Wesel "Unser Erfolg ist die schlechte Statistik"

Wesel · In statistischen Vergleichen sind steigende Zahlen immer etwas Beeindruckendes. Nicht immer aber sind sie auch ein Beweis für effektive Arbeit oder erfolgreiche Strategien. Auch das Gegenteil kann der Fall sein, was aber erst verstanden werden muss.

Beispiel Gerettete: Fielen 2015 noch zwölf Personen in diese Kategorie, so war im vergangenen Jahr nur noch ein Geretteter zu notieren. Für die Experten ein gutes Zeichen, das vermutlich auf die vermehrt verbauten Brandmeldeanlagen zurückzuführen ist und darauf, dass Feuerwehrleute früher am Unglücksarbeit tätig werden können.

Beispiel Brände: Davon gab es 282 (2015: 240). Blinde, böswillige und Fehlalarme abgezogen, blieben noch 157 übrig. Darunter waren neun Mittelbrände, aber kein Großbrand. Analysen legen nahe, dass die Kräfte jeweils so effizient zu Werke gingen, dass sich Großbrände gar nicht erst entwickeln konnten.

Beispiel Strategie: Statt unmittelbar eine brennende Wohnung zu stürmen, kann überlegtes Freihalten von Rettungswegen aus dem Haus wesentlich zum Erfolge eines Einsatzes beitragen. Eine sogenannte Würfeltaktik, bei der Schritt für Schritt ein Brandherd kleingehalten wird und die Kräfte auf verschiedene Einsatzstellen verteilt werden, haben sich die Weseler Wehrleute bei Kollegen in den Niederlanden abgeguckt. Nebeneffekt: Oft kann viel weniger Löschwasser eingesetzt werden, was negative Folgen ebenfalls in Grenzen hält. Kurz: Nicht die Größe des Schadens ist ein Kriterium, sondern die Frage, was verhindert wurde.

Für Laien auf den ersten Blick unverständlich ist, wenn die Wehr überhaupt nicht löscht. "Lasst es brennen, ihr löscht nur Schrott", verdeutlicht Meyboom die Devise bei Strohballenbränden auf freiem Feld. Aus Umweltgründen gänzlich daneben seien Löschversuche mit Schaum. Absolut ineffizient auch der Einsatz von Wasser. Denn das Stroh sei nicht mehr zu retten, werde nass immer schwerer und sei dann kaum noch auseinanderzuziehen. Das Abbrennenlassen kann Beobachter aber irritieren. Als sich die Anrufe besorgter Menschen beim Strohballenbrand vom 11. Mai bei Ginderich mehrten, platzierte die Wehr schließlich einen alten Bus, besorgte aus der Dose Strom fürs Blaulicht - und fuhr nach Hause.

Natürlich gab es auch wesentlich ernsthaftere Unglücke, nicht zuletzt die Starkregenereignisse. Dennoch konnte auch hier - im Gegensatz zu Nachbargemeinden wie Hamminkeln - vergleichsweise entspannt mit Wissen um die Verhältnisse der Dämme die Lage an der Bärenschleuse beobachtet und Hilfe in anderen Orten geleistet werden.

Richtige Sorgen bereitet Verbeet und seinem Team die Lage auf dem Markt für ausgebildetes Fachpersonal. Wenngleich vielleicht hoch verschuldet, können große Kommunen wegen ihrer Einwohnerzahl höhere Gehälter zahlen als Wesel. Folge: Gute Weseler Kräfte werden abgeworben, und auf dem Markt ist kein Ersatz zu bekommen. Aktuell sind vier Auszubildende an Bord. Am 1. April kommen sieben weitere hinzu, ferner vier in 2018. Der Weseler Feuerwehr gehören 380 Leute an: 51 Jugendliche, 207 Ehrenamtliche, 67 Hauptberufliche und 55 in der Alters- und Ehrenabteilung.

Apropos Ehre: Zum ersten Mal ist es gelungen, in Wesel die seltenen Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuze für hervorragende Leistungen zu vergeben. Und dies gleich an drei Weseler Kameraden: Robert Meyboom, Peter Hußman (beide Bislich) und Josef van Husen (Büderich).

25 Jahre dabei sind Markus Schmitz, Rainer Gellings, Thoma Halswick, Reinhold Krause, Frank Hovestadt, Dirk Reinhartz, Michael Vogt, Christoph Hegering, Dirk Henrichs, Frieder Tischkewitz und Uwe Wittkämper. 35 Jahre: Dieter Eickelkamp, Heinz-Gerd Laakmann und Rudolf Hackstein. 40 Jahre: Peter Stockermann, Heinz-Josef Laermann, Walter Nolten, Thoma Bergmann, Josef van Husen, Ludger Amerkamp, August Tenbieg, Robert Meyboom, Klaus Droste und Hans-Willi Prast. 60 Jahre: Franz Giesen und Karl-Heinz Hußmann. 70 Jahre: Albert Korthauer.

(RP)
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