Analyse Streit um Hochwasser-Zuständigkeit

Wesel · Nach drohendem Deichbruch: Kritik am Krisenstab, der wenig entschluss- und kommunikationsfreudig war. Landrat vom Alleingang des Hamminkelner Bürgermeisters wenig erbaut. Der bekommt heute Besuch von Minister Remmel.

Analyse: Streit um Hochwasser-Zuständigkeit
Foto: Scholten

HAMMINKELN Die Befürchtungen der Menschen entlang der Issel, dass sich am Wochenende doch noch Gewitter bilden könnten und der Pegel des Flusses ansteigt, haben sich nicht bewahrheitet. Nur noch das Wasser auf den angrenzenden Feldern und Wiesen sowie Tausende Sandsäcke, die die durchgeweichten Deiche verstärken und Häuser vor eindringendem Wasser schützen sollten, erinnern an die dramatischen Stunden vergangenen Donnerstag, als in Ringenberg der Damm zu brechen drohte. Dass es nicht so weit gekommen ist, hat nicht zuletzt mit Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski zu tun. Der hatte, weil vom Krisenstab im Kreishaus keine Entscheidung gefällt wurde, für die Aufstellung von riesigen Pumpen gesorgt, die das Wasser über Schläuche in den nahen Weikensee geleitet hatten.

 Viele Felder in Hamminkeln sind nach wie vor überschwemmt. Der Landwirtschaft drohen hohe Ernteverluste.

Viele Felder in Hamminkeln sind nach wie vor überschwemmt. Der Landwirtschaft drohen hohe Ernteverluste.

Foto: ekkehart malz

Doch genau für diese Aktion gab es für Romanski nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Nach RP-Informationen soll Landrat Ansgar Müller über den Alleingang des SPD-Parteifreundes, um es einmal vorsichtig auszudrücken, nicht sonderlich amüsiert gewesen sein. Kein Wunder, hat doch Hamminkelns Bürgermeister im Stil von Helmut Schmidt (Stichwort: Hamburger Sturmflut) Entscheidungen getroffen, ohne sich vorher mit dem Krisenstab abzusprechen. Neben der Sache mit den Pumpen in Ringenberg gab Romanski auch eigenmächtig die Order, im Bereich Vierwinden den Deich an einem Abschnitt an zwei Stellen aufzubrechen, damit ein Teil des Wassers auf die hinter dem Damm liegenden Wiesen abfließen konnte. "Es hat keine klar abgestimmte Krisenkommunikation gegeben", begründete Romanski am Freitagmorgen sein Tun.

 Der weggespülte Erdwall im Hasselt (Brünen) soll wieder aufgebaut. Wer weiß, wann das nächste Hochwasser droht.

Der weggespülte Erdwall im Hasselt (Brünen) soll wieder aufgebaut. Wer weiß, wann das nächste Hochwasser droht.

Foto: Malz Ekkehart

Der Krisenstab, der mit Vertretern der Kreisverwaltung, der Polizei, der Feuerwehr, der Bundeswehr und Hilfsorganisationen besetzt ist, hat in Sachen Kommunikation ein denkbar schlechtes Bild abgeliefert und für Wirrwarr gesorgt. So war unter anderem am Donnerstag ein von der Feuerwehr in Hamminkeln angenommener Deichbruch im Bereich Bruchweg nicht kommuniziert worden. Um 0.55 Uhr war dann der Katastrophenfall ausgerufen worden. "Eine frühzeitige und gute Entscheidung. Nur so konnten die Kräfte aus ganz NRW zur Hilfe herangezogen werden", lobte Romanski gestern Müller und sein Team.

Dem Wunsch der RP, mit Landrat Ansgar Müller und anderen Verantwortlichen über die Rolle von Romanski sowie über die Kommunikationspannen zu reden, wurde gestern nicht entsprochen. Wie Anja Schulte, Sprecherin des Kreises Wesel gestern auf Anfrage mitteilte, werde man derzeit nichts sagen. "Das wird alles intern besprochen", erklärte Anja Schulte. Es gebe eine Manöverkritik mit allen Beteiligten.

Übrigens: Nachdem sich am Donnerstag Innenminister Ralf Jäger in Hamminkeln ein Bild von der Lage gemacht hatte, wird heute Vormittag auch NRW-Umweltminister Johannes Remmel in Dingden erwartet. Zusammen mit dem parlamentarischen Staatssekretär Horst Becker will sich der Minister über die Folgen der Hochwasserschäden informieren.

(RP)
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