Wesel Wesel beim Public Viewing im Abseits

Wesel · Wer die EM-Spiele der Fußball-Nationalelf im Rudel schauen will, hat in Wesel schlechte Karten. Das geht nämlich nur im Saal Schepers. Ein Teil der Kornmarktwirte und der Biergartenbetreiber am Rhein winken wegen zu hoher Kosten ab.

Wesel beim Public Viewing zur EM 2016 im Abseits
Foto: Bosmann Jürgen

Für Fußball-Fans gibt's kaum etwas Schöneres, als bei WM oder EM zusammen die Erfolge der Nationalelf zu bejubeln. Doch wer hofft, sich in Wesel - wie in den vergangenen Jahren auch - mit Freunden zum Public Viewing verabreden zu können, der wird enttäuscht. Weder auf dem Kornmarkt, noch in der Niederrheinhalle werden die Spiele des amtierenden Weltmeisters auf Großleinwand gezeigt. Und auch die Inselstube auf der Grav-Insel sowie der Biergarten neben dem Weseler Rheinbad bleiben während der EM vom 10. Juni bis zum 10. Juli fußballfreie Zonen. Lediglich die Obrighovener Traditionsgaststätte Schepers an der Schermbecker Landstraße wird in ihrem gut 200 Besucher fassenden Saal die Spiele der Deutschen zeigen: Am 12. Juni gegen die Ukraine, am 16. Juni gegen Polen und am 21. Juni gegen Irland. Und natürlich geht das Rudelgucken bei Schepers weiter, falls die Fußball-Nationalmannschaft die Gruppenphase erfolgreich meistert.

Die Gründe der Veranstalter, sich vom Public Viewing zu verabschieden, sind unterschiedlich. Das hat gestern eine Umfrage der RP ergeben.

Terminliche Überschneidungen Sowohl die Betreiber der Niederrheinhalle als auch der Insel-Stube begründen ihre Entscheidung damit, dass während der Europameisterschaft Abi-Feiern stattfinden.

Auflagen und Kosten Liebend gerne hätten die Mitglieder der Kornmarktwirte-Vereinigung ("Cornunity") wie im Weltmeisterjahr 2014 eine Großleinwand aufgebaut. Doch weil sich nur die Betreiber des Müllers, Blühmis und des Fasskellers an den Kosten beteiligen wollten, der Rest aber nicht, macht jetzt jeder sein eigenes Ding. Sprich: "Jeder stellt TV-Geräte auf oder zeigt die Spiele auf Leinwänden in den Gasträumen", sagt Müllers-Chefin Cornelia Hasler. Weitere Absprachen gibt es jedenfalls nicht. Es seien nicht nur die hohen Kosten für die Leinwand und den vom Land geforderten Sicherheitsdienst (zwischen 20.000 und 25.000 Euro), die zur Absage des Public Viewings geführt hätten, sagt sie. "Wir haben vor zwei Jahren einen Verlust gemacht. Doch unsere Hoffnung, dass sich alle Wirte den Minusbetrag teilen, hat sich nicht erfüllt. Hier gibt es einige Trittbrettfahrern, hier ziehen leider nicht alle an einem Strang, was ich sehr bedaure", sagt Cornelia Hasler.

Die hohen Sicherheitsauflagen und die damit verbundenen Kosten (zum Beispiel für die Absperrung und das Sicherheitspersonal) haben übrigens auch den Betreiber des Biergartens an der Rheinpromenade in die Knie gezwungen.

Es stellt sich die Frage, warum in Städten wie Dinslaken, Goch, Kleve oder Erkelenz (die RP berichtete ausführlich im überregionalen Teil), in denen die gleichen Sicherheitsauflagen erfüllt werden müssen, trotzdem zum Teil kostenpflichtige Großveranstaltungen zur EM stattfinden. Daniel Kunstleben, Erster Beigeordneter der Stadt und Geschäftsführer von Wesel Marketing, hat dazu eine klare Meinung und erklärt auf Anfrage: "In der Vergangenheit haben Stadt und Wesel Marketing bei den großen Turnieren auch nicht als Veranstalter fungiert. Und wir sehen uns auch jetzt nicht in der Rolle, uns dort einzubringen. Zumal wir keine Aufträge und keine Beschlüsse haben", sagt Kunstleben. Man überlasse die Ausrichtung von Public-Viewing-Veranstaltungen gerne den Gastronomen. In anderen Städten würden sich schließlich auch Wirte erfolgreich zusammenschließen, um etwas auf die Beine zu stellen.

(RP)
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