Wesel Wenn ein Pferd Geburtstag feiert
Wesel · Das Reittherapiezentrum Hünxe hatte zu einer besonderen Geburtstagsparty eingeladen: Therapiepferd Joey feierte seinen 30. Geburtstag und viele Gäste kamen um zu gratulieren - und um eine Runde auf Joey zu reiten.
Einen freien Tag hat Therapiepferd Joey auch an seinem Geburtstag nicht so ganz. Dafür ist der ruhige Vertreter der Rasse Tinker einfach zu beliebt bei den Besuchern des Reittherapiezentrums in Hünxe. Während die ersten Gäste zur Geburtstagsfeier des Pferdes eintreffen, ist der gute Joey schon wieder auf der Wiese im Einsatz. Reittherapeutin Marion Hülser führt ihn über die Wiese. Auf Joeys Rücken sitzen ihre Tochter Anna und ihre Enkeltochter Sophia. "Das Mutter-Kind-Reiten ist eine der Hauptaufgaben von Joey", erklärt Marion Hülser.
Ob Joey nun wirklich Geburtstag hat und 30 Jahre alt wird, ist dabei allerdings nicht so wirklich klar. "Als wir ihn bekommen haben, wurde sein Alter geschätzt", erklärt Marion Hülser. "Und den 1. April haben wir als Geburtstag festgelegt, weil er mich immer so geärgert hat, dass ich dachte, dass kann doch nur ein Scherz sein", erklärt die Reittherapeutin.
Sie hatte Joey vor nunmehr 19 Jahren eigentlich eher zufällig erstanden. Als ein anderes Therapiepferd ausfiel, ließ Joeys Besitzerin das Tinker-Pferd im Betrieb des Therapiezentrums Hünxer einspringen. "Er ist trittsicher, ruhig und hat einen breiten Rücken", erklärt Marion Hülser. Eigentlich die besten Voraussetzungen für ein gutes Therapiepferd.
Aber Joey hatte auch seinen ganz eigenen Charakter. Oder, wie Marion Hülser es beschreibt: "Er war unglaublich stur und hat mich manchmal wirklich Nerven gekostet." Manchmal wollte er nicht in die richtige Richtung laufen, blieb einfach stehen oder legte sich einfach mal eine Runde auf die Wiese. Das hat sich geändert "Joey ist eine Stütze in unserem Betrieb und unser dienstältestes Therapiepferd", erklärt Marion Hülser.
Seit 19 Jahren trägt Joey jetzt schon die Besucher im Reittherapiezentrum Hünxe, oftmals Menschen mit schweren körperlichen und geistigen Einschränkungen. Manchmal sind es aber auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Ängsten, Entwicklungsstörungen oder anderen Problemen, die auf seinem breiten Rücken reiten. "Ich sage dann immer: Er ist stark, er trägt Euch und tut Euch nichts", erklärt Marion Hülser.
Einen anderen Satz, den man beim Reittherapiezentrum häufig hört, wenn es um Joey geht, ist folgender: "Der sieht aus wie eine Kuh!" Mit seinem gefleckten Fell, seiner breiten Statur und seinem ruhigen Gemüt hat das Tinker-Pferd tatsächlich etwas Ähnlichkeit mit den Weidenbewohnern. Aber die lassen sich mit Sicherheit nicht so gut reiten.
Und dass Menschen gerne auf Joeys Rücken sitzen, zeigt sich an der Vielzahl seiner Geburtstagsgäste. Die sind gekommen, um zu gratulieren, und haben selbstgemalte Bilder und kiloweise Möhren als Geschenke für das Therapiepferd im Gepäck. Und so kommt Joey, zum Geburtstag mit besonders geflochtener Haarmähne, natürlich gerne an der Kaffeetafel im Garten vorbei, um die Glückwünsche der Gäste zu seinem Ehrentag entgegenzunehmen.
