Wesel Unbekannte sprengen Geldautomaten

Wesel · In Lackhausen gab es am Freitag praktisch kein anderes Gesprächsthema als die spektakuläre Geldautomatensprengung im SB-Center der Verbands-Sparkasse im Einkaufscentrum an der Julius-Leber-Straße unweit von Edeka Komp.

 Das reine Chaos: Die Sprengung in dem SB-Center an der Julius-Leber-Straße hat vieles verwüstet. Doch der Geldautomat blieb heil.

Das reine Chaos: Die Sprengung in dem SB-Center an der Julius-Leber-Straße hat vieles verwüstet. Doch der Geldautomat blieb heil.

Foto: Ekkehart Malz

Unbekannte Täter hatten nach Angaben der Polizei gegen 1.40 Uhr in der Nacht vergeblich versucht, den gepanzerten Geldautomaten zu sprengen. Doch der war so stabil, dass die Täter nicht an das Geld kamen und ohne Beute in zwei Pkw in zwei Richtungen davongebraust sind. Einer soll mit gut 100 km/h über die Konrad-Duden-Straße (hier gilt 30) Richtung Molkereiweg gebraust sein. Die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt (LKA), das sich mittlerweile mit dem 64. Fall dieser Art in diesem Jahr beschäftigen muss, haben die Ermittlungen aufgenommen.

Die Druckwelle nach der Explosion war übrigens so stark, dass sämtliche Fenster und Türen aus ihren Verankerungen gerissen wurden. Einige Glasstücke flogen 20 Meter weit und beschädigten die Wand des angrenzenden Getränkehandels. Das SB-Center wird nach Angaben der Sparkasse erst in einigen Wochen wieder öffnen.

Viele Gerüchte machten am Vormittag die Runde. Zum Beispiel das, dass das Gebäude evakuiert werden müssen, weil Einsturzgefahr bestehe. "Das stimmt aber nicht", sagt Dr. Jens Christian Lynker, dessen Praxis sich direkt neben dem Sparkassen-SB-Center befindet. "Der Statiker war da. Es kann nichts passieren. Aber der Schaden bei mir ist hoch", sagt der Internist und führt die RP durch die beschädigten Räume. "Ich habe meinen Urlaub storniert und nach Weihnachten bis zum 6. Januar alle Termine abgesagt, weil ich sehen muss, dass Handwerker die Risse an den Wänden und den Decken beheben."

 Nur notdürftig mit Spanplatten wurde der zerstörte Eingang geschlossen.

Nur notdürftig mit Spanplatten wurde der zerstörte Eingang geschlossen.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Es ist 3 Uhr in der Nacht, als die Hünxer Polizei bei Dr. Lynker zu Hause in Gartrop klingelt. "Ich dachte, das hier sei die versteckte Kamera, als mich die Beamten baten, mit zur Praxis zu kommen", erzählt der Internist. In Lackhausen angekommen, sieht er das ganze Ausmaß der Verwüstung. "Ich musste den abgeplatzten Putz und den Staub entfernen, mit den Versicherungen telefonieren und alles organisieren, damit der Betrieb erstmal weiterläuft."

Kurz nach der Explosion und dem Schrillen der Alarmanlage haben mehrere Nachbarn zeitgleich die Polizei angerufen. Die ist schnell zur Stelle. Ebenso die Feuerwehr. "Überall hat man das Blaulicht gesehen. Und dann kreiste auch ein Hubschrauber über dem Ort, liefen Polizisten mit Taschenlampen durch das Wohngebiet", sagt Daniela Ziehn, die mit ihrer Familie nur einen Steinwurf von dem SB-Center entfernt wohnt. "Als ich den Knall gehört habe, dachte ich zuerst an ein Erdbeben. Als dann die Alarmanlage anging wusste ich, dass es nach den Sprengungen in Bergheim, Bonn und Rees jetzt auch uns erwischt hat."

(RP)
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