Fußball "Ich bin kein Freund der Gelb-Sperre"

Wesel · Holger Tripp vom Verbands-Fußballausschuss über die Neuerungen, die ab der kommenden Saison gelten.

 Holger Tripp, der gelernter Sozialversicherungsfachangestellter ist, kann sich an der Spitze des Kreis-Fußballausschusses über einen Mangel an Arbeit nicht beklagen.

Holger Tripp, der gelernter Sozialversicherungsfachangestellter ist, kann sich an der Spitze des Kreis-Fußballausschusses über einen Mangel an Arbeit nicht beklagen.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Herr Tripp, Sie sind Mitglied des Verbands-Fußballausschusses. Dieser hat vor wenigen Tagen Veränderungen zur neuen Saison beschlossen. Welche sind das?

Tripp Als wichtigste Neuerung zur Saison 2014/2015 ist die Ein-Spiel-Sperre nach einer fünften Gelben Karte zu nennen, die bis hinunter in die Kreisliga C angewendet wird.

Schon vor Wochen ist publik geworden, dass es diese Sperre geben wird - und sie ist von den Aktiven mit großer Zurückhaltung aufgenommen worden.

Tripp Auch ich bin kein Freund davon. In meinen Augen wirkt sich die zusätzliche Sperre negativ auf Mannschaften aus, die sowieso schon einen kleinen Kader haben. Außerdem erfordert es in den unteren Spielklassen eine gewissenhafte, intensive Datenpflege, die nicht alle auf gleichem Niveau leisten können - am wenigsten in der Kreisliga C, die vom Schiedsrichtermangel am stärksten betroffen ist. Daher war ich vor allem für die untersten Spielklassen gegen eine Einführung. Aber die grundsätzliche Idee, den Fairnessgedanken zu stärken, befürworte ich natürlich. So hat jede Medaille zwei Seiten. Der Verband hat die Gelb-Sperre mit großer Mehrheit angenommen.

Sie haben die dünne Personaldecke mancher Mannschaften angesprochen. In der abgelaufenen Saison wurden einige Teams vom Spielbetrieb abgemeldet.

Tripp Sicher sind nicht alle diese Rückzüge auf Spielermangel zurückzuführen. Aber natürlich sehen wir von Verbandsseite, dass es für kleine Vereine immer schwerer wird, Mannschaften zu stellen.

Was will der Verband dagegen tun?

Tripp Dass der Fußball in Konkurrenz zu anderen Sportarten und Freizeitaktivitäten steht und dass es den demografischen Wandel gibt - das kann der Fußball-Verband nicht ändern. Aber der DFB hat mit seinem Masterplan für den Amateurfußball Maßnahmen beschlossen, die vor allem kleinen Vereinen entgegenkommen werden.

Die da wären?

Tripp Zum einen wird es einfacher werden, Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen zu bilden. Diese erhalten ab der Saison 2014/2015 erstmals ein Aufstiegsrecht bis in die höchste Klasse auf Kreisebene. Außerdem können für die Kreisliga C künftig Neuner-Mannschaften gemeldet werden. Diese wird es aber frühestens 2015 geben. Es muss hierfür zum Beispiel noch geklärt werden, welche Maße das Spielfeld dann haben soll.

Was kommt als Fußballer noch neues auf mich zu?

Tripp Der DFB hat zum Beispiel die Einführung eines Live-Tickers beschlossen. Diesen wird es aber zunächst nur auf freiwilliger Basis geben.

Das wird ein weiterer Arbeitsaufwand sein, den nicht jeder Verein leisten will.

Tripp Diesen Einwand gab es schon damals, als die Ergebnisse über das Internet eingetragen werden mussten. Auch das hat sich über die Jahre durchgesetzt.

Weil es die Vereine sonst viel Ordnungsgeld gekostet hätte.

Tripp Ja, aber machen wir uns doch nichts vor: Jeder macht seither von diesem Service gerne Gebrauch. So wird es auch beim Live-Ticker kommen. Schon jetzt gibt es ja Vereine, die Späher zu anderen Plätzen schicken, um zu wissen, wie es dort gerade steht - vor allem im Auf- und Abstiegskampf. Mit dem Ticker ist die Zeit vorbei, dass ich vom Platz aus viele Telefonate zu anderen Plätzen führen muss.

Mit einer weiteren Neuerung, dem Zweitspielrecht, dürfte der Verband auf mehr Gegenliebe bei den Aktiven stoßen. Was hat es damit auf sich?

Tripp Für Studenten und Berufspendler zum Beispiel kann ohne Wartefrist ein Zweitspielrecht erteilt werden, wenn der Zweitverein maximal Kreisliga A spielt und mindestens 100 Kilometer entfernt liegt. Diese Spieler dürfen dann auch an einem Wochenende in beiden Vereinen spielen. Damit sollen Studenten, Berufspendlern oder Wehrdienstleistenden die Möglichkeit gegeben werden, regelmäßiger Fußball zu spielen.

Die Strukturreform des Verbandes mit geplanten Fusionen der Fußballkreise ist vorerst vom Tisch. Wann wird der Plan wieder aus der Schublade geholt?

Tripp Ich werde die Reform ganz bestimmt nicht vorantreiben.

Wer dann?

Tripp Das Präsidium des Verbandes wird die Reform auch nicht anstoßen, höchstens der Beirat oder ein anderer Fußballkreis - aber sicher keiner der ländlich geprägten wie etwa Rees/Bocholt.

MARCO BÜREN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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