Wesel Unklar, ob LVR den Kaiser ins Museum lässt

Wesel · Im Weseler Kulturausschuss entbrannte eine emotionale Diskussion über die Zukunft des ehemaligen Denkmals für Wilhelm I. Und: Grünes Licht für die Errichtung der Brücken-Plastik vor der Musikschule.

 Künstler Twan Schutten neben einem Modell seiner Skulptur, die neben der Musikschule errichtet werden soll.

Künstler Twan Schutten neben einem Modell seiner Skulptur, die neben der Musikschule errichtet werden soll.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Wohin nur mit dem Torso und Kopf von Kaiser Wilhelm I.? Rein ins Preußen-Museum - natürlich eingebettet in den nötigen historischen Kontext. Oder (von Gönnern) aufwendig restauriert für gut 47 000 Euro irgendwo auf einen Sockel in der Stadt? An dieser Frage entzündete sich gestern im Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing eine zum Teil hochemotional geführte Diskussion. Die endete damit, dass die Stadt nun eine Anfrage an den künftigen Träger des Museums, den Landschaftsverband Rheinland (LVR), stellen soll, ob die Marmor-Figur in das neue Konzept des künftigen Museums für regionale Geschichte passen könnte.

Die Entscheidung fiel einstimmig. "Erst wenn der LVR Torso und Kopf ablehnen sollte, müssen wir diskutieren, was wir machen. Wir können es uns nämlich nicht leisten, dieses Zeugnis der Zeit vergammeln zu lassen", sagte Volker Haubitz (CDU), der das Museum nicht als "Ort der Aufstellung, sondern nur der Unterbringung" versteht. Dieser Meinung konnte sich Ludger Hovest nur anschließen.

Der Chef der SPD-Fraktion hatte zuvor Peter Berns von der FDP ungewöhnlich scharf attackiert. Berns hatte die Kaiserstatue des bedeutenden Bildhauers Prof. Begas als Kunstwerk bezeichnet, "das es zu erhalten gilt" und Friedrich Hillefeld von den Grünen für dessen Kritik an der Person Kaiser Wilhelm I. ("Er war gegen die Aufklärung und Menschenrechte") gerügt. Hovest: "Ich bin erschrocken über das, was Herr Berns sagt: Es ist sehr wohl eine politische Diskussion, die wir hier führen und keine über ein Kunstwerk." Reaktion von Berns? Fehlanzeige.

Der Hinweis des sachkundigen Bürgers Werner Köhler (CDU; "Ich bin froh, dass Hillefeld nicht fordert, die Wilhelm-Figur vom Dom zu entfernen"), am Ende den Torso vielleicht doch dem Heinsberger Museum für dessen Begas-Ausstellung zur Verfügung zu stellen, kommentierte Ausschuss-Vorsitzender Norbert Meesters mit dem Hinweis: "Der Zug ist abgefahren."

Erwartungsgemäß ohne große Debatte stimmte der Ausschuss der Aufstellung der Skulptur des Weseler Künstlers Twan Schutten auf der Rasenfläche vor der Musik- und Kunstschule zu. Wie mehrfach berichtet, hat Schutten ein Stück der alten Rheinbrücke nach eigenen Vorstellungen aus dem Fachwerk schneiden lassen, das dauerhaft an das frühere Brückenbauwerk erinnern soll. Nicht, wie ursprünglich vorgesehen, zur Kulturnacht am 20. September soll die Skulptur enthüllt werden, sondern während des Historischen Hansefestes am letzten Oktober-Wochenende. Bei dem Kunstwerk handelt es sich um eine Schenkung an die Stadt. Wer wird die Folgekosten - alle paar Jahr benötigt die Skulptur einen neuen Anstrich - tragen?

Themenwechsel: 2016 jährt sich die Gründung Wesels zum 775. Mal. Das Stadtjubiläum ist ein willkommener Anlass, um mit unterschiedlichen Veranstaltungen und Ausstellungen an die bewegende Vergangenheit zu erinnern, die aktuelle Situation zu beleuchten und einen Blick in die Zukunft zu wagen.

Weil es ein Fest von Weselern für Weseler sein soll, ist die Meinung der Bürger gefragt.

Verwaltungschefin Ulrike Westkamp informierte den Ausschuss in diesem Zusammenhang über eine "Ideenbörse", die am Donnerstag, 25. September, Beginn 19.30 Uhr, im Ratssaal stattfinden wird. Dann kann jeder seine Ideen und Vorschläge zur Gestaltung des Jubiläumsjahres vorbringen.

Das große Fest zur Verleihung der Stadtrechte findet im Rahmen der Kulturnacht am 24. September 2016 mit einem Markt der Möglichkeiten auf dem Großen Markt statt.

Zu dieser Feier werden auch Gäste aus Wesels vier Partnerstädten erwartet.

Apropos Partnerstädte: Die verblassten Hinweistafeln an den Ortseingängen, auf denen die Wappen von Hagerstown, Felixstowe, Salzwedel und Ketrzyn zu sehen sind, werden für rund 1800 Euro erneuert. Die CDU hatte im Frühjahr 2013 einen entsprechenden Antrag gestellt.

(RP)
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