Wesel Wenn Olm die "Josie" zur Sau macht

Wesel · "Wann ist der Mann ein Mann?", fragte einst Ruhrpott-Barde Herbert Grönemeyer und wurde dafür mit Goldenen Schallplatten überhäuft. Dabei war die männliche Welt zu dieser Zeit noch in bester Ordnung. Das zumindest meint Hans-Werner Olm, der mit seinem aktuellen Programm "Vorspiel" im Scala Kulturspielhaus zu Gast war.

Der Comedian widmet sich in seinem neuen Programm grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen, für die er immer wieder den Nachwuchs nebst Elternschar in markanter Wortwahl als Beispiel heranzieht. "Mit dem, was da heutzutage so alles aus der Plazenta eiert, kann ich nichts mehr anfangen", erklärt der 60-Jährige. Insbesondere junge Väter seien komplett verweichlicht, sitzen in Geburtsvorbereitungskursen und hecheln mit den werdenden Müttern um die Wette. "Meinen Vater mussten sie nach meiner Geburt vom Barhocker in seiner Lieblingskneipe ziehen", erinnert sich der Wahl-Berliner, der sich auch über das Babyschwimmen im Hallenbad lustig macht. "Zu meiner Zeit schwammen dort morgens um sieben die Rentner. Wir nannten das Gerontensuppe mit ganzen Früchten", so Olms. Damals waren Telefone auch angebunden, heute kleben Jugendliche von morgens bis abends am Display bis der Saft ausgeht. "Und so ein Handy-Akku ist manchmal schneller leer als die Cognac-Flasche im Lehrerzimmer", weiß der gebürtige Bochumer.

Zwischendurch greift Olm immer wieder zur Gitarre und liefert herrlich schräge Parodien diverser Künstler. Als Peter Maffay, "die einzige singende Lederhandtasche der Welt", an der Reihe ist, justiert er das Mikro in Kniehöhe und macht aus der pubertierenden "Josie" eine Sau, die wehmütig auf ihren Schlachter wartet.

Den 120 Gästen im Kulturpalast an der Wilhelmstraße gefiel das, sie bedankten sich mit herzlichem Applaus.

(erko)
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