Wesel Viele Weseler überschuldet

Wesel · Wesel macht im Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, deren Weseler Geschäftsstelle mittlerweile alleine von Anke Wemmer (39) geleitet wird, keine gute Figur.

Sichtbares Zeichen dafür, dass in der 110-jährigen Unternehmensgeschichte ein neues Kapitel aufgeschlagen wurde, ist das neue Firmenschild am Rathaus-Anbau. "Creditreform Wesel Wemmer KG" ist dort zu lesen, wo bis vor wenigen Tagen noch "Egerlandt & Wemmer KG" stand. "Das Unternehmen bleibt aber in vierter Generation in Familienbesitz. Denn ich bin ja eine geborene Egerlandt", sagt Anke Wemmer. Die 39-jährige Diplom-Betriebswirtin und Mutter von zwei Kindern im Grundschulalter ist nach dem Ausscheiden ihres Onkels Hans-Günther Egerlandt (75) nun alleinige Geschäftsführerin. Vor zwei Jahren hatte sie diese Position von ihrem Vater Friedrich-Hermann Egerlandt übernommen. "Er ist nach wie vor mein teuerster Mitarbeiter."

Insgesamt acht Voll- und Teilzeitkräfte sind bei der Wemmer KG beschäftigt, die unter anderem im Bereich Bonitätsprüfung und Forderungsmanagement tätig sind. Das 1906 von Anke Wemmers Urgroßvater Fritz Egerlandt erworbene Unternehmen ist eine von bundesweit 130 Creditreform-Geschäftsstellen und betreut rund 480 Mitglieder im Bereich Wesel, Hamminkeln, Schermbeck, Hünxe und Dinslaken. Der Jahresbeitrag liegt bei 500 Euro.

Zu den Hauptaufgaben gehört es, für die Mitgliedsfirmen oder Privatpersonen - vor allem Vermieter - herauszufinden, ob Kunden beziehungsweise Geschäftspartner zum einen vertrauenswürdig und zum anderen zahlungsfähig sind. Um an die nötigen Daten und Fakten heranzukommen, durchforsten die Creditreform-Mitarbeiter unter anderem Handels-, Insolvenz- und Schuldenregister. Außerdem verfassen Anke Wemmer und ihre Kollegen im Auftrag der Creditreform-Mitglieder Mahnschreiben, rufen säumige Schuldner an und sorgen dafür, dass im Notfall ein Gerichtsvollzieher eingeschaltet wird. Aktuell ist die Wemmer KG dabei, mit anderen Geschäftsstellen einen Außendienst aufzubauen.

"Mir macht die Arbeit viel Freude", sagt Anke Wemmer. Es sei stets ein gutes Gefühl, wenn man sehe, "dass durch unsere Arbeit ein Mitglied letztlich doch zu seinem Geld kommt".

Apropos Geld: Immer mehr Weseler können ihren monatlichen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Gründe für die Überschuldung sind unter anderem irrationales Konsumverhalten, Arbeitslosigkeit, Trennung, Krankheit oder der misslungene Versuch, als Selbstständiger beruflich Fuß zu fassen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls der neue, von Creditreform vorgelegte Schuldneratlas 2015. Mit einer Schuldenquote von 17,94 Prozent (plus 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) ragen die Innenstadt und die Feldmark (Postleitzahlen 46483) heraus. Obrighoven und Lackhausen (46485) liegen mit 10,57 Prozent (plus 0,37 Prozent) ebenfalls noch über dem Bundesdurchschnitt von 9,92 Prozent. Besser sieht es traditionell im Umland aus: In Büderich, Ginderich, Bislich und Bergerfurth beträgt die Quote 9,1 Prozent (plus 0,4 Prozent). Hamminkeln schlägt mit 7,41 Prozent (plus 0,02 Prozent), Schermbeck mit 8,5 Prozent (unverändert) und Hünxe mit 5,99 (minus 0,05 Prozent) zu Buche.

(RP)
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