Niederrhein Wesels Zugpferd: Zitadelle

Niederrhein · Spät, erst im September, rückt die Kreisstadt bei der Ruhr 2010 mit ihrer "Local Heroes"-Woche ins Rampenlicht. Vorher gibt's Veranstaltungen, die mitbeworben werden. Dabei gibt Wesel sich selbstbewusst niederrheinisch.

Das Programm zur Kulturhauptstadt Ruhr 2010 ist in voller Fahrt. Auch in Wesel gab und gibt es schon Veranstaltungen, etwa mit kabarettistischen Bühnengrößen, die von der übergeordneten Vermarktung mitgetragen werden. In den Blickpunkt mit eigener "Local-Heroes"-Woche rückt die Stadt aber erst vom 18. bis 25. September. Ein detailliertes Programm gibt es noch nicht, sagt Bühnenhaus-Leiter Paul Borgardts, der das Treiben in der Hansestadt koordiniert. Aber es gibt ein Vorbild: die bekannte Kulturnacht, mit der sich Wesels Szene vorstellt.

Aktionen zum Weltkindertag

"Ein Hero ist für uns eben die Zitadelle", sagt Borgardts. Die Festungsanlage beherbergt schließlich Attraktionen wie Musik- und Kunstschule, Papierrestaurierwerkstatt, Stadtarchiv, Schill-Kasematte, Preußen-Museum. Aktiv eingebunden werden zudem die Innenstadtkirchen als offene Gotteshäuser – eventuell auch mit den Moscheen. Der Weltkindertag am 20. September, wird eine Rolle spielen. Ein Rock-Konzert ist in der Planung und auch ein Kulturtag auf Schloss Diersfordt.

Internationales Chorprojekt

Der September ist noch weit weg, aber Wesel bleibt bis dahin von der Ruhr 2010 nicht unbeleckt. Beispiel "!Sing - Day of Song". Das Chorprojekt findet am 5. Juni in der gesamten Region statt. Höhepunkt ist ein großes Konzert in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen mit 65 000 Sängern. In Wesel werden Konzerte an verschiedenen Orten gegeben. Beteiligt sind etwa 20 Chöre – darunter welche aus Nachbarorten wie Hamminkeln und Schermbeck sowie Partnerstädten wie Felixstowe (England) und Ketrzyn (Polen). Fürs Still-Leben Ruhrschnellweg am 18. Juli hat Wesel zehn Tische auf der gesperrten A 40 reserviert.

Etwas Besonderes wird die Ausstellung "Glaube, Arbeit, Freiheit – Fremde in Wesel 1543 bis 1815", die vom 7. Mai bis 20. Juni im Städtischen Museum Wesel, Galerie im Centrum, gezeigt wird. Sie gehört zu einem Reigen, den die Archive der beteiligten Kommunen zur Kulturhauptstadt beitragen. Die Schau zeichnet Migrationsgeschichte(n) nach. Im 16. und frühen 17. Jahrhundert kamen Religionsflüchtlinge, insbesondere Wallonen, Flamen und Engländer, später Hugenotten in die Stadt. Diese nahmen in Preußen bis 1808 eine Sonderstellung ein, etwa mit eigener Gerichtsbarkeit und eigenen Pfarrgemeinden. In Wesel saß das Gericht der französischen Kolonie im Herzogtum Kleve und es gab eine Pfarre, der auch die vielen französischen Offiziere in preußischen Diensten angehörten. Im späten 18. Jahrhundert ließen sich zahlreiche Franzosen aus höchst unterschiedlichen Gründen in Wesel nieder. Durch den Zuzug der unterschiedlichsten Migranten in der Zeit zwischen 1543 und 1815 kam es zu einem sehr differenzierten Mit- und Gegeneinander.

Von Ausstrahlung profitieren

Über diese offiziellen Veranstaltungen hinaus ist der Umgang der Stadt Wesel mit dem Begriff Ruhr 2010 recht locker. "Wir sehen uns eher am Niederrhein als im Ruhrgebiet", sagt Borgardts. "Dennoch waren wir als Stadt immer dafür und haben uns gesagt, dass wir von der Ausstrahlung der Metropole und der Prominenz nur profitieren können." Und Borgardts stellt fest, dass Wesel auf den verschiedenen Marketingschienen "nicht unterrepräsentiert ist". Er sieht die Chance, Wesel als niederrheinische Stadt zu präsentieren, und spannt den Bogen bis zum Kabarettwettbewerb "Das schwarze Schaf vom Niederrhein" (siehe Info).

(RP)
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