Wesel "Wesel braucht Wachstum"

Wesel · Hat der Mann noch nicht genug von Wesels zerrissener Stadtpolitik und dem persönlichen Ärger um die heiß debattierte vierte Dezernenten-Stelle? Marcus Schafaff, der ehemalige FDP-Bürgermeister-Kandidat, ist ein Stehaufmännchen. Jetzt ist er wieder da.

Der gebürtige Weselaner und heutige Krefelder hat etwas dagegen, dass seine Ideen in der Versenkung verschwinden, und will aktiver Wegbegleiter seiner Heimatstadt bleiben. Sein Urteil knapp fünf Monate nach der Kommunalwahl fällt wenig freundlich aus: "Wo bleibt die Stadtentwicklung? Wo bleibt ein Businessplan, um Einnahmen zu generieren? Wo ist das Ideen-Festival? Ich möchte endlich was sehen. Nur zu sparen heißt, den Gang in die Haushaltssicherung zu akzeptieren." Schafaff kündigte gestern an, einen Unternehmer-Stammtisch einzurichten — und die "Begleitung der Stadtentwicklung auf jeden Fall bis zur nächsten Wahl".

FDP bleibt dabei: ein Bad zu viel

"Ich will die viele Arbeit im Wahlkampf mit guten Ideen nicht umsonst gemacht haben", sagt er. Schafaff sieht sich als Beobachter, Berater der Stadt und als FDP-Mitglied als politischer Akteur. Wachstum sei wichtig, nicht nur sparen. Grundstücksvermarktung am Bahnhof samt Vorplatz, Entwicklung des Flachglas-Geländes, die Chancen durch den Nato-Zuzug in der Schill-Kaserne — etwa was den Einzelhandel in Blumenkamp betrifft —, touristisches Potenzial, Erweiterung des (privatisierten?) Heubergbads um Reha-Angebote: Schafaff nennt viele Ansatzpunkte, um mehr Jobs und mehr Einnahmen zu schaffen. "Doch in Wesel wird ängstlich agiert. Es gibt keine lebhafte Debatte über die Stadtentwicklung, kein Vorwärtsdrängen", kritisiert er. Deshalb will er sich nun verstärkt einmischen.

Seine Partei, die FDP, kämpft derweil weiter mit dem unpopulären Gedankenspiel, die Bäder-Landschaft zu kappen. Gestern sagte Fraktionschef Friedrich Eifert: "Keiner will die Lebensqualität einschränken, aber Wesel gehört pro Kopf gerechnet zu den 25 Prozent höchst verschuldeten Gemeinden in NRW. Die Stadt kann sich keine drei Schwimmbäder leisten." Weiche Standortfaktoren wie Bäder seien "essentiell". Aber man müsse — "wie jeder Unternehmensprofi und die Stadt ist ja ein Dienstleistungsunternehmen" — alles auf den Prüfstand stellen. Eifert: "Das muss für sämtliche Produkte der Stadt gelten." Es gehe darum, Schuldenlasten zu reduzieren und vor allem die wirtschaftliche Entwicklung zu forcieren, was Wilhelm Bommann (Einzelhandelsverband) im RP-Interview vom Samstag betont hatte. "Es ist Zeit, aus dem Weiter so auszubrechen", glaubt Eifert.

(RP)
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