Wesel Vergessene Burg aus der Luft entdeckt

Wesel · Vortrag von Peter Bruns bei der Historischen Vereinigung über Dravewinkel sehr gut besucht.

Wesel: Vergessene Burg aus der Luft entdeckt
Foto: Rheinisches Bildarchiv, RBA-Nr.

Airborne Laserscanning? Was mit dieser modernen Technik für die Bodendenkmalpflege an neuen Erkenntnissen gewonnen werden kann, legte Peter Bruns, ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger, am Mittwochabend in seinem Vortrag vor der Historischen Vereinigung im Centrum dar. Wer schon einmal während einer Flugreise gerade um die Frühjahrszeit an klaren Tagen, wenn die Saat gerade sprießt, aus dem Fenster lugte, konnte an Bodenverfärbungen verlandete Wasserläufe, überlagerte Reste von Bauten und Straßen ausmachen. So funktionierte noch vor wenigen Jahrzehnten die Archäologie aus der Luft. Heute geht das mit Airborne Laserscanning. Damit werden Reliefaufnahmen erstellt, fachlich: "Schummerungskarten".

Peter Bruns, Historiker, für das Lesen und Auswerten solcher Darstellungen ausgebildet, erklärte das an dem Beispiel "Dravewinkel - Eine vergessene Burg der Grafen von Kleve und Wesel". Eingebettet hatte er das in einen Kontext aus Geschichte, Politik, Handel, Wirtschaft, Architektur, Kunst, Literatur, Geländebegehung und Münzkunde. Alles per Beamer anschaulich bebildert. Die Hörer im voll besetzten Raum folgten sehr aufmerksam.

Das Abscannen durch Laser erlaubt eine Datenfilterung, praktisch ein Hindurchsehen durch die Blätter von Bäumen und wegen der Schatteneffekte der verschiedenen Bodenhöhen Schummerungsbilder. Darin zeigen sich zum Beispiel alte Hohlwege im Weseler Wald, eine Kreuzung von Landwehren bei Obrighoven, Hügelgräber in Hamminkeln und - Dravewinkel zwischen zwei Lippearmen gelegen.

Mittelalterliche Burgen, ganz früh aus Holz gebaut, später aus Backstein, waren als Zeichen der Herrschaft natürlich auch verteidigungsfähig angelegt. Das alles zeigt ein Laserscanner: den im Flachland üblichen, aufgeschütteten Hügel, die "Motte", die den ursprünglichen Wohnturm, später die größere Burg trug, umgeben von dem künstlichen Graben, der "Gräfte". Nicht weit entfernt eine oder mehrere "Gräftesiedlungen", Bauernhäuser mit Spiekern (Speichern), deren Einwohner die Burgbewohner versorgen mussten. Von "drafswinkele" existieren fünf schriftliche Quellen aus dem Zeitraum von 1255 bis 1311. Auch im Stadtarchiv liegen einige, wenige Dokumente. Die Burg lag am äußersten südöstlichen Zipfel der Grafschaft Kleve, verlor seit der durch Heirat erworbenen Burg Ringenberg ihre Bedeutung, wurde als Windmühle innerhalb der Ruinen genutzt. Willibald Pirckheimer, ein Freund Dürers, beschrieb eine Burg bei Wesel. der Landschaftsmaler Heinrich Funk (1807-1877) zeichnete einen Rundturm und Gebäudereste von Dravewinkel, die noch aufs 13. Jahrhundert zurückgingen. Weseler Pfennige zeigen Gebäude, die an eine Burg erinnern; auf einem Tisch ausgelegte Scherben wurden zwischen Gut Vinkel und dem Umspannwerk gefunden.

(RP)
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