Kreis Wesel Wesels Wasserturm - gefragter Ort der Kunst

Kreis Wesel · Das technische Denkmal ist langfristig ausgebucht für Ausstellungen, die Warteliste reicht bis 2025.

 Der historische Turm an der Brandstraße war von 1886 bis 1979 Bestandteil der Trinkwasserversorgung der Weseler Bevölkerung.

Der historische Turm an der Brandstraße war von 1886 bis 1979 Bestandteil der Trinkwasserversorgung der Weseler Bevölkerung.

Foto: Jana Bauch

So viel Geduld ist nicht jedermanns Sache. Die Dinslakener Künstlergruppe "reflex4" hat sie aufgebracht, sechs Jahre lang gewartet und beherzt ein besonderes künstlerisches Projekt gestartet, als sie endlich den Weseler Wasserturm nutzen konnte. An mehreren Wochenenden und zur Kulturnacht stellte sie aus an einem Ort, der großen Reiz hat.

Der historische Turm an der Brandstraße mitten in der Stadt, der von 1886 bis 1979 Bestandteil der Trinkwasserversorgung der Weseler Bevölkerung war, ist gefragt in der gesamten niederrheinischen Kunstwelt und darüber hinaus. Eine Künstlergruppe empfiehlt die Ausstellungsräume der anderen, Mund-zu-Mund-Propaganda bewirkt, dass aktuell acht Jahre Wartezeit erreicht sind. Bis zum dritten Quartal 2025 sind die Ausstellungen namentlich verzeichnet auf der Homepage der Stadtwerke Wesel.

Rainer Höpken aus Dinslaken ist einer der Künstler, die sich in den Turm und seinen Innenraum verliebt haben. Unten vier ehemalige Arrestzellen, in denen die Polizei um die Jahrhundertwende und später Trinker zur Ausnüchterung und erwischte Diebe inhaftierte. Oben, nach dem Aufstieg über die stählerne Wendeltreppe, sieht man den riesigen Wasserbehälter, abgestützt von kräftigen Metallstreben. Drumherum erhebt sich der hohe Raum bis zum Dach. Eine weitere Treppe ermöglicht den Blick von oben auf die Ausstellungsstücke. Wer an der höchsten Stelle an der Tür rüttelt, möchte einen Rundumaußenblick über Wesel haben. Vergebens, aus Sicherheitsgründen bleibt die Tür zu. Rainer Höpken kümmert sich ohnehin lieber künstlerisch um das Innenleben. "TurmwirdKunst" heißt deshalb die Schau. Hängen die meisten Kreativen ihre fertigen Bilder an die verschieden zugeschnittenen Wände, so hat er die befreundeten Künstler Udo Buschmann, Rüdiger Schütz und Peter Withof zusammengerufen, die eigens ein auf den Wasserturm und seine Architektur ausgerichtetes Konzept ersonnen haben. "4 Künstler reflektieren einen Raum" heißt das Motto, reflex4 die Gruppe. Sie besteht nur während der Wasser-turm-Ausstellung. Bilder und Industriefotos in den Zellen, eine Lichtinstallation, bewegte Farblichter durch Projektoren und illuminierte Streben - im Halbdunkel des oberen Turms ergeben sich faszinierende spielerische Eindrücke.

Klarinettenklänge von Ingo Borgardts schweben durch den Raum. Für Rainer Höpken und seine Kollegen hat sich das Warten gelohnt. Der Andrang und die Geduld der Künstlerszene, im Wasserturm zum Zug zu kommen, spricht für den historischen Ort.

"Wir freuen uns, wenn kreative Menschen die Gelegenheit wahrnehmen, um hier auszustellen. Die Stadtwerke sehen sich als Teil der Stadt und fördern gerne die Kultur", betont Geschäftsführer Franz Michelbrink. Die Stadtwerke unterstützen die Künstler großzügig: Die Nutzung kostet sie nichts, zu den Ausstellungseröffnungen stehen alkoholfreie Getränke bereit, Einladungen werden im Corporate Design der Stadtwerke gedruckt.

(RP)
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