Wesel/Berlin Weselerin macht Mode

Wesel/Berlin · Tatjana Neu (19) vom Fusternberg hat mit drei Freunden in Berlin das Streetwear-Label NHAW gegründet.

 Tatjana Neu (hinten rechts) hofft mit ihren Freunden Pit Reger (vorne rechts), Christoph Henschel (vorne links) und Felix Schons, dass ihre Streetwear bei der Zielgruppe Anfang bis Mitte 20 gut ankommt.

Tatjana Neu (hinten rechts) hofft mit ihren Freunden Pit Reger (vorne rechts), Christoph Henschel (vorne links) und Felix Schons, dass ihre Streetwear bei der Zielgruppe Anfang bis Mitte 20 gut ankommt.

Foto: Henschel

Beim Stichwort fair gehandelte Öko-Mode fallen einem instinktiv wallende Kleider oder auch unförmige Pumphosen in Braun, Grün und Rostrot ein. Für Menschen der Generation U 30 in aller Regel untragbar, weil einfach nicht modisch und cool genug. So ähnlich sieht das auch Tatjana Neu vom Fusternberg. Die 19-Jährige, die nach dem Abitur am Andreas-Vesalius-Gymnasium vor etwas mehr als einem Jahr zum Kommunikationsdesign-Studium nach Berlin gegangen ist, hat jetzt mit drei Freunden die Modemarke NHAW ins Leben gerufen, um damit eine Marktnische zu besetzen.

"Man soll unserer ersten Kollektion die Öko-Haltung nicht ansehen", sagt Tatjana Neu, die zum Interview in ihrem hellgrauen Overall mit den großen schwarzen Buchstaben und dem Firmenlogo auf der Hüfttasche erschienen ist. Tatsächlich sehen die T- und Sweatshirts, die Pullis, Hosen, Strümpfe und die Slips der vier Wahl-Berliner aus wie die Ware angesagter Designer. Doch spätestens beim Blick auf die Etiketten wird klar: Alles ist hier fair und ökologisch produziert. Was natürlich auch seinen Preis hat. Tatjana Neus Overall kostet 120, ein Pulli 60 und die Socken 18 Euro. "Was anderes als fair gehandelte Ware wäre für uns auch nicht denkbar gewesen." Und dann erklärt sie ihrem Gast, was NHAW bedeutet und warum auf einem Sweatshirt untereinander die Städtenamen Calais, Tröglitz, Lampedusa, Myanmar, London, Berlin und Paris stehen. "Wir wollen mit unserer Kollektion politische Botschaften transportieren. Wenn man NHAW andersherum liest, dann bekommt man das Wort Wahn. Damit spielen wir auf den Wahnsinn an, der auf dieser Welt passiert." Und die Städte- und Ortsnamen? "Die haben alle etwas mit dem großen Thema Flüchtlinge zu tun", erklärt Tatjana Neu. In Tröglitz sei eine Asylunterkunft angezündet worden. Städte wie London, Paris und Berlin zögen Flüchtlinge an, weil diese sich dort ein Leben in Frieden und Freiheit erhoffen würden.

Zu kaufen ist die Kollektion derzeit nur im Internet (www.nhaw.de). Künftig soll sie auch in ausgesuchten Shops zu finden sein. Mit Plakaten werben Tatjana Neu und ihre Freunde Pit Reger (Designer), Christoph Henschel (Fotograf) und der Architektur-Student Felix Schons in Berlin für ihre zugekaufte, fair gehandelte und "straßentaugliche Kleidung", die sie mit ihren Entwürfen im Siebdruckverfahren bedrucken lassen.

Aktuell steckt die Gruppe jeden Euro Gewinn in die Frühjahrskollektion. In zwei, drei Jahren wollen die vier Freunde so erfolgreich sein, dass vielleicht einer von ihnen vom Modelabel NHAW leben kann.

(RP)
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