Wesel Wesel ist für Radler ein gutes Pflaster

Wesel · Dass Wesel beim ADFC-Fahrradklima-Test in der Kategorie "Städte zwischen 50 000 und 100 000 Einwohnern" auf Rang drei gelandet ist, hat vor allem damit zu tun, dass es gelungen ist, vergleichsweise viele Bürger zur Abstimmung zu motivieren.

 Dass in Wesel immer mehr Einbahnstraßen (hier die Ritterstraße) für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnet werden, wurde bei der ADFC-Umfrage gelobt.

Dass in Wesel immer mehr Einbahnstraßen (hier die Ritterstraße) für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnet werden, wurde bei der ADFC-Umfrage gelobt.

Foto: Malz

Auf den ersten Blick ist dieser Erfolg kaum zu begreifen: Landete Wesel beim 5. bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Test vor zwei Jahren in der "Stadtgrößenklasse 50 000 bis 100 000 Einwohner" noch auf dem 43. Platz, so gelang diesmal der Sprung aufs Siegertreppchen. In besagter Stadtgrößenklasse belegte Wesel Rang drei von 100 - mit einer Gesamt-Schulnote von 2,8. Den Sieg holte sich Bocholt (Note: 2,16) vor Nordhorn (2,6).

Was hat Wesel zwischen 2012 und 2014 getan, um das Feld praktisch von hinten aufzurollen? Hat sich denn wirklich so viel - praktisch unbemerkt von der Öffentlichkeit - zum Positiven verändert? Die RP hat nachgefragt bei dem Mann, der es wissen muss: bei Wesels Fahrradbeauftragtem Michael Blaess. Der hatte, wie berichtet, am Donnerstag zusammen mit Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp im Berliner Verkehrsministerium die Auszeichnung entgegengenommen.

"Der Unterschied zwischen dem Fahrradklima-Test 2012 und 2014 ist der, dass wir diesmal für die nicht repräsentative Abstimmung geworben haben, so dass am Ende 255 Bürger die zahlreichen Fragen des ADFC beantwortet haben", sagt Blaess. "2012 waren es nur so um die 80 Teilnehmer."

Dass Wesel auf dem Siegertreppchen landen würde, war für Blaess keine wirkliche Überraschung. Und das hat zwei Gründe: Zum einen hat das NRW-Verkehrsministerium der Stadt im Dezember 2014 bestätigt, dass sie auch in den folgenden sieben Jahren das Gütesiegel "Fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt" tragen darf. Zum anderem hatten die Weseler ihrer Stadt bei einer repräsentativen Umfrage mit mehr als 1000 Teilnehmern 2013 ein gutes Zeugnis ausgestellt. Durchschnittsnote: 2,6.

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Foto: RP, Andreas Bretz

Apropos Note: Blaess weist nur zu gerne darauf hin, dass beim Fahrradklima-Test die schlechteste Benotung eine 3,3 war. Und zwar für die "Führung an Baustellen". Bei vielen anderen Städten hätte ein vier vor dem Komma gestanden. Die Top-Noten verteilten die Befragungsteilnehmer aus Wesel für "die Erreichbarkeit des Stadtzentrums" (Note: 1,7) und "zügiges Radfahren" (1,9). Außerdem wurde gelobt, dass in Wesel "alle Fahrrad fahren" (2,0) und "Einbahnstraßen in Gegenrichtung" für Radler geöffnet sind (2,1).

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Bei aller Freude über die ADFC-Auszeichnung muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht doch noch einiges zu verbessern gilt, um das Radfahren in der Kreisstadt noch attraktiver zu machen? Was ist beispielsweise mit dem Bau von Radschnellwegen? "Die", bedauert Michael Blaess, "wird es nicht geben." Denn sie können nur kommen, wenn sie mehrere Städte miteinander verbinden. Doch zeigten Nachbarkommunen wie Bocholt bei einer entsprechenden Anfrage kein Interesse. "Ansonsten sehen wir es als unsere Aufgabe, den Bestand positiv zu erhalten", so Blaess. Natürlich wolle man auch neue Projekt vorantreiben. Beispielsweise den geplanten Radweg im Lippemündungsraum. Der ist Thema am Mittwoch im Stadtentwicklungs-Ausschuss (Ratssaal, 16.30 Uhr). Ansonsten wolle man die positive Öffentlichkeitsarbeit weiter fortführen, betont Blaess, für die man bei der Zertifizierung als fahrradfreundliche Stadt vom Ministerium besonders gelobt worden sei.

(RP)
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