Hamminkeln/Schermbeck Sportlich schnell zum neuen Beruf

Hamminkeln/Schermbeck · Nur 21 Tage dauerte es, bis eine Hamminkelnerin die Umschulung bei einem Schermbecker Kontor unter Dach und Fach hatte. Das gelang, weil der Fachkräftemarkt leer gefegt ist und das Arbeitsamt als Vermittler agiert.

 Über den schnellen Abschluss des Umschulungsvertrags freuen sich Katja Marbach-Peter (vorn), Arne Wübbenhorst (Agentur für Arbeit) und Nina Thurn und Susanne Hoth (v.l.) von der THP Steuerkontor Steuerberatungsgesellschaft.

Über den schnellen Abschluss des Umschulungsvertrags freuen sich Katja Marbach-Peter (vorn), Arne Wübbenhorst (Agentur für Arbeit) und Nina Thurn und Susanne Hoth (v.l.) von der THP Steuerkontor Steuerberatungsgesellschaft.

Foto: m. niel

Das kann man mit Fug und Recht als beruflichen Sprint bezeichnen: In nur drei Wochen ergab sich für Katja Marbach-Peter mit Unterstützung der Agentur für Arbeit Wesel und ihres neuen Arbeitgebers THP Steuerkontor Steuerberatungsgesellschaft mbH aus Schermbeck eine neue berufliche Perspektive. Die 34-jährige ehemalige Physiotherapeutin aus Hamminkeln muss sich aus gesundheitlichen Gründen neu orientieren und beginnt am 1. August eine Umschulung zur Steuerfachangestellten.

Damit das gelingen konnte, war Tempo angesagt - vor allem, wenn mehrere Institutionen an einer Umschulung beteiligt sind, wird diese zur Herausforderung. Doch Katja Marbach-Peter hatte Glück. Sie geriet an Arne Wübbenhorst vom gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Wesel und des Jobcenters Kreis Wesel. Er vermittelt Steuerberatern im Kreis Wesel neue Mitarbeiter und Auszubildende und stand als Ansprechpartner im Online-Stellenportal der Arbeitsagentur bereit. Kurzerhand rief Katja Marbach-Peter ihn an, die auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle als Steuerfachangestellte war. "Meinen alten Beruf kann ich wegen der Gesundheit nicht mehr ausüben. Daher habe ich etwas Zukunftsorientiertes gesucht, das Erfolg verspricht und Weiterentwicklung möglich macht." Der Arbeitsvermittler gab ihr den Tipp, sich online bei der Arbeitsagentur als ratsuchend zu melden, damit ihr die Beratungsangebote offenstehen.

Da Wübbenhorst engen Kontakt zu "seinen" Arbeitgebern hält, hatte er sofort ein passendes Unternehmen für die engagierte Frau im Sinn. Für die Kanzlei THP Steuerkontor Steuerberatungsgesellschaft hatte er bereits zuvor mehrere Mitarbeiter gefunden, die in der Hauptniederlassung in Schermbeck oder der Zweigstelle in Düsseldorf arbeiten. Bei Büroleiterin Susanne Hoth stieß er mit seinem Vorschlag einer lebenserfahreneren Bewerberin auf so großes Interesse, dass sie noch am gleichen Tag zum Telefonhörer griff und ein langes Gespräch mit Marbach-Peter führte.

Obwohl die Berufsunfähigkeit bereits durch die Rentenversicherung anerkannt war, musste die Mutter von zwei Söhnen dort zunächst einen zweitägigen Test absolvieren. Dieser fiel sehr gut aus, sodass ein persönliches Vorstellungsgespräch mit Susanne Hoth und Geschäftsführerin Nina Thurn kurzfristig folgte. Die Chemie stimmte. Vor der vertraglichen Unterschrift musste die Kostenübernahme der Rentenversicherung geklärt sein, und auch die Steuerberaterkammer musste zustimmen. In rekordverdächtigen 21 Tagen nach dem ersten Gespräch zwischen Katja Marbach-Peter und Arne Wübbenhorst trafen sich alle Beteiligten, um den Umschulungsvertrag zu unterzeichnen. "Ich freue mich auf die Chance und auf den Neustart", strahlt die Hamminkelnerin. Die Arbeitgeberinnen sind ebenfalls froh, denn der Arbeitsmarkt ist leer gefegt: "Die Fachkräftesituation ist katastrophal", so Nina Thurn. Sehr schade findet das auch Susanne Hoth, die selbst über eine Umschulung zum Beruf kam: "Viele junge Leute wissen leider nicht, welche tollen Perspektiven dieser Beruf bietet, etwa über die Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter, Steuerfachwirt oder Steuerberater." Daher steht das Unternehmen den Personalvorschlägen von Arne Wübbenhorst schon lange offen gegenüber.

Fast die Hälfte der 20 Mitarbeiter wurde so rekrutiert, darunter auch Berufsrückkehrerinnen und ältere Mitarbeiter oder Umschüler wie jetzt Katja Marbach-Peter. "Normalerweise haben wir mehr Zeit, Unternehmen mit Personalbedarf und Arbeitsuchende zusammenzubringen. Wegen des nahen Umschulungsbeginns hat es aber diesmal in rekordverdächtiger Zeit geklappt", sagt Wübbenhorst.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort