Wesel Vorholt geht von Bord des Löschbootes

Wesel · Seit 1982 war Feuerwehrmann Dieter Vorholt für das Löschboot auf dem Rhein verantwortlich. Nun aber, mit 60 Jahren, tritt er in den Ruhestand. Seine Erfahrungen gibt er in einer Arbeitsgruppe des Innenministeriums weiter.

 Dieses Bild vom April 2013 zeigt Dieter Vorholt (r.) mit den Feuerwehrleute (v.l.) Andreas Terhorst, Dirk Henrichs, Maik Kraft und Yasin Catagay u an der ehemaligen Schlesswerft in der Hafenstrasse Wesel, die ihre vierjährige Ausbildung zum Bootsführerschein beendet haben.

Dieses Bild vom April 2013 zeigt Dieter Vorholt (r.) mit den Feuerwehrleute (v.l.) Andreas Terhorst, Dirk Henrichs, Maik Kraft und Yasin Catagay u an der ehemaligen Schlesswerft in der Hafenstrasse Wesel, die ihre vierjährige Ausbildung zum Bootsführerschein beendet haben.

Foto: Peggy Mendel

Auf dem Wasser ist alles anders. Wenn das einer weiß, dann Dieter Vorholt (60). Der Weseler Feuerwehrmann ist seit 1982 mit dem Löschboot auf dem Rhein unterwegs. "Die Lage kann sich sekündlich verändern. Fehler sind schwer wieder hinzubiegen", sagt er. Jetzt ist Dienstschluss, Vorholt geht in den Ruhestand.

Was ist das für eine Arbeit, so als Feuerwehrmann auf dem Wasser? "Bei einer Nebelfahrt kann man eine Stecknadel im Boot fallen hören." Statt sich wie sonst zu unterhalten, sind die Männer dann hoch konzentriert. "Es ist wie ein schneller Blindflug." Und ein Bootsführer trägt Verantwortung für Leib und Leben seiner Mannschaft. Manche Tage bleiben in Erinnerung. Da war dieser Einsatz bei stockdunkler Nacht: Auf einem Küstenmotorschiff war ein Besatzungsmitglied schwer erkrankt. "Wir sind mit dem Löschboot und der Notärztin raus", erinnert er sich. Von dem kleinen Boot bei voller Fahrt über eine schwankende Strickleiter auf das hohe Schiff - eine heikle Angelegenheit. "Der hat seine Fahrt einfach fortgesetzt..." Binnenschiffer stehen unter Zeitdruck. Es ist gut gegangen.

In einem Flur der Feuerwache, dort, wo die Feuerwehrleute ihre Ruheräume haben, hängt das Foto einer lächelnden Frau mit Baby. Ein Dankesschreiben. "Das war am 31. Oktober 2009", sagt Vorholt. Auf einem Binnenschiff bekam eine Schwangere vorzeitige Wehen. Vorholt, sein Team auf dem Boot und die Retter an Land gewannen das Rennen gegen die Zeit. Die kleine Julia konnte in einer Klinik zur Welt kommen. Ein Lichtblick.

Feuerwehrmann ist Dieter Vorholt schon seit 1972, und er kam dazu wie die Jungfrau zum Kind. "Ich wollte mir in Hamminkeln eine Jeans kaufen", erinnert er sich. Flugs probierte der Junge ein paar Hosen an. "Du bist so schnell, du solltest zur Feuerwehr kommen", meinte der Verkäufer. Ludger Bückmann war das, Ausbilder der Jugendfeuerwehr. So begann ein Berufsleben in der Umkleidekabine. Der gelernte Karosseriebauer trat 1972 ein. 1979 wurde er hauptberuflicher Feuerwehrmann der Stadt. Es folgten Lehrgänge, Ausbildungen, Beförderungen. Und der Wechsel aufs Wasser 1982. Sein Patent ist gültig auf dem Rhein von Neuss bis zum Meer. Und Vorholt, ein ruhiger, gewissenhafter Typ, bildet Nachwuchs aus. "Bis heute habe ich 16 Anwärter bis zum Patent geführt", sagt er. Seine Erfahrungen gibt er übrigens in einer Arbeitsgruppe des Innenministeriums weiter.

Ein Berufsleben auf dem Rhein bringt natürlich nicht nur Erfolge. Manchmal kann man nicht retten, sodern nur noch bergen. Wie im Juli 1991, als eine Weseler Motoryacht nachts mit einem Frachter kollidierte. Zwei Frauen starben in der Yacht, Personen trieben auf dem Wasser vor der Grav-Insel. Die Feuerwehrleute suchten mit Flutlicht nach den Opfern. Sowas vergisst niemand, der dabei war.

(sz)
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