Unsere Woche Von Schweigern und Anklägern

Wesel · Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Sich an diese Redensart zu halten, ist für Paul-Georg Fritz kein gutes Rezept. Mit schöner Regelmäßigkeit sieht sich der Kämmerer, der ohnehin die leisen Töne bevorzugt, kommunikationspolitisch der Kritik ausgesetzt. Vor ziemlich genau einem Jahr schossen sich die beiden Großkoalitionäre Ludger Hovest (SPD) und Jürgen Linz (CDU) auf den grünen Kassenhüter ein. "Viele Kleinigkeiten" und drei größere Vorfälle, so hieß es damals, hätten dazu geführt, dass Vertrauensverhältnis als gestört zu betrachten: das für die Stadt teure Versäumnis, Anliegerkosten für die Gabainstraße fristgerecht abzurechnen, die ebenfalls kostenintensive Nacharbeit in Sachen Haushaltsabschlüsse sowie das Verhalten des Kämmerers beim Thema Bislichbad.

Das Duo Hovest/Linz beklagte mangelnde Information und erklärte zudem die Vereinbarung aus seinem Koalitionsvertrag, Fritz wiederzuwählen, als hinfällig. Ein gutes halbes Jahr später sorgte der sogenannte Kanal-Brief an Hauseigentümer für Schlagzeilen. Mit dem wollte der Fachbereich Finanzen Fehleinleitungen ins Kanalsystem auf die Spur kommen. Wieder kam Fritz, der dazu vorher nichts hatte verlauten lassen, unter Beschuss.

Aktuell sind es seine Veränderungslisten, die Wesels Haushalt ins Sicherungskonzept getrieben hätten, wenn die Politik nicht mit der Annahme von Gewerbesteuermehreinnahmen das Defizit rechnerisch verkleinert hätte. Wieder geht es um Kommunikationsmangel. Mit einem Unterschied: Die Ankläger sind nicht die einzigen Sprecher. Es gibt auch Leute, die die Attacken als widerlich empfinden. Und das sind sie auch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort