Wesel Traditionsfirma sucht einen Nachfolger

Wesel · Die Sanitär- und Heizungsfirma Isselmann in Schepersfeld gehörte in der Nachkriegszeit zu den Unternehmen, die die völlig zerstörte Stadt wieder mit aufgebaut haben. Im Herbst tritt Geschäftsführer Manfred Jansen in den Ruhestand.

 Diese Kupferrose hat Theo Benninghoff, hier mit Bianka Lichtenberger und Manfred Jansen, selbst gemacht.

Diese Kupferrose hat Theo Benninghoff, hier mit Bianka Lichtenberger und Manfred Jansen, selbst gemacht.

Foto: Fischer

Wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht, wird Ende August mit der Heinrich Isselmann GmbH an der Reitzensteinstraße in Schepersfeld einer der letzten Weseler Handwerksbetriebe seine Pforten schließen, die maßgeblichen Anteil am Wiederaufbau der im Februar 1945 fast vollständig zerstörten Stadt hatten. Der Willibrordi-Dom, das Marien-Hospital, das Rathaus am Matenakreuz, das Amtsgericht, viele Privathäuser und auch Schulen: Überall dort, wo Klempnerarbeiten zu erledigen waren, wo Bäder und Heizungen eingebaut werden mussten, waren die Isselmann-Meister, Gesellen und Lehrlinge im Einsatz.

Einer der ersten großen Aufträge waren die Klempnerarbeiten im Evangelischen Altersheim. In jedem Zimmer sei ein kleiner Waschraum integriert worden, erzählt Theo Benninghoff, neben Heinrich Isselmann einer der vier Isselmann-Meister der ersten Stunde. Fast ein Jahrhundert-Projekt sind die Arbeiten am Willibrordi-Dom. Die Befestigung der kunstvoll gefertigten goldenen Bleikugel balancierte Gründer Heinrich Isselmann, der Oberbürgermeister der Innung war, noch eigenhändig auf das Mittelschiff in luftiger Höhe. Handwerkliches Geschick und Kunstfertigkeit, aber auch Einsatz hätten in der Ausbildung ganz vorn gestanden, erinnert sich der 78-jährige Weseler, der einen Großteil der über 20 Lehrlinge betreut hat. Da waren auch Arbeitseinsätze der ungewöhnlichen Form angesagt. Damit beispielsweise der Krankenhausbetrieb im Marien-Hospital nicht gestört wurde, wurden Maschinen und Küchengeräte auch mal über Nacht bis zum Morgengrauen eingebaut.

Auch ohne gesetzliche Vorlagen funktionierte das soziale Betriebsklima. Nachmittags fanden sich, wie Theo Benninghoff berichtet, alle einvernehmlich zu Kaffee und Kuchen bei Frieda Isselmann ein, Frau und Bürochefin von Meister Isselmann. Den jungen Auszubildenden wurde regelmäßig aus der Privatkasse ein Zuschuss über den regulären Lohn hinaus zugesteckt. Keine Selbstverständlichkeit im damaligen Wesel. Davon profitierte auch der heutige Geschäftsführer und Mitinhaber Manfred Jansen, der aus Bergerfurth stammt. Im Rahmen seiner eigenen Ausbildung zum technischen Zeichner bei dem im selben Haus angesiedelten Ingenieursbüro Lichtenberger, musste auch der damals 14-Jährige in Begleitung des Meisters für ein Jahr seiner Ausbildung mit auf den Bau.

Nach dem Tod von Heinrich Isselmann im Jahr 1975 übernahm dessen Tochter Rose Marie Lichtenberger und ihr Mann, Winfried Lichtenberger, das Unternehmen. Manfred Jansen wurde Büroleiter bei Isselmann und sorgt fortan für eine gute Auftragslage. Als der Ehemann von Rosemarie Lichtenberger 1992 verstarb, wurde Manfred Jansen zum Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Isselmann GmbH.

Während der Betrieb in den besten Zeiten bis zu 13 Mitarbeiter beschäftigt hat, ist in Zeiten der immer weiter steigenden technischen Anforderungen die Zahl der hoch qualifizierten Mitarbeiter mittlerweile auf vier gesunken. Mit der Pensionierung von Manfred Janssen Ende September, droht dem Betrieb nun das endgültige Ende, sollte nicht doch noch ein Nachfolger gefunden werden.

"Es ist in der heutigen Zeiten wirklich nicht leicht, einen interessierten Nachfolger zu finden, auch wenn unsere Leute fachlich durchaus dazu in der Lage wären", sagt Manfred Jansen. Er und die Mitgesellschafterin in dritter Generation, Bianka Lichtenberger, suchen nun einen gut ausgebildeten Fachmann, der sich selbstständig machen möchte und bereit ist, den Traditionsbetrieb in Schepersfeld mit einem umfangreichen Kundenstamm zu übernehmen.

"Die Voraussetzungen sind aus meiner Sicht ideal. Dazu gehört auch das mit dem Wohn- und Geschäftshaus an der Reitzensteinstraße verbundene Gewerberecht", betont Bianka Lichtenberger. Der feste Mitarbeiterstamm jedenfalls, so sagt sie, halte dem Unternehmer die Treue, falls sich kurzfristig doch noch ein Übernahmeinteressent finden sollte.

(RP)
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