Wesel Vorbildliche Integration am KDG

Wesel · Musik, Sport, Kochen, Spielen: Am Konrad-Duden-Gymnasium haben junge Leute ein Programm entwickelt, um ihre neuen Mitschüler aus fremden Ländern ins Freizeitleben einzubinden. Das klappt so gut, dass andere Schulen anfragen.

Die deutsche Sprache lernen und hier zur Schule gehen, ist gut und schön. Das Alltagsleben kennenlernen und den Umgang miteinander üben, ist etwas anderes, für die Integration aber nicht minder wichtig. Geradezu vorbildlich haben junge Leute des Konrad-Duden-Gymnasiums (KDG) vor drei Monaten reagiert, als sich die erste internationale Klasse mit Flüchtlingskindern füllte. "Wir sahen fremde Gesichter an der Schule, wollten sie einbinden und haben uns das Okay von Schulleiter Dr. Schott geholt", erklärt Ylenia Schmitz (17). "Wir haben einen Aushang gemacht, auch an der Tappstraße, und haben Mithelfer gesucht. In zwei Tagen hatten wir 20, jetzt sind etwa 40 dabei", berichtet Jonas Verlande (17). Lea Schwarzlose (18), Monique Engert (14) und Franziska Krebbing (18) gehören ebenfalls zum Kreis der Helfer. Alle sind erstaunt darüber, wie viele mithelfen und wie gut ihr Programm ankommt: Flüchtlingskindern in der Freizeit Aktivitäten bieten.

Ende Oktober ging es los: Die Helferkreise über "Vesalia hospitalis" auf Facebook wirkten mit. Übersetzer wurden gesucht und unter anderem mit Hilfe von Monika Stallknecht (Entwicklungs-Agentur Wirtschaft) gefunden. Musik sollte den Einstieg erleichtern. Simon Bleckmann (Esel-Rock) stellte den Kontakt zur Band Flash Forward her, und schon waren Karten für ein Konzert im Jugendzentrum Karo da.

Unterdessen lief ein Sportprogramm an. Mit Spielen wie Berliner Hochball, bei dem man den Namen desjenigen rufen muss, der den hochgeworfenen Ball als nächster fangen soll, wie Franziska Krebbing erläutert. In der Schulküche wird gemeinsam gekocht und gebacken: Plätzchen und Lebkuchen zu Weihnachten, außerdem Pizza. Syrische Spezialitäten sollen nun folgen. Sowas gibt's einmal pro Woche.

Bitten um Spenden von Sportsachen oder Schreibmaterial fielen in der Elternschaft auf fruchtbaren Boden. "Es ist schön, zu sehen, wie groß die Hilfsbereitschaft ist", sagte Ylenia Schmitz.

Parallel sind mit Flürener Konfirmanden um Monique Engert Aktivitäten im Jugendtreff Break out angelaufen. Zum Beispiel Billard spielen und Darts. Zum Einsammeln kann ein Bus der Evangelischen Kirchengemeinde genutzt werden. Aktuell wird überlegt, ein Spezialprogramm für Mädchen aufzulegen. 18 Mädchen und Jungen im Alter von elf bis 18 bilden am KDG die internationale Klasse von Lehrerin Katharina Fischer. Sie kommen aus Albanien, dem Irak, aus Syrien, Serbien, Afghanistan und dem Kongo.

In ihrer Klasse steht Deutsch im Mittelpunkt, außerdem nehmen sie in ihren Stufen am Fachunterricht teil. Ahmad Shikho (15) kam vor einem Jahr aus Aleppo (Syrien) nach Deutschland. Als er nach den Herbstferien ans KDG kam, sprach er kaum Deutsch, jetzt kann er sich schon prima verständigen. Landsmann Omar Mamo (13) braucht noch ein bisschen. Um den unterschiedlichen Sprachkenntnissen beziehungsweise Lernfortschritten gerecht zu werden, ist die internationale Klasse geteilt worden.

Im Freizeitprogramm mit den helfenden Mitschülern kommen alle wieder zusammen. Dr. Heinzgerd Schott und seine Stellvertreterin sind nicht allein beeindruckt von den rasanten Entwicklungen. Denn auch an anderen Weseler Schulen ist man aufmerksam geworden: Die Mutter eines Schülers vom Andreas-Vesalius-Gymasium fragte an, ob man dessen Flüchtlingskinder aufnehmen könnte. Vom Berufskolleg und von der Hauptschule Martini meldeten sich ebenfalls Interessierte. Sie einladen und zeigen, wie's geht, möchte Jonas Verlande gern.

Zudem macht er sich schon Gedanken, neue Helfer aus unteren Klassen zu gewinnen. Denn mit dem nächsten Abitur müssen gleich 20 Abgänger ersetzt werden. Unterstützer sind am KDG übrigens gerngesehen. Sponsoren für Kinokarten, Hallenbad-Tickets oder ähnliche Freizeitangebote können sich unter jonas@jonas-verlande melden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort