Schermbeck Weihnachtsgeschichte mal anders

Schermbeck · Das Konzert "Navidad nuestra" in der Georgskirche erzählte fröhlich von der Geburt Christi.

 Ein sechsköpfiges Vokal- und Instrumentalensemble präsentierte am Sonntag in der proppenvollen Georgskirche eine lateinamerikanische Weihnacht.

Ein sechsköpfiges Vokal- und Instrumentalensemble präsentierte am Sonntag in der proppenvollen Georgskirche eine lateinamerikanische Weihnacht.

Foto: Scheffler

Das war alles andere als eine "Stille Nacht, heilige Nacht". Die Weihnachtsgeschichte glich am Sonntag beim Konzert "Navidad nuestra" zwar jener, die auch in der Georgskirche alljährlich in feierlichster Form verlesen wird, aber eine solche Fröhlichkeit bei der Verkündigung der Geburt des Herrn wird es in der vielhundertjährigen Geschichte der Georgskirche dort wohl nur selten gegeben haben.

Notsitze mussten noch herbeigeschafft werden, um den Besuchern einen Sitzplatz geben zu können, bevor Pfarrer Wolfgang Bornebusch als Organisator des Konzertes das sechsköpfige Vokal- und Instrumentalensemble begrüßte, das bereits 2012 in der Georgskirche mit seiner "Flores Latinas" gastierte. Mit der Argentinierin Ximena de Costa-Nora, der Kolumbianerin Stefanie Rodriguez und dem Chilenen René Aguilar traten im Altarraum der Georgskirche gleich drei der Musiker mit südamerikanischen Wurzeln auf. Gemeinsam mit Marion Steingötter, Wolfram-Maria Martig und Ralph Rüegg nahmen sie die Zuhörer mit zu einer typischen Feier der südamerikanischen Weihnacht, die sich durch Fröhlichkeit auszeichnet. Neben Flöte und Klavier lernten die Besucher auch die Cuatro-Gitarre kennen, die die Funktion von Percussions übernimmt. Für den typisch südamerikanischen Sound sorgte auch das von Ximena Costa-Nora gespielte Charango, ein Zupfinstrument aus der Andenregion.

Die im Rahmen des Konzertes präsentierte Weihnachtskantate "Navidad nuestra", die auf Texten des Historikers und Poeten Félix Luna basiert und vom 2010 verstorbenen argentinischen Komponisten Ariel Ramirez im Jahre 1963 komponiert wurde, überträgt die Weihnachtsgeschichte in den südamerikanischen Kulturraum. Maria und Josef sind in der mit Dornen und Brennnesseln bewachsenen Pampa unterwegs. Wie ein Gaucho reitet der Engel Gabriel. Als Geschenke bringen die Hirten Basilikum, Thymian und Käse mit. Einen Poncho aus echter Wolle des Alpaka gibt es von den Königen.

Aus sechs Liederzyklen bestand die Kantate, für die Ariel Ramirez jeweils einen anderen südamerikanischen Tanz gewählt hat. Die Verkündigung Mariens durch den Engel Gabriel erklang im 6/8-Takt der Chamamé, einer polka-ähnlichen Stilrichtung der argentinischen Volksmusik. Die Peregrinación (Pilgerreise) berichtet bei der Herbergssuche im Stil einer Huella, jenes im frühen 19. Jahrhundert entstandenen Tanzes, bei dem mit erhobenen Armen kräftig mit den Füßen gestampft wird.

Im dritten Liederzyklus "El nacimiento" (Die Geburt) und im sechsten Liederzyklus "La huida" (Die Flucht) griff Ramirez auf den in Argentinien weit verbreiteten und gefühlvollen Tanz Vidala zurück. Die Hirten bewegen sich im vierten Liederzyklus "Los pastores" (Die Hirten) im Stil einer Chaya in Richtung Jesuskind. Der Mond der Provinz La Rioja begleitet die Hirten auf ihrem Weg durch die Olivenhaine. Im fünften Liederzyklus "Los reyes magos" (Die Heiligen Könige) lernten die Zuhörer den fröhlichen Tanz Takirari kennen, dessen Name indischen Ursprungs ist und "Pfeil" bedeutet; die musikalischen Elemente dieses Tanzes sind stark vom indianischen Kulturkreis beeinflusst.

Die Weihnachtsgeschichte im anderen Gewand ließ die Begeisterung auf die Zuhörer überschwappen, die sich mit Applaus zwei Zugaben erbettelten - darunter den Klassiker "Feliz Navidad".

(hs)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort