhergehenden immensen Schmerzen gewesen. Knapp 1,5 Liter Blut hat er verloren. Doch das Glück steht dem seit 19 Jahren für den TuS Gahlen spielenden Mittelstürmer auch zur Seite. "Es hätte noch anders ausgehen können. Ich hätte auch innerlich verbluten können", sagt Marrali.

So muss letztlich "nur" die Niere entfernt werden. Die Operation verläuft ohne Komplikationen. Körperlich erholt sich der damals 23-Jährige recht schnell. Zahlreiche Genesungswünsche gehen ein, auch vom Trainer des SC Marl-Hamm II. Nur auf den Torhüter, da wartet Enrico Marrali vergeblich. "Er hat sich nicht einmal bei mir gemeldet, das hat mich sehr lange beschäftigt", sagt der gelernte Werkzeugbauer. Die Verletzung selbst hat ebenfalls an der Psyche des jungen Fußballers genagt. "Erst zwei Wochen später bin ich so langsam damit zurecht gekommen."

Zu dem Zeitpunkt hat der Gahlener das Marler Krankenhaus längst wieder verlassen. Am 8. Dezember, sieben Tage nach der Verletzung, ist Enrico Marrali, der noch bei seinen Eltern lebt, wieder zu Hause. "An dem Tag hatte ich Geburtstag. Am 1. Dezember werde ich künftig auch Geburtstag feiern", kündigt er an. Schließlich sei es "wie eine kleine Wiedergeburt, wenn man weiß, was man für ein Glück hatte".

Die psychischen Narben der Verletzung sind mittlerweile verheilt, die OP-Narbe zwickt zwar noch ein wenig. Doch Enrico Marrali spricht über den Unfall an diesem Sonntag im Dezember und seine Folgen wie über ein ganz "normales Ereignis". Vergessen kann und wird er diesen Tag natürlich nie.

Am 21. April saß Enrico Marrali im Heimspiel gegen BW Wulfen II erstmals wieder auf der Bank. "Vor dem ersten Spiel hatte ich Panik. Aber nach dem ersten Zweikampf war das vergessen", berichtet er. Sein Trainer Dieter Götz wechselte ihn früh für den angeschlagenen Alexander Schliesing ein. "Auf dem Rasen lebe ich noch ein bisschen mit der Angst, aber die legt sich immer mehr", sagt Marrali. Eine Woche später stand er bereits von Anfang an auf dem Platz. Am 4. Mai beim 1:1 im Derby gegen den SV Schermbeck II erzielte er ein Tor.

Das Viertelfinalspiel bei der Fußball-WM hat die Erinnerung jetzt wieder sehr lebendig werden lassen. Mit einem Bruch des Lendenwirbels besaß der Brasilianer Neymar etwas mehr Glück als Enrico Marrali. Doch der zürnt Glückgöttin Fortuna auch nicht - eher im Gegenteil.

(RP)
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