Niederrhein UDE-Projekt erforscht die Ruhrgebietsliteratur seit 1960

Niederrhein · "Rote Erde", "Auf Teufel komm raus" oder "Doris hilft": So bunt wie das Ruhrgebiet sind auch seine Romane. Noch hat sich aber keiner systematisch mit der Revierliteratur nach 1960 befasst. Wie sie sich seitdem entwickelt hat, untersuchen nun Germanisten der Universität Duisburg-Essen (UDE). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt in den kommenden drei Jahren mit rund 400.000 Euro.

Es dürften einige hundert Romane, Erzählungen, Gedichtbände, Theaterstücke und Dokumentartexte sein, die mit dem Ruhrgebiet zu tun haben. Darunter finden sich Krimis ebenso wie Geschichten über Arbeitskämpfe, das Erwachsenwerden oder das Leben zwischen Fußball und Schrebergarten; geschrieben von Autoren, die hier zuhause waren, es noch sind oder die das Revier aus der Ferne in den Blick genommen haben.

Die vier UDE-Wissenschaftler, die die "Literaturgeschichte des Ruhrgebiets seit 1960" (Projekttitel) erarbeiten, interessiert vor allem dies: Lassen sich Entwicklungslinien erkennen? Wo gab es Brüche? Welche Ereignisse veränderten den Literaturbetrieb, beeinflussten die Schriftsteller? "Kaum etwas ist schwieriger, als die Literaturgeschichte einer Region zu schreiben", sagt Prof. Dr. Rolf Parr, der mit Prof. Dr. Werner Jung, Dr. Britta Caspers und Dr. Dirk Hallenberger die große Aufgabe angeht. "Es fängt bereits damit an: Was eigentlich ist das Ruhrgebiet? Geht es um Literatur aus dem, für das oder über das Revier? Was ist mit einem Autor wie Ralf Rothmann, dessen Bücher immer wieder hier spielen, der aber in Berlin lebt und sich selbst gar nicht als Ruhrgebietsautor versteht? Und mit Blick auf den multikulturellen Ballungsraum: Lässt sich das Regionale vom Globalen heute überhaupt noch trennen?"

Viele Quellen und Archivmaterialien wertet das Forscherteam aus, überprüft bisherige Erkenntnisse und macht Knotenpunkte fest, die für die Ruhrgebietsliteratur bedeutend sind, wie diese: "die Dortmunder Gruppe 61 mit dem Thema Arbeit - zu dem Kreis gehörten auch Max von der Grün und Günter Wallraff; dann die Ruhrgebietsliteratur von Migranten, die durch Fakir Baykurt und andere zu einer festen Größe geworden ist", erklärt Parr.

(RP)
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