Kreis Wesel Versicherung: Hochwasser oder Starkregen?

Kreis Wesel · Wer gegen Starkregen versichert ist, hat nicht gleich Anspruch auf Schadensersatz nach Hochwasser.

Viele, die nach den Unwettern, die den Kreis Wesel Ende vergangener Woche heimsuchten, Schadensersatz wegen überfluteter Keller oder Wasserschäden am Haus bei ihrer Versicherung geltend machen wollten, erleben eine böse Überraschung: Die Versicherungen zahlen nicht immer. Denn bei der Regulierung fragen diese sehr genau nach, was die Ursache für den Schaden ist. Denn Wasser ist für Versicherer nicht gleich Wasser.

Bei Mietern ist der Fall klar: Für Schäden am Wohngebäude, also sowohl in der Wohnung als auch im Keller, kommt die Gebäudeversicherung auf. Zumindest in den meisten Fällen. "Schwierig wird es, wenn der Mieter im Erdgeschoss beispielsweise Laminat verlegt hat", sagt Ingo Egerlandt von der Provinzial in Wesel. Der Vermieter könne im Zweifelsfall sagen, dass er das lediglich "gestattet" habe - bei Wasserschäden braucht der Mieter wie für sein restliches "bewegliches Eigentum" eine Hausratversicherung.

Versicherer unterscheiden zudem zwischen Starkregen und Hochwasser - gegen beides muss sich versichern, wer im Falle eines Unwetters auf Nummer sicher gehen will. Denn wenn in Hamminkeln ein Deich bricht - ungeachtet der Ursache - und ein Keller läuft voll, ist das ein Hochwasserschaden, bei dem eine Starkregenversicherung nichts nützt. Sollte das Grundwasser durch Regen ansteigen und ins Haus eindringen, ist das ebenfalls kein Fall, den eine Versicherung gegen Starkregenschäden abdeckt.

Zur Beurteilung des Risikos von Flutschäden nutzen Versicherer das "Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen" (Zürs). Auf Weseler Stadtgebiet sind nahezu alle Bereiche, die vor dem Deichs liegen, in der höchsten Risikoklasse (vier). Egerlandt nennt diese Bereiche "unversicherbar", da Hochwasser und Schäden dort erwartbar sind.

Laut Landwirtschaftlichem Versicherungsverein (LVM) sind im Kreis Wesel lediglich 34 Prozent aller Hausratversicherten auch gegen Nässe, Wasserrückstau und Verschmutzungen durch Wasser abgedeckt ("Elementardeckung"), in der Stadt Wesel sind es 32 Prozent. Bei Gebäudeversicherten ist die Zahl der Elementardeckungen allerdings größer: Fast 47 Prozent aller Hausbesitzer waren bei den vergangenen Unwettern gegen diese speziellen Schäden versichert, im Kreis Wesel waren es nach Angaben der LVM knapp 43 Prozent.

(bur)
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