Hamminkeln Wenn Sinfoniker im Bauzentrum spielen

Hamminkeln · Ungewöhnlicher Ort, ungewöhnliches Konzert: Am Samstag spielte die Musiklandschaft Westfalen im Bauzentrum Borgers. Für den Baustoff-Händler war es eine Premiere - mit Erfolg: Das neue Kulturangebot ist super angekommen.

 Aus gutem Grund: Teufelsgeiger und Solist Jozsef Lendvay (r.) überzeugte im Hamminkelner Baustoff-Handel mit der Stradivari.

Aus gutem Grund: Teufelsgeiger und Solist Jozsef Lendvay (r.) überzeugte im Hamminkelner Baustoff-Handel mit der Stradivari.

Foto: Malz

Die Rotary-Freunde Hermann Borgers, Chef des gleichnamigen Bauzentrums, und Dirk Klapsing, Intendant des "Musiklandschaft Westfalen (MLW) Festivals", hatten vor Monaten eine Vision, die am Samstagabend in Hamminkeln Wirklichkeit wurde: ein Sinfoniekonzert im Hochregallager des Bauzentrums.

Ziel der "Musiklandschaft Westfalen" ist es, "an ungewöhnlichen und ungewohnten Stätten klassische Konzerte in einem geselligen Rahmen zum Erlebnis für alle Sinne werden zu lassen", so ist es im 40 Seiten starken Programmheft mit allen 22 Konzertstandorten von Witten Herdecke bis Münster zu lesen. Die Freude bei allen Beteiligten darüber, dass das für Hamminkeln völlig neue Kulturangebot so rege angenommen wurde, äußerte sich nicht nur in den Redebeiträgen der Veranstalter, sondern auch im Applaus der Gäste.

"Wir haben 350 Stühle aufgestellt und alle sind besetzt", sagte der Hausherr, der von anfänglichen Bedenken nach erstem Enthusiasmus erzählte. "Zwar schützt die überdachte Halle gegen Regen, aber wenn Gewitterstürme hereinbrechen würden, könnte man wohl kaum ein Konzert unbeschadet über die Bühne bringen. Ein solches Event ist einmalig in der 82-jährigen Geschichte unserer Firma."

Die Bedenken erwiesen sich als unbegründet, denn es herrschte am Samstagabend ideales Wetter. Die Besucher, von leger bis festlich gekleidet, füllten schon eine Stunde vor Beginn das "Foyer", sprich den Platz vor der Halle, bei Erfrischungen und Snacks. Man fühlte sich wohl im Stimmgemurmel. Und dann begann das, worum es ging: Die Musik!

 Am Anfang hatte Hermann Borgers Sorge, dass das Konzert keine Resonanz erfährt. Doch diese war unbegründet: Alle Stühle waren besetzt.

Am Anfang hatte Hermann Borgers Sorge, dass das Konzert keine Resonanz erfährt. Doch diese war unbegründet: Alle Stühle waren besetzt.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

64 jugendliche Künstler aus 27 Ländern, die später, nach Nationalitäten aufgerufen, von Dirk Klapsing vorgestellt wurden, betraten unter Beifall die Bühne. Es sind hoch qualifizierte Musiker von Brasilien bis Taiwan und von Israel bis zur Ukraine. Sonderbeifall für ein "Geburtstagskind aus Groß Britannien und für ein hübsches Mädchen aus Kuba.

Die Proben des Orchesters für die acht Konzerte finden während eines vierwöchigen Sommercamps auf der Jugendburg Gemen unter Leitung dreier Dirigenten, an ihrer Spitze Krzystof Penderecki, einer der größten Komponisten der Gegenwart, statt. Und über das, was dabei herauskommt, konnte man nur staunen: geschlossener Orchesterklang unter der Leitung von Maciej Tworek von gekonnt und vital aufspielenden Sinfonikern bei guten akustischen Gegebenheiten.

Zu Beginn erklang das populäre "Capriccio Italien" von Peter Tschaikowski, gefolgt vom Violinkonzert in e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Solist war Jozsef Lendvay, der auch in der Zugabe, einem Violinsolo von Nicolo Paganini, seinem Ruf als "Teufelsgeiger von Budapest" gerecht wurde. Frenetischer Jubel und Standing Ovationen schon zur Pause. Danach stand mit Ludwig van Beethoven´s 4. Sinfonie ein weiteres bedeutendes Werk auf dem Programm, das mit Giacomo Puccinis spritziger Ouvertüre zur "Diebischen Elster" einen tollen Abschluss fand.

Einig waren sich alle: Die Premiere ist voll gelungen und dem Event müssen weitere folgen.

(woh)
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