Wesel THW bildet jordanische Zivilschützer aus

Wesel · 14 Katastrophenschützer aus dem Königreich sind zu Gast in Wesel, um von ihren deutschen Kollegen zu lernen.

 Das Arbeiten mit einer Motorsäge ist für die jordanischen Zivilschützer absolutes Neuland. Auf dem riesigen Übungsgelände des Technischen Hilfswerks in Wesel finden sie hervorragende Bedingungen, um den Umgang mit ungewohntem Werkzeug zu trainieren.

Das Arbeiten mit einer Motorsäge ist für die jordanischen Zivilschützer absolutes Neuland. Auf dem riesigen Übungsgelände des Technischen Hilfswerks in Wesel finden sie hervorragende Bedingungen, um den Umgang mit ungewohntem Werkzeug zu trainieren.

Foto: Michael Elsing

Sofort auszumachen sind die Gäste aus dem jordanischen Königreich nicht. Kein Wunder, tragen sie doch Anzüge, Helme, Schutzbrillen und Atemschutz des Technischen Hilfswerks. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich also nicht von den Mitarbeitern des THW. Seit zehn Tagen sind die jordanischen Katastrophenschützer nun zu Gast in Deutschland, um sich von ehrenamtlichen THW-Ausbildern schulen zu lassen.

Ziel ist es, die jordanischen Behörden dabei zu unterstützen, ehrenamtliche Strukturen nach dem Vorbild des THW einzurichten. "Wir sind sehr glücklich und stolz über dieses Projekt", sagt THW-Mitarbeiterin Janice Hackbarth und Michael Jansen, Ausbilder des THW-Ortsverbandes Moers, fügt hinzu: "Das ist ein herausragendes Projekt, das es in der Form am Niederrhein noch nicht gegeben hat."

Warum es überhaupt zu einem Projekt dieser Art gekommen ist, erklärt Maren Jaschke, die beim THW als Projektleiterin Ausland fungiert. "Jordanien zählt zu den Ländern, die wahnsinnig viele Flüchtlinge aufnehmen. Und wir können diesem Land hervorragend bei seiner Arbeit helfen", sagt sie.

Was aber genau lernen die 14 jordanischen Zivilschützer nun während ihres rund 14 Tage dauernden Aufenthalts in Deutschland? Neben der technischen Ausbildung und den Lehrmethoden vermitteln die THW-Ausbilder den Jordaniern das Wesen und den Aufbau einer von Ehrenamtlichen getragenen Organisation. Das erworbene Wissen will die jordanische Zivilschutzbehörde dann dazu nutzen, in ihrem Land ehrenamtliche Strukturen für den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz aufzubauen. Gemeinsam werden THW und die "General Directorate of Jordan Civil Defense (JCD) außerdem syrische Flüchtlinge in Jordanien zu Katastrophenschützern ausbilden.

Insgesamt engagieren sich rund 40 THW-Kräfte aus 16 Ortsverbänden für dieses Projekt. Den Großteil der Ausbildung schultern die Ortsverbände Ahaus, Bocholt/Borken, Dinslaken, Gronau, Kleve, Moers und Wesel mit rund 30 Leuten. Finanziert wird das Projekt vom Auswärtigen Amt. Und bei der Ausbildung geht es nicht ausschließlich nur um Erfahrungs- und Wissensaustausch. Die Zivilschützer aus Deutschland und Jordanien lernen durch die gemeinsame Ausbildung und Freizeitgestaltung auch die jeweils andere Kultur kennen.

Das 22.500 Quadratmeter große Gelände des THW in Wesel eignet sich hervorragend für die Ausbildung. Es gibt kaum ein Katastrophen-Szenario, das sich zu Übungszwecken in den Kanonenbergen nicht nachstellen lässt. Die Jordanier lernen den Umgang mit den ihnen bis dato weitestgehend unbekannten Kettensägen kennen, bekommen Einblicke über das richtige Verhalten und die Sicherheit im Einsatz, erfahren alles über das Heben und Bewegen von Lasten. Arbeiten am und im Wasser werden geübt, ebenso der Umgang mit unterschiedlichsten Materialien wie Holz, Metall oder Gestein.

Und einen ungewollten Live-Einsatz hatten die jordanischen Katastrophenschützer dann auch schon, als sie am vergangenen Wochenende zufällig einen Verkehrsunfall in Wesel passierten. Sie halfen bei der Absicherung der Unfallstelle, konnten die gerade erst frisch gelernten Inhalte in Sachen Sicherheit an der Unfallstelle sofort anwenden. "Das war dann sozusagen der erste deutsch-jordanische Einsatz auf deutschem Boden", sagt Maren Jaschke.

(RP)
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