Analyse Stadtwerke reagieren auf neue Wetter-Daten

Wesel · Analyse Starkregen und Badewannen-Effekte sind ein komplexes Sorgenfeld für die Bürgerinitiative der Salzbergbaugeschädigten.

Gut 1000 Mitglieder hat die Bürgerinitiative der Salzbergbaugeschädigten schon. Wenn es nach dem Vorsitzenden Wilhelm Fischer und seinen Mitstreitern ginge, dann müsste es eine fünfstellige Zahl sein. Denn die zugegebenermaßen sperrige Problematik geht sehr viele Menschen in Alpen, Rheinberg, Xanten und den linksrheinschen Gebieten Wesels an. Das Sorgenfeld ist komplex.

Grundwasser Bei der Jahreshauptversammlung ging es unlängst um die Gefahren steigenden Grundwassers, wenn die Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft (Lineg) mit Sitz in Kamp-Lintfort ihre Pumpleistung nun langfristig reduziert (RP berichtete). Bergsenkungen Hauptanliegen der Initiative aber ist die Einrichtung einer unabhängigen Schiedsstelle, wie es sie für Betroffene des Kohlebergbaus gibt. Dagegen sträubt sich die Cavity GmbH Rheinberg, die für die Regulierung der Solvay-Schäden zuständig ist, bekanntlich bislang mit Händen und Füßen. Sie will weiter allein darüber befinden, was ein Bergschaden ist und wie er gegebenenfalls behoben wird. Überschwemmungen Darüber hinaus geht es um die Frage, ob und wie man sich gegen die Auswirkungen von Starkregenereignissen schützen kann. Die hätten wegen des Badewanneneffekts zum Beispiel in Büderich Überschwemmungen zur Folge. Hintergrund sind Senkungstrichter, die durch Bergsenkungen entstehen und keinen Abfluss haben. Aufklärung Wie es um den Generalentwässerungsplan bestellt ist, der etwa alle zwölf Jahre auf den Prüfstand kommt, haben die Stadtwerke Wesel in einer größeren Runde mit Vertretern der Stadtverwaltung, der Politik, von Ingenieurbüros und der Bürgerinitiative erläutert. Dabei machten sie deutlich, dass sie sich zur Rolle des Bergbaus nicht äußern können. Technisch ist das Kanalsystem in Büderich so, wie es sein muss. Gleichwohl wird in Wesel wie überall in Deutschland gesehen, dass Starkregenereignisse zunehmen. Änderung Aktuelle Daten des Deutschen Wetterdienstes zu Wassermengen und Häufigkeit der Fälle fließen bereits in die Entwässerungsplanung. Wie Stadtwerke-Geschäftsführer Franz Michelbrink im RP-Gespräch sagte, führt dies unmittelbar zu Änderungen. In Ginderich werde an der Marienstraße nun mehr gemacht, als ursprünglich geplant war. Und in Büderich werde am Kanal Gemachtes überprüft. Vorgehen In Auftrag gegeben ist die Erstellung eines Abflussakkumulationsmodells für Büderich. Unter anderem mit Luftaufnahmen werden Daten gewonnen für Darstellungen, wo es Mulden gibt und wohin Wasser unkontrolliert abfließt. Vom Bergbau prognostizierte Senkungen der nächsten 80 Jahre werden dabei berücksichtigt. Besagtes Berechnungsmodell, an dem sich Vorbeugung entwickeln lassen soll: Wo gibt es geeignete Auffangbecken, wie lässt sich Wasser mit wenig Aufwand ableiten etc.. Es wird nicht vor nächstem Jahr vorliegen. Kommen sollen solche Erhebungen dann auch für Ginderich und mittelfristig weitere Weseler Stadtteile. Gefühlslage BI-Vorsitzender Wilhelm Fischer stellt nach dem Treffen bei den Stadtwerken freudig fest: "Die Stadt Wesel ist guten Willens und kümmert sich. Das ist in anderen Kommunen nicht so." Die Befliegung der betroffenen Gebiete zur Datensammlung wird rundheraus begrüßt. Dennoch bleiben Themen wie die Grundwasserfrage und der Ruf nach einer Schiedsstelle für die Bürgerinitiative auf der Agenda. Vorschläge Die Arbeit an den Abflussakkumulationsmodellen kostet Zeit. Unterdessen könnte heftiger Dauerregen tiefliegende Siedlungen bis zur ersten Etage unter Wasser setzen. Im Gespräch sind deshalb auch kurzfristig umsetzbare Lösungen. Etwa die Entlastung des Kanals durch eine kurze Leitung von der Straße Winkeling zu einem vorhandenen Pumpenbecken an der alten B 58 sowie über eine ebenfalls vorhandene benachbarte Leitung in den Rhein. Fazit Die Sorgen der Menschen auf der linken Rheinseite werden in Wesel ernst genommen und die Entwicklungen beobachtet. Die Stadtwerke haben bereits mit Änderungen reagiert. Betroffene und Verantwortliche sind dauerhaft in Gesprächen. Mit Lineg und Cavity wird gerungen. Aber: Nicht auf alles, was denkbar ist, kann man sich vorbereiten. Am Ende der topographischen Datenerhebung der Stadtwerke kann laut Franz Michelbrink herauskommen, dass der eine oder andere Eigentümer auch mit geringem Aufwand selbst etwas zum Schutz seines Hab und Guts tun muss.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort