Wesel Tourismus: mehr drin für den Esel von Wesel

Wesel · Tourismuskonzept: erste Lesung. Gutachter lobt Freizeit-Vielfalt, aber Highlight fehlt. Radtourismus braucht Attraktion.

 Der Esel von Wesel kann ein viel besserer Werbeträger der Stadt als derzeit sein, hörten die Teilnehmer der Konzeptvorstellung im rappelvollen Saal.

Der Esel von Wesel kann ein viel besserer Werbeträger der Stadt als derzeit sein, hörten die Teilnehmer der Konzeptvorstellung im rappelvollen Saal.

Foto: privat

Wie heißt der Bürgermeister von Wesel? Die geechote Antwort "Esel" kam Gutachter Oliver Melchert vom Beraterunternehmen BTE aus Hannover sofort in den Sinn. Im Konzept soll der Esel von Wesel Leitthema als bundesweit treffender Werbeträger sein, um die touristischen Reize der Stadt und ihres Umfeldes an die Kundschaft zu bringen. Denn der Experte findet, dass ein roter Faden in Tourismus-Marketing und Selbstdarstellung der Stadt fehlt. Den möchte er inhaltlich ausstatten, indem der sprichwörtliche Esel den potenziellen Besuchern Geschichten erzählt. Storytelling nennt sich diese Marketing-Methode, die positive Emotionen weckt. Melchert legte in erster Lesung im rappelvollen Tagungsraum im Hotel Tannenhäuschen Stufe eins des neuen Tourismuskonzepts vor. Stadtmarketing-Chef Thomas Bröcker und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp waren "baff" angesichts der großen Resonanz.

 Der Esel von Wesel kann ein viel besserer Werbeträger der Stadt als derzeit sein, hörten die Teilnehmer der Konzeptvorstellung im rappelvollen Saal.

Der Esel von Wesel kann ein viel besserer Werbeträger der Stadt als derzeit sein, hörten die Teilnehmer der Konzeptvorstellung im rappelvollen Saal.

Foto: privat

Die Experten sind zufrieden mit den Werbematerialien, die das Stadtmarketing, unter dessen Dach Wesels Tourismusaktivitäten konzentriert sind, austeilt. Sie lobten die Vielfalt der Region - Naturerlebnis, Wasser, Radwege, Historie. Aber es fehle ein Highlight, mit dem sich gezielt werben lässt. Der boomende Radtourismus auch in Wesel sei kein Alleinstellungsmerkmal. Vielmehr sei in diesem "Volumenmarkt" mehr drin, wobei man individuelle Bedürfnisse (Beispiel: Montainbikefahren) bedienen und die Digitalisierung beim Radtourismus einbinden müsse. Melchert: "Gute Radwege sind Voraussetzung. Aber man braucht zusätzliche Attraktionen und ein differenziertes Angebot, etwa im Bereich E-Bike."

Weitere Vorschläge des Experten sind verstärkte Werbung im Postleitzahl-Gebiet 4 und 5, um mehr regional interessierte Kunden zu holen. Außerdem rücken Gäste aus den Niederlanden und Belgien in den Fokus. "Potenzial sehen wir auch im Geschäfts-Tourismus", sagte Melchert. Die Zahlen im Tagungsgeschäft seien ausbaufähig. Bisherige Daten (siehe Info) würden belegen, dass Wesel auf einem guten Weg sei. Die Bestandsaufnahme angesichts der touristischen Vielfalt fiel also hoffnungsfroh aus.

Das sind Ideen, die Wege aufzeigen, aber die nicht ungeteilte Freude bei den anwesenden Gastronomen, Tourismusanbietern, Politikern und anderen Gästen auslösten. In der Debatte wurde deutlich, dass die Weseler sanften Tourismus, also Klasse statt Masse, wollen. Das neue Niederrhein-Museum könne Zugpferd werden, regte Max Trapp an. Mountainbikes sind Peter Malzbender (Naturschutzbund) ein Gräuel. Und Rolf Blommen (SPD) warnte vor zu viel Touristen und nannte beispielhaft Proteste in Xanten.

Wie's weitergeht, sollen jetzt Workshops ausloten - mit starker Beteiligung von Partnern und Bürgern. Aktuell läuft eine Gästebefragung mit Hilfe der Stadtinformation am Großen Markt. Ein Workshop befasst sich mit der Situationsanalyse, ein anderer mit einer möglichst einheitlichen Marketingstrategie, ein weiterer mit einem Handlungsprogramm. Das fertige Konzept wurde für Mitte 2015 zugesagt. Für das Projekt, angeregt von FDP und CDU, gibt die Stadt 50 000 Euro aus. Diese Ausgabe war lange umstritten. Angesichts der Resonanz sieht es aber nach Bedarf aus, das Tourismusangebot zu professionalisieren.

(RP)
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