Wesel Wanderfalken-Nest am Strommast

Wesel · Auf einem Freileitungsmast an der Amprion-Umspannanlage in Obrighoven ist gestern in 45 Meter Höhe ein Nistkasten montiert worden. Der Nabu hofft, dass im Frühjahr dort Wanderfalken brüten.

 Mitarbeiter der Essener Franz-Sales-Werkstätten für Behinderte – hier am Weseler Strommast – haben den Nistkasten gebaut.

Mitarbeiter der Essener Franz-Sales-Werkstätten für Behinderte – hier am Weseler Strommast – haben den Nistkasten gebaut.

Foto: Jürgen Bosmann

Radfahrer, die an der Strom-Umspannanlage in Obrighoven mit der Lippe-Fähre "Quertreiber" übersetzen, sollten ihren Blick bei der nächsten Tour nach oben richten. Dann können sie am Freileitungsmasten einen nagelneuen Nistkasten entdecken, der dort gestern Vormittag in gut 45 Meter Höhe montiert wurde. Wenn alles gutgeht, wird in der 66 Kilogramm schweren und mit Kieselsteinen ausgelegten Kiste im nächsten Frühjahr der Wanderfalken-Nachwuchs aus dem Ei schlüpfen.

"Seit zwei oder drei Jahren gibt es in Obrighoven ein solches Pärchen, das bislang keine geeignete Brutstätte gefunden hat", sagt Stephanie Krüßmann von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz NRW im Naturschutzbund (Nabu). Zusammen mit ihrem Kollegen Michael Kladny (beide Voerde) hat sie kürzlich Kontakt mit dem Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion aufgenommen und den Nistkastenbau angeregt. Der wurde auf Initiative von Amprion-Projektleiter Andreas Vogt ("Für uns ist Vogelschutz sehr wichtig") im Essener Franz-Sales-Haus, einer katholischen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, nach Plänen der Naturschützer aus Fichte und Sperrholz sowie Edelstahl gefertigt. "Der hält bestimmt 25 Jahre und mehr", ist Günter Oelscher vom Trägerverein überzeugt. Insgesamt wurden in der Schreinerei des Franz-Sales-Hauses acht solcher Kästen gefertigt. Am Rande der Montagearbeiten erklärte Stephanie Krüßmann, dass die streng geschützten und vom Aussterben bedrohten Wanderfalken keine Nester bauen, sondern ihre Eier beispielsweise auf Felsen in selbstgescharrten Mulden legen. "Wo es keine hohen Felsen gibt, suchen sich die Tiere Türme oder Schornsteine", weiß Krüßmann und erzählt, dass ein Wanderfalkenpärchen schon vor Jahren in der Weseler Innenstadt einen Nistkorb bezogen hat. Wanderfalken, mit 200 Stundenkilometern die schnellsten Tiere der Welt, ernähren sich übrigens ausschließlich von fliegenden Beutetieren. Dazu zählen beispielsweise Tauben und Fledermäuse. Sollten dem Obrighovener Pärchen der schmucke Nistkasten an der Lippe zusagen, könnten im Mai/Juni 2014 die dann wenige Wochen alten Jungfalken zu ihren ersten Flugversuchen starten. Bis sie aber ihr Kiesnest Richtung Südeuropa/Afrika verlassen, gehen einige Monate ins Land. Zeit genug also für Radler, die Flugkünste der seltenen Greifvögel zu bestaunen.

(RP)
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