Unsere Woche Vom Wert der Zeitzeugen

Wesel · Bürgerkriege, Terrorismus und Säbelrasseln von Moskau über Ankara bis Washington in Bild und Ton lassen uns schon fast vergessen, dass wir seit 72 Jahren im Frieden leben. Und zwar am Stück. Lückenlos. Über die Jahrhunderte gesehen ist das eine unfassbar lange Zeit. Und manchmal hat man den Eindruck, dass viele von uns dieses Glück gar nicht richtig zu schätzen wissen. Sind wir gelangweilt, übersättigt oder angewidert von den aktuellen Krisen und auch von den Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg, die wie in Endlosschleifen durch die TV-Kanäle wabern? Winken wir ab, wenn Opa vom Krieg erzählt? Weil wir es nicht mehr hören und sehen können? Schon gar nicht hier am Niederrhein, wo eine immer kleiner werdende Generation an die gute alte Zeit vor der Zerstörung der Städte erinnert, die Not der Nachkriegszeit beschreibt, die Leistung des Wiederaufbaus feiert und dafür den Respekt der Kinder und Enkel einfordert? Den wahren Wert der Zeitzeugen werden wir wohl erst erkennen, wenn keine mehr da sind.

Unsere Woche: Vom Wert der Zeitzeugen
Foto: Malz Ekkehart

Noch gibt es sie. Und es ist nicht zu spät für einen Geschichtsunterricht aus erster Hand. Wenngleich persönlich stark eingefärbt. Erinnernde Begegnungen wie sie in dieser Woche mal wieder zum Jahrestag der Luftlandung in Wesel und Hamminkeln stattgefunden haben, sind wichtig. Ob die damit verbundenen Mahnungen von Wiederholungen abhalten, ist ungewiss. Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben. Die passt zum Frühling, auf den wir uns jetzt freuen.

fritz.schubert@rheinische-post.de

(RP)
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