Kommentar: Unsere Woche Übertreiben, um gehört zu werden

Wesel · Seinem Ruf als politischer Lautsprecher, der nur zu gerne maßlos übertreibt, um sich so Gehör zu verschaffen, ist SPD-Fraktionschef Ludger Hovest gestern mal wieder gerecht geworden. Natürlich weiß er genau, dass Bahnchef Grube etwas anderes (und besseres) zu tun hat, als der Einladung der Weseler Sozialdemokraten zu folgen und die Bahnreisenden mit Regenschirmen zu beglücken. Aber genauso gut weiß Hovest auch, dass Journalisten Verbalattacken wie "Das sieht hier aus, wie nach dem Zweiten Weltkrieg" aufsaugen und verbreiten.

Kommentar: Unsere Woche: Übertreiben, um gehört zu werden
Foto: Malz Ekkehart

Gut möglich, dass seine Rechnung aufgeht. Die könnte wie folgt lauten: Ordentlich Druck machen bei der Bahn, um am Ende sagen zu können: "Seht her, ohne mein Poltern hätte alles noch viel länger gedauert". Und ja, mit einigen Dingen hat er durchaus recht: Dass einer der Aufzüge nicht zu reparieren ist, weil angeblich Ersatzteile nicht zu bekommen, dass es keine überdachten Unterstände gibt und auch alle Gepäckrollbänder verschwunden sind, so dass vor allem ältere Reisende auf Hilfe aufmerksamer Mitmenschen angewiesen sind, ist wirklich kaum zu fassen.

Insgeheim wünscht man sich, dass Hovest mit seiner dreisten Art am Ende Erfolg hat und den Bahnchef nach Wesel lotst. Grube würde sicher erstaunt zur Kenntnis nehmen, in welch schlechtem Zustand sich die Bahnsteige befinden. Und wenn es dann noch regnen würde, bekäme Hovest das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

(RP)
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