Wesel Streit bei CDU: Vorstandsduo tritt zurück

Wesel · Paukenschlag: Wegen harscher Kritik an Fraktionschef Jürgen Linz sollten heute die CDU-Vorstandsmitglieder Franz Bothen und Thomas Moll abgewählt werden. Gestern traten beide zurück. Aber sie bleiben für die CDU im Rat.

 Auch wenn sie aus dem Fraktionsvorstand zurückgetreten sind, bleiben Thomas Moll (l.) und Franz Bothen Mitglieder der CDU-Ratsfraktion. "Da wir keinen Fraktionszwang haben, werden wir unsere Meinung offen kundtun", sagt Bothen.

Auch wenn sie aus dem Fraktionsvorstand zurückgetreten sind, bleiben Thomas Moll (l.) und Franz Bothen Mitglieder der CDU-Ratsfraktion. "Da wir keinen Fraktionszwang haben, werden wir unsere Meinung offen kundtun", sagt Bothen.

Foto: Archiv

Die CDU, nach der Kommunalwahl im Mai mit nun 21 Sitzen (plus 1) stärkste Fraktion im Weseler Rat, steckt gleich zu Beginn der Arbeit in einer ernsten Krise - ausgelöst durch einen Brief der bisherigen Mitglieder des Fraktionsvorstandes, Franz Bothen (Ginderich) und Thomas Moll (Lackhausen). In dem Schreiben, das die RP gestern erreichte, verkündet das Duo seinen Rücktritt und nennt als Grund das "enttäuschende Verhalten" von Fraktionschef Jürgen Linz nach der Wahl.

Linz selbst zeigte sich gestern im RP-Gespräch überrascht, dass Bothen und Moll an die Öffentlichkeit gegangen sind: "Das ist für mich klares Nachtreten." Denn Bothen und Moll sollten heute in einer außerordentlichen Fraktionssitzung abgewählt werden. Über einen entsprechender Antrag war in der vergangenen Woche mehrheitlich abgestimmt worden. Für Linz ("Die wollten dirigieren, wo es lang gehen soll. Unsere Meinungen passten nicht überein.") und seine Getreuen steht fest, dass das Duo seiner Abwahl durch den Rücktritt zuvorgekommen sei und nun schmutzige Wäsche wasche.

Doch das sieht Bothen ganz anders. "Unser Rücktritt steht schon seit drei Wochen fest. Wir wollten einfach nur öffentlich auf die politische Geisterfahrt der Fraktion aufmerksam machen. Die Wähler, von denen wir auf der Straße angesprochen werden, haben ein Recht darauf zu erfahren, was bei uns los ist. Ein Neuanfang muss her."

In dem Brief, der auch an alle Fraktionsmitglieder adressiert ist, beklagen Bothen und Moll unter anderem, dass es Linz "noch nicht mal ansatzweise gelungen ist, mit den kleineren Fraktionen im Rat Absprachen zu treffen. Auch die Vereinbarung mit der SPD, die wir grundsätzlich begrüßen, trägt nicht die Handschrift der CDU und wird uns, da wir als stärkste politische Kraft nicht mehrheitsfähig sind, die politische Arbeit erschweren. Dafür trägt Jürgen Linz die alleinige Verantwortung, weil er es abgelehnt hat, uns als Fraktionsvorstandsmitglieder angemessen zu beteiligen, wie es die Fraktionssatzung fordert." Die CDU-Fraktion brauche und verdiene einen Vorsitzenden und einen Vorstand mit Format, klaren politischen Zielen und Durchsetzungsfähigkeit. Um den Weg für eine neue Fraktionsführung freizumachen, gehe man mit gutem Beispiel voran. "Wir stellen unsere Vorstandsämter zur Verfügung, um deutlich zu machen, dass es uns um den politischen Erfolg der CDU und nicht um persönliche Posten und Funktionen geht. Die anderen Vorstandsmitglieder sollten unserem Beispiel folgen." Eine Forderung, die heute in der Fraktion Thema sein wird. Bothen und Moll werden im Rat weiter der CDU-Fraktion angehören. Zweifelsohne eine recht schwierige Situation für Fraktionschef Linz - auch wenn Parteichef Dr. Heinzgerd Schott den Verbleib der beiden Ex-Vorständler ausdrücklich begrüßt. "Manchmal muss ein Gewitter die Luft reinigen - und dann geht es weiter." Und zwar mit Jürgen Linz an der Spitze der CDU im Rat. "Ich sehe keinen anderen dort als ihn", sagte Dr. Schott.

(RP)
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