Hamminkeln Vorsorge gegen Hausarzt-Mangel

Hamminkeln · "Gesundheitsgipfel" der FDP Hamminkeln: Borkens Werbekampagne für Jungärzte gilt als Modell.

Bevor der "Gesundheitsgipfel" der FDP im Bürgerhaus beginnen konnte, hatte Felix Jansen, junger Kreistags-Kandidat der Liberalen, erst einmal schlechte Nachrichten zu verkünden. Denn die Zahl der Podiums-Gäste hatte sich um die Hälfte reduziert. Dr. Jürgen Weber und Alessandro Cordi mussten ihre Teilnahme aus beruflichen bzw. gesundheitlichen Gründen absagen. So blieben Dr. Martin Lübbe, Facharzt für Allgemeinmedizin und Hausarzt in Hamminkeln und Wesel, sowie Norbert Verweyen, Regionalleiter der Kaufmännischen Krankenkasse in Kleve. Aber das Duo schaffte es durchaus, die etwa 25 Teilnehmer zu informieren und auch zu unterhalten.

Doch bevor die beiden Experten zu Wort kamen, stellte Jansen die Wichtigkeit des Themas heraus. Den drohenden Ärztemangel in Hamminkeln zu bekämpfen, hat die FDP nicht nur zufällig an die Spitze ihres Wahlprogramms gestellt. "Ich denke, dass wir auch als Kommune die Möglichkeit haben, diesem Problem entgegenzutreten", sagte der junge Mann, der auf die politische Bühne drängt. Er hatte sich informiert und nannte Zahlen, die durchaus besorgniserregend sind. So herrsche in Deutschland derzeit bereits ein Defizit von 2500 Hausärzten. Mehr als 60 Prozent der Ärzte seine zwischen 50 und 65 Jahre alt. Im Jahr 2030 würden im Kreis Wesel aller Voraussicht nach 77 weniger Hausärzte praktizieren als heute.

Dr. Martin Lübbe (54), der seit 2010 neben seiner Praxis in Wesel in Hamminkeln an der Güterstraße in einer "Zweigstelle" Patienten untersucht und behandelt, warb in seinen Ausführungen für den Hausarzt auf dem Land. "Es ist ein Irrglaube, dass nur in großen Kliniken gute Medizin praktiziert wird. Der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle bei Krankheiten aller Art", sagte er.

Der Mediziner gab jedoch auch zu, dass er mit seinem persönlichen Modell an die Grenzen seiner Kapazität gegangen sei. Derzeit betreut er in Wesel und Hamminkeln rund 2000 Patienten im Quartal, verfügt insgesamt über einen Patienten-Pool zwischen 10 000 und 15 000 Menschen. Sowohl Dr. Lübbe als auch Norbert Verweyen begrüßten das von Felix Jansen vorgestellte Modell aus dem Kreis Borken, der mit einer Werbekampagne für junge Ärzte erfolgreich war. Binnen kürzester Zeit wurden dort acht neue Ärzte gewonnen. "Das ist der richtige Weg", so Verweyen, der die Möglichkeiten der Krankenkassen, das Problem aktiv zu bekämpfen, als eher gering einstufte. "Wir haben auf die Besetzung der Ärzte-Stellen keinen großen Einfluss."

Dr. Lübbe fügte an: "Wir müssen an Jung-Mediziner rangehen und sie für die Arbeit als Hausarzt auf dem Land begeistern." Felix Jansen kündigte an, dass die FDP vor Ort in naher Zukunft weitere Gesundheitsgipfel ausrichten möchte.

(me)
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