Niederrhein Von echten und "unechten" Zwillingen

Niederrhein · Die Malerin Alin Klass stellt in Duisburg bemerkenswerte Bilder bei "Hafenkult" aus.

 Das Bild des mit nacktem Oberkörper reitenden Wlaidimir Putin kennt wohl jeder. Noch nicht so bekannt ist das Bild "Siegfried und Roy" von Alin Klass, in dem Putin mit seinem "Bruder" zu sehen ist.

Das Bild des mit nacktem Oberkörper reitenden Wlaidimir Putin kennt wohl jeder. Noch nicht so bekannt ist das Bild "Siegfried und Roy" von Alin Klass, in dem Putin mit seinem "Bruder" zu sehen ist.

Foto: Christoph Reichwein

Wieder einmal stellt die agile "Hafenkult"-Gründerin und -Betreiberin Katja Bischoff unter Beweis, welch fundierte Kenntnisse und gute Kontakte sie in der Kunstwelt hat. Regelmäßig holt sie Künstler in die Stadt und in ihr "Hafenkult", die zuvor noch nie in Duisburg waren und die zudem einen nachhaltigen Eindruck ihres künstlerischen Schaffens hier hinterlassen. Ein solches Beispiel ist jetzt die Malerin Alin Klass, deren sehenswerte Bilder und Zeichnungen ab heute im "Hafenkult" des Parallelhafens zu sehen sind.

In der Ausstellung "same - sane" geht es um Zwillingspaare, echte wie unechte. Mit dem Thema Familie als "Zwangsverband", wie Klass es nennt, beschäftige sie sich seit rund zwei Jahren. Sie, die selbst Geschwister habe, kenne aus persönlicher Erfahrung zwar nicht das Problem, das Geschwisterpaare mit dem Zwillingsdasein hätten, doch die Frage nach Identität stelle sich ihr wie Zwillingen gleichermaßen: "Manches ist ganz gleich, manches eben aber auch anders." Das Zwillingsthema mache darüber hinaus die Vorstellung sichtbar, so Klass weiter, dass jeder in sich selbst seinen eigenen Zwilling trage: Das Gute wie das Böse; das Yin wie das Yang.

Die nun bei "Hafenkult" gezeigten 15 klein- bis großformatigen Bilder stammen - bis auf zwei, die sind nämlich in diesem Jahr entstanden - alle aus dem Jahre 2015. 13 davon wiederum sind in Acryl auf Leinwand gemalt; zwei davon haben zusätzlich Lack aufgetragen bekommen. "Lack gibt nämliche klarere Flächen", so die Künstlerin. Bei zwei Bildern ("Blueboyz" und "Greengirlz") handelt es sich um Arbeiten, die mit Buntstift auf Papier gezeichnet sind. Doch es gibt nicht nur Porträts von wirklich echten Zwillingspaaren zu sehen, die nach Vorlagen wie Postkarten, Fotos oder Filmaufnahmen entstanden sind, sondern dazu gehören auch Bilder, deren "unechte" zweite Zwillingshälfte, die andere Seite des Menschen verkörpern solle, so die Malerin. Auf diese Weise hat Klass beispielsweise Porträts von Weltpolitikern gemalt, darunter Margret Thatcher, Wladimir Putin und Barack Obama, denen sie humorvolle Untertitel gegeben hat: "Double income, no kids" (Thatcher), "Siegfried & Roy" (Putin) und "Wildecker Herzbubn" (Obama).

Aber auch das dunkle Kapitel deutscher NS-Vergangenheit spielt in der Bilderfolge eine Rolle. So gibt es das bedrückende Porträt vom "kindlich unschuldig dreinschauenden" Lagerarzt Josef Mengele, der sein menschenverachtendes Laboratorium im KZ Auschwitz-Birkenau betrieb. Er separierte dort seinerzeit Kinderzwillingspaare für perfide Experimente, um herauszufinden, wie deren Erbgut gezielt zu manipulieren sei.

In ihrem Bild "Every angel is terrifying" manipuliert die Künstlerin ihrerseits wiederum den Unmenschen Mengele künstlerisch zu einer Art zusammengewachsenen Zwilling.

Alin Klass ist 1972 in Leverkusen geboren und lebt seit Jahren in Köln. Nach einer grafischen Ausbildung 1994 besuchte sie die "Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft" in Bonn und beendete ihr Studium dort 1998 mit dem Diplom in "Freier Malerei". Später absolvierte sie noch ein mehrjähriges Kunststudium an der "Akademie beeldende Kunsten Maastricht" und schloss dieses 2008 mit dem "Bachelor of Arts" ab.

Seit 1998 ist sie auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und den Niederlanden zu sehen. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins "Kunst-Werk KHB" in Köln-Deutz, wo sie auch ihr Atelier hat. Die "Klass"-Ausstellung ist bis zum 10. Juni jeden Freitag von 17 bis 20 Uhr, am Sonntag, 24. April, von 12 bis 18 Uhr sowie ansonsten nach Vereinbarung zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Für die Eröffnung gestern hatte Katja Bischoff einen weiteren Coup gelandet: Denn dabei sprach die im Herbst vergangenen Jahres bei "Hafenkult" ausstellende Künstlerin Susanne Müller-Kölmel, und zwar zusammen mit ihrer zehn Minuten älteren eineiigen Zwillingsschwester Christine Uebber, die als kaufmännische Angestellte arbeitet und nur 20 Autominuten von ihrer Schwester entfernt wohnt. www.hafenkult.de

(RP)
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