Simon und Matthias Classen Weseler bringen den Döner nach L.A.

Wesel/Los Angeles · Simon und Matthias Classen sind in Los Angeles mit dem Fastfood erfolgreich. Im Januar machen sie ihren dritten Laden auf.

Simon und Matthias Classen: Weseler bringen den Döner nach L.A.
Foto: Berlins

Simon und Matthias Classen haben einen ungewöhnlichen Lebensweg eingeschlagen. Die Brüder aus Wesel ließen ihre Heimat am Niederrhein hinter sich, um am anderen Ende der Welt ihr Glück zu suchen. Sie leben seit 2012 in der Stadt der Engel - in Los Angeles, der Traumfabrik an der Westküste der Vereinigten Staaten. Noch ungewöhnlicher als ihr Entschluss auszuwandern, ist der Job, mit dem sie in den USA ihre Brötchen verdienen. 2015 gründeten sie in Beverly Hills ihren Döner-Imbiss Berlins. Wir haben mit den Jungs über ihr Leben gesprochen.

 Matthias und Simon Classen sind 2012 ausgewandert und haben 2015 ihren Dönerladen eröffnet. Mit dem haben sie noch viel vor.

Matthias und Simon Classen sind 2012 ausgewandert und haben 2015 ihren Dönerladen eröffnet. Mit dem haben sie noch viel vor.

Foto: privat/Instagram

Döner in den USA, kann das funktionieren?

Simon und Matthias Classen: Weseler bringen den Döner nach L.A.
Foto: berlins

Simon Classen Klar, das Schöne ist: Der Döner als Fastfood ist hier noch völlig unbekannt, keiner kann etwas damit anfangen. Und unsere ersten Jahre in den Staaten haben gezeigt: Die Amis lieben ihn. Und die meisten, die ihn einmal probiert haben, kommen wieder. Die Amerikaner sind unheimlich offen für Neues. Besonders hier in Kalifornien.

Wie kommt man als junger Mensch dazu, ans andere Ende der Welt zu ziehen?

Matthias Classen: Ach, diese Geschichte ist ganz schnell erzählt. Simon und ich haben in 2005 und 2008 Urlaub in den USA gemacht. Wir sind 14.000 Kilometer durch das Land gefahren und haben dabei unser Herz an Los Angeles verloren. Uns hat gefallen, dass die Menschen hier so freundlich und unheimlich gelassen sind. Die USA bieten unheimliche Möglichkeiten, die man woanders so nicht hat. Wenn du hart arbeitest und fleißig bist, kannst du hier sehr erfolgreich sein.

Das ist alles? Erfolg kann man woanders auch haben...

Matthias Classen Stimmt. Das ist natürlich nicht alles. Kalifornien und besonders Los Angeles haben einen unheimlichen Charme. Das Wetter ist toll. Man hat hier Berge und Strand und kann an einem Tag surfen und danach Skifahren gehen. Außerdem leben 12,5 Millionen Menschen in der der Region.

Für jemanden, der ein Geschäft eröffnen will, eine gute Voraussetzung.

Simon Classen Genau so ist es. Natürlich braucht man auch ein gutes Produkt. Unser Vorteil ist, dass wir mit Streetfood auf den Markt wollten, das es so in den USA noch nicht gab. Außerdem wollten wir unseren Döner sehr hochwertig gestalten. Wir haben uns entschieden, ausschließlich Steakfleisch zu verwenden. Außerdem war für uns schnell klar, dass wir mit einer großen Saucen-Auswahl an der Start gehen wollten. So etwas braucht man in den USA.

Sie hatten also eine Idee und ein Produkt, von dem Sie überzeugt gewesen sind. Wie ging es dann weiter?

Simon Classen Es war zunächst sehr schwierig. Um als Ausländer an die nötigen Visa und Aufenthaltsgenehmigungen zu kommen, muss man erst einmal mindestens 50.000 Dollar in den Staaten investieren. Und als wir das alles geregelt hatten, gab es dann auch noch Probleme mit dem Gesundheitsamt.

Inwiefern?

Matthias Classen Die Idee, Fleisch den ganzen Tag über ungekühlt an einem Spieß rotieren zu lassen, hat denen gar nicht gefallen (lacht). Es hat echt lange gedauert, bis wir die entsprechenden Genehmigungen bekommen haben. Am Ende hat ja zum Glück doch alles geklappt.

Sie haben Ihr Geschäft jetzt seit drei Jahren. Wie gehen Ihre Familie und die Freunde damit um, dass Sie am anderen Ende der Welt leben?

Simon Classen Die Reaktionen waren eigentlich durchweg positiv. Natürlich waren unsere Großeltern traurig, dass wir nun so weit weg sind. Am Ende konnte aber jeder, der uns bis jetzt besucht hat, verstehen, warum wir den Schritt gegangen sind. Es ist für mich und Matthias die Erfüllung eines Lebenstraumes.

Und wie halten Sie den Kontakt nach Hause?

Simon Classen Das ist eigentlich einfacher, als man denkt. Unsere Freunde kommen uns gerne besuchen. Man kann hier das ganze Jahr Urlaub machen. Meine Eltern leben inzwischen auch in den USA. Wir konnten sie zum Auswandern bewegen. Mit Freunden und dem Rest der Familie halten wir über Videotelefonie Kontakt. Die Zeitverschiebung ist dabei ein Problem, aber wenn man sich gern hat, ist keine Entfernung zu groß.

Bleibt bei der ganzen Arbeit überhaupt Zeit für ein Privatleben?

Matthias Classen Klar. Ich lebe in einer Wohnung am Venice Beach und kann mit dem Skateboard zur Arbeit fahren. Mittlerweile habe ich eine Amerikanerin geheiratet, mit der ich eine kleine Tochter habe. Und auch bei Simon läuft es gut. Er wohnt mit seiner Familie außerhalb von Los Angeles. Da ist es ruhiger. Zur Arbeit fährt er 45 Minuten. Den größten Teil kann er aber auch von Zuhause machen.

Ist L.A. denn schon zu Ihrer Heimat geworden?

Matthias Classen Wir unterscheiden zwischen Heimat und Zuhause. Heimat ist für uns der Niederrhein. Wesel und die Menschen dort haben uns geformt. Der Niederrhein ist wunderschön und die Menschen im Ruhrgebiet haben einen ganz besonderen Charme. Unser Zuhause ist mittlerweile aber Kalifornien. Wir fühlen uns hier mit unseren Familien pudelwohl.

Mal ehrlich: Haben Sie nie daran gedacht, wieder zurückzugehen?

Matthias Classen Nein. Wenn es nicht geklappt hätte, hätte etwas anderes funktioniert. Wir lieben unsere Heimat. Aber zurückgehen? Das können wir uns im Moment nicht vorstellen.

Noch ein Blick nach vorn: Was haben Sie mit dem Berlins noch vor?

Simon Classen Einiges. Wir haben mittlerweile schon einen zweiten Laden am Venice Beach aufgemacht und im Januar wird ein dritter Folgen. Den erstmal ans Laufen zu bringen, ist jetzt unser Ziel. Und wir wollen noch weiter wachsen. Irgendwann soll das Berlins überall in L.A. zu finden sein. Der Markt dafür ist da.

TIM HARPERS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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