Hamminkeln Verkehrskonzept auf den Kopf gestellt

Hamminkeln · Raiffeisenstraße: Gutachter zerpflückt die zu gefährliche Verkehrsplanung. CDU und Grüne setzen verändertes Konzept durch. Sie wiesen gemeinsam auch die Kritik an Höhe und Standort der Neubauten zurück und stimmten gegen Bürger-Forderungen.

Nach der Kritik, unter anderem von der FDP, an der Straßenplanung für Hamminkelns City hatte die Stadt einen Verkehrsgutachter beauftragt. Gestern sprach Thomas Rödel im Planungsausschuss - und zerpflückte das vorliegende Konzept. Nun wird es erhebliche Änderungen geben, die berücksichtigen, dass an einem vorzüglichen "integrierten Einzelhandelsstandort" nicht alle Stellplatzwünsche zu erfüllen sind. CDU und Grüne setzten das durch, weil sie den Standort nicht zerreden wollten. Vorstellungen der anderen Fraktionen abzuwarten, obwohl der Gutachter die Spielräume des Machbaren ausgenutzt hatte, wurde offensichtlich als politische Gefahr für das Projekt gesehen. Zumal die Investoren den neuen Verkehrsverhältnissen schon in Vorgesprächen weitgehend zugestimmt hatten. CDU und Grüne hielten auch zusammen, als es um Standort und Höhe der Neubauten ging und wiesen in der Abstimmung Bedenken zurück, die Anwohner in der Fragestunde erhoben hatten. Die SPD hatte zuvor angekündigt, gegen die Bauhöhe zu sein. Die USD sieht diese auch skeptisch, die FDP wollte die Bürger mehr einbeziehen.

Zuvor hatte eine Expertin bei der Vorstellung des Einzelhandelsgutachtens betont, dass der Bedarf für einen Drogeriemarkt groß ist. Der angekündigte dm-Markt durch den baulichen Lückenschluss in Hamminkelns Mitte ist deshalb überfällig. Allerdings können die Anwohner mit Nachbesserungen rechnen. Der vorgesehene Schallschutz reicht laut Verwaltung nicht aus. Rödel hatte die Verkehrsbelastung am kundenstarken Freitag und Samstag gemessen. Er kam zu dem Schluss, dass 96 Parkplätze ausreichend sind, nur zu Spitzenzeiten "eine gewisse Parkraumnot programmiert ist". Trotzdem entspann sich eine heftige Debatte, als sei die Mitte künftig ein Nadelöhr. "Ungewöhnlich viele Kunden kommen mit dem Rad oder zu Fuß. Der Pkw-Verkehr ist mit 60 Prozent Anteil relativ gering. Bei den Stellplätzen muss man zum Kompromiss bereit sein, wenn man diesen attraktiven Innenstadt-Standort beleben will", sagte er. Eine dauerhafte Krisensituation bei den Parkplätzen war daraus nicht zu entnehmen. Auch wenn bei einer Erweiterung von Rewe sieben Stellplätze wegfallen.

Vielmehr ging Rödel "selten so radikal wie hier" an das Sicherheitskonzept heran. Separierte, beidseitige Fußgängerwege, drei, am liebsten nur zwei Zufahrten zum Parkplatz auf dem jetzigen Brachgrundstück bzw. dem Rewe-Ausweichplatz, zwei Straßen-Querungen für Fußgänger, keine gegenüberliegenden, senkrechten Stellplätze und keine Sicherheit vorgaukelnde verkehrsberuhigte Straße, sondern Tempolimit 10 oder 20 - so sieht nun das auf den Kopf gestellte Konzept aus. Radabstellanlagen, breitere Parkplatzzufahrten und kleine Treffpunkte mit Sitzgelegenheiten seien die Kür. Denn einig sind sich Politik und Verwaltung, dass keine Stellplatzwüste ohne Aufenthaltsqualität entstehen dürfe. Ein umfassendes Verkehrskonzept für Hamminkelns Innenstadt insgesamt soll gesondert angepackt werden.

(RP)
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