Wesel "Südumgehung dringend nötig"

Wesel · IHK-Präsident Burkhard Landers war zu Gast in der neuen RP-Lokalredaktion am Großen Markt 11. Themen: Entscheidung für Häfen-Kooperation, Bürgerbeteiligung und Wesels Stolz.

 Treffpunkt Lokalredaktion Wesel: IHK-Präsident Burkhard Landers (r.) und Redaktionsleiter Thomas Hesse sprachen über die regionale Wirtschaft.

Treffpunkt Lokalredaktion Wesel: IHK-Präsident Burkhard Landers (r.) und Redaktionsleiter Thomas Hesse sprachen über die regionale Wirtschaft.

Foto: koster

Burkhard Landers ist alteingesessener Weseler Unternehmer. Als Präsident der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer mit Sitz in Duisburg spielt er im Wirtschaftsleben der Region eine bedeutende Rolle. Gestern besuchte er die neue RP-Lokalredaktion am Großen Markt 11. Redaktionsleiter Thomas Hesse sprach mit Burkhard Landers.

Ein Weseler Mittelständler ist IHK-Präsident. Ist das ein Traum-Posten?

Landers Dass ein regional tätiger Unternehmer mit 170 Mitarbeitern zum IHK-Präsidenten gewählt wird, ist sicher nicht typisch. Aber der regionale Mittelstand braucht ein Sprachrohr. Wenn einem Mittelständler ein solches Amt angeboten wird, dann sollte er das nutzen. Ich habe Freude daran, mit Politikern und vielen Entscheidern zusammenzukommen und wirtschaftliche Themen anzustoßen. Oder auch zu kommentieren, was die IHK als Interessenvertretung wichtig und richtig findet. Es macht schon Spaß zu gestalten. Ich bin keiner für Sekt-Empfänge und Schnittchen.

Logistik ist eines ihrer Themen. Am Donnerstag hat der Kreis endlich die Häfen-Gesellschaft beschlossen.

Landers Es ist beschlossen worden, was schon 2009 vorgeschlagen wurde. Es ist richtig, die Häfen zu professionalisieren und die Flächenvermarktung voranzubringen. Wirtschaftsseitig kann ich zur Entscheidung nur applaudieren.

Der Niag-Hafen Orsoy bleibt außen vor.

Landers Potenziell gehört er schon ins Gesamtkonzept. Mit dem Niag-Hafen Orsoy könnte man zusätzliche Synergien heben. Eine Hafen-Gesellschaft könnte auch die Orsoyer Flächen entwickeln.

Die Hafen-Gesellschaft mit drei Häfen ist ohnehin ein kleiner Spieler.

Landers Die Häfen im Kreis Wesel sind durch ihre geographische Lage wichtig für die großen Häfen drum herum. Eine klare Führungsstruktur mit einer Hafen-Gesellschaft ist dabei entscheidend. Das kommt ja jetzt. Wir im Kreis Wesel werden davon profitieren. Denn positive Effekte z. B. durch das Oberzentrum Duisburg kommen im Umland an. Ohne Nachfrage der dortigen Industrieunternehmen würde es uns hier nicht gutgehen.

Möglichst viel Wertschöpfung nutzt Wesel und dem Kreis. Doch was haben wir davon, wenn die Betuwe ausgebaut wird und die Verkehre durch den Niederrhein rauschen?

Landers Frühestens 2013 kann das erste Planungsverfahren für die Betuwe abgeschlossen sein. Wir müssen alle Verkehrswege darauf einstellen, weil z. B. der Rotterdamer Hafen ausgebaut wird und verstärkt Lieferströme über uns hereinbrechen werden. Wir müssen uns beeilen. Die gesamte Infrastruktur entscheidet über den Standort. Für Wesel halte ich es für wichtig, dass die Südumgehung schnell kommt.

Wie schätzen Sie als Weselaner Wesel wirtschaftlich ein?

Landers Mit Stolz kann ich sagen, dass Wesel im Vergleich zu anderen Städten gut da steht. Ansiedlungen und Kaufkraft entwickeln sich gut.

Was sagen Sie zu neuen Projekten?

Landers Ich finde es wahnsinnig gut, dass die Rheinbrücke beleuchtet wird. Der Standort Kreiswehrersatzamt ist interessant. Warum nicht einen Magneten hier ansiedeln, wenn es das Einzelhandelskonzept hergibt? Man könnte dies mit stadtnahem Wohnen kombinieren. Daran sollte man offen und nicht reflexartig mit politischer Vorfestlegung herangehen. Gut entwickelt hat sich das Stadtmarketing. Aber es ist noch kein gelungenes Mitmach-Gremium. Es ist noch nicht gelungen, den richtigen Dreh zu finden, Bürger mit ihren Ideen einzubinden.

(RP)
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