Frau stirbt in Mehrhoog Kreis reagiert auf Vorwürfe nach Todesfall

Hamminkeln/Wesel · Nach dem Tod einer Frau auf der Bahnhofstraße in Mehrhoog hatten Bürger den Vorwurf geäußert, der Rettungsdienst sei zu spät gekommen. Der Kreis hat den Einsatz jetzt ausgewertet – und dementiert.

Nach dem Tod einer Frau auf der Bahnhofstraße in Mehrhoog hatten Bürger den Vorwurf geäußert, der Rettungsdienst sei zu spät gekommen. Der Kreis hat den Einsatz jetzt ausgewertet — und dementiert.

Die Rettungsaktion am Sonntag war nach Schilderung von Zeugen dramatisch. Eine ältere Frau verließ das Café Winkelmann an der Bahnhofstraße in Mehrhoog und brach dann zusammen. Glücklicherweise kam nur kurze Zeit später zufällig ein Rettungssanitäter vorbei, der erste Hilfe leistete, berichtete uns eine Zeugin. Auf das Eintreffen eines offiziellen Rettungswagens habe man dann aber rund 30 Minuten gewartet.

Unsere Redaktion hatte den Kreis Wesel nach Kritik in den sozialen Medien um eine Stellungnahme gebeten. Laut Helmut Gangelhoff, beim Kreis zuständig für Gefahrenabwehr und allgemeine Ordnungsangelegenheiten, ist der Rettungseinsatz in diesem Fall innerhalb der vorgegebenen Frist abgelaufen. "Die Alarmierung geschah um 11.55 Uhr und 39 Sekunden. Der Rettungswagen war um 12.05 Uhr und vier Sekunden vor Ort", sagt der Kreis-Mitarbeiter. "Das sind rund zehn Minuten und damit weniger als die auf dem Land vorgegebene Frist von zwölf Minuten, in denen der Einsatzwagen am Ort sein soll."

In diesem Einsatzwagen saßen die Rettungssanitäter, die erste Rettungsmaßnahmen an der Frau vornahmen, sie zu reanimieren versuchten. Um 11.58 Uhr sei dann der in Bocholt stationierte Notarzt alarmiert worden, dieser sei um 12.10 Uhr am Einsatzort gewesen. Für die Frau kam trotz dieser beiden Einsatzwagen jede Hilfe zu spät — sie verstarb, wie Gangelhoff am Dienstag bestätigte. Trotz dieses tragischen Unglücks — der Kreis-Mitarbeiter sieht im Einsatz den Beweis dafür, dass das Rettungssystem generell funktioniert. Dass die Helfer vor Ort einen anderen Eindruck hatten, sei manchmal auch der psychischen Belastung geschuldet: "Manchmal ist es subjektives Empfinden. Es kann aber auch einfach sein, dass wir erst einmal minutenlang nicht alarmiert werden."

Darum kommt der Rettungswagen am Wochenende aus Wesel

Der Einsatzwagen kam aus Wesel, das hat strategische Gründe: An Werktagen ist der in Mehrhoog eingesetzte Rettungswagen eigentlich in Hamminkeln stationiert. Am Wochenende aber positioniert der Kreis diesen an der Schill-Kaserne. Begründung: "Am Wochenende gibt es wesentlich mehr Einsätze in Wesel. Unter der Woche können wir die Einsatzfrequenz in Hamminkeln erhöhen", sagt Gangelhoff. Mit der Lösung Schill-Kaserne am Wochenende seien sowohl Mehrhoog und Hamminkeln als auch Wesel schnell zu erreichen. Für Wertherbruch und Dingden hat der Kreis Wesel eine Vereinbarung mit Bocholt. Im Notfall kommt die Hilfe von dort.

In NRW gelten für ländliche Regionen Hilfsfristen von zwölf Minuten, in der Stadt sind es acht Minuten. Monatsweise wertet der Kreis seine Einsatzreaktionszeit aus: In 92 Prozent der Fälle würde die Zwölf-Minuten-Grenze eingehalten, sagt Gangelhoff. "Wenn nicht, dann aufgrund äußerer Einflüsse wie Schnee oder wegen eines Unfalls des Fahrzeugs." Aktuell lasse der Kreis den Rettungsdienstbedarfsplan wieder überprüfen.

Die unterschiedlichen Vorgaben für die Hilfsfrist auf dem Land und in der Stadt sind der Wirtschaftlichkeit geschuldet. "Das Geschäft der Rettungswagen wird aus Gebühren finanziert", erklärt Gangelhoff. "Eine 100-prozentige Sicherheit erreicht man ohnehin nicht."

(sep)
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