Wesel Millionen fließen für ein trockenes Wesel

Wesel · Weseler Stadtwerke investieren kräftig ins Abwassersystem. Die Marienstraße in Ginderich soll Ende März fertig werden.

 Eine acht Meter tiefe Baugrube war an der Braunschweiger Straße nötig, wo ein Pumpwerk 2016/2017 komplett unter der Erde verschwand. Für die Stadtwerke Wesel war es eine technische Herausforderung.

Eine acht Meter tiefe Baugrube war an der Braunschweiger Straße nötig, wo ein Pumpwerk 2016/2017 komplett unter der Erde verschwand. Für die Stadtwerke Wesel war es eine technische Herausforderung.

Foto: SW

Fast sechs Millionen Euro stecken die Stadtwerke Wesel in diesem Jahr in das Abwassersystem. Teils sind einzelne, teils über längere Zeiträume angelegte Vorhaben bereits sichtbar oder stehen vor dem Abschluss. In Ginderich zum Beispiel soll in Kürze die Großbaustelle Marienstraße ein Ende finden. Ingenieur Ulf Heinrich von den Stadtwerken rechnet damit, dass ab dem 19. März die Fahrbahn mit einer neuen Decke geschlossen werden kann. Ende des Monats müsste, wenn die Witterung mitspielt, alles fertig sein. Der einst gesetzte Zeitrahmen ist längst gesprengt. Eine Ursache für die Verzögerungen war, dass eine beteiligte Firma die geforderte Methode zum Rohrvortrieb nicht beherrschte und damit vertraute Ersatz-Betriebe eben rar und schwer zu finden sind, erklärt Heinrich.

Weiter geht es auf der linken Rheinseite mit den permanenten Arbeiten für ein trockenes Wesel am Kanalsystem in den Gebieten Werricher Straße, Am Weiher, Grietsche Weg und Molkereistraße. Hintergrund ist laut Heinrich nicht speziell Vorsorge für Starkregenereignisse. Das System sei unterdimensioniert und es müsse wegen der Bergsenkungen die Fließrichtung optimiert werden. Deshalb ist auch die Cavity, die für die Regulierung der Solvay-Schäden (heute Esco) zuständig ist, an den Kosten beteiligt. Was heute gebaut wird, soll bis zum Jahr 2096 seinen Zweck erfüllen. Denn dann, an der Schwelle zum 22. Jahrhundert, so lauten die Prognosen, sollen unter Tage die Setzungen zur Ruhe kommen.

Als weitere Projekte von größerer Bedeutung aktuell und in naher Zukunft nennt Ulf Heinrich den Komplettneubau der Baustraße und der Neustraße in der Weseler Innenstadt, ferner die noch laufenden Arbeiten im Raum Jülicher und Aachener Straße sowie das Neubaugebiet Am Schwan. Vorbereitungen sind ferner für die B 58-Südumgehung zu treffen, wobei unter anderem mit dem Landesbetrieb Straßen und der Bahn Abstimmungen laufen müssen.

Zugrunde liegen den Kanalarbeiten Generalentwässerungspläne (GEPs) und ein Abwasserbeseitigungskonzept. Das Landeswassergesetz (LWG), so Heinrich weiter, legt fest, wie das Kanalnetz zu betreiben ist, wie ordnungsgemäß mit Niederschlags- oder Schmutzwasser umzugehen ist. Daraus entstehen besagte Pläne und das Konzept. Drei Ordner füllen beispielsweise die Pläne für Büderich/Ginderich. Für zwölf Jahre gilt ein solcher GEP. Er enthält Erläuterungen, Kosten, hydrodynamische Berechnungen von beauftragten Ingenieurbüros, Auslegungen bei Starkregenereignissen.

Wesel ist in acht GEP-Gebiete unterteilt. Aus den GEPs wird das sechs Jahre gültige Abwasserbeseitigungskonzept entwickelt. "Damit die Straßen nur einmal aufgerissen werden müssen, werden die Maßnahmen mit geplantem Straßenbau oder den Bereichen Strom, Gas und Wasser abgestimmt", sagt Stadtwerke-Ingenieurin Heidi Hagen.

Im vergangenen Jahr flossen 5,15 Millionen Euro in Kläranlage, Kanalnetze und Pumpwerke. Darunter waren laut Heinrich auch echte technische Herausforderungen zu bewältigen, die von der Öffentlichkeit kaum bemerkt wurden. Etwa an der Braunschweiger Straße. Die war zwar von Juli 2016 bis Ende März 2017 eine Baustelle, die allein schon 1,5 Millionen Euro verschlang, aber eher im Verborgenen wurde dabei auch eine Pumpanlage verändert, weil es hydraulische Probleme gab. Sie verschwand aus einem oberirdischen Häuschen komplett unter der Straße. Dafür war eine acht Meter tiefe Baugrube nötig. Heute sieht man davon nur noch die Abdeckungen, die den Zustieg in die technische Unterwelt ermöglichen.

(fws)
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