Qualität Leben Eine Serie Von Rp Und Volksbank Rhein-Lippe Wie eine Zusammenarbeit funktioniert

Wesel · Die Familien Mömken und Kampen in Voerde-Spellen sind seit Generationen Nachbarn. Aus einer früher eher losen Kooperation wurde eine feste. Als Gest GbR wirtschaften die Milchviehhalter seit 2013 gemeinsam.

 Hendrik und Ludger Mömken, Ute Wefelnberg (Volksbank) und Karsten Kampen (v.l.) im besonders artgerechten neuen Kuhstall

Hendrik und Ludger Mömken, Ute Wefelnberg (Volksbank) und Karsten Kampen (v.l.) im besonders artgerechten neuen Kuhstall

Foto: Ekkehart Malz

Voerde Wenn Annemarie Mömken (52) aus ihrem Küchenfenster schaut und Schiffe sieht, dann weiß sie, dass Hochwasser ist. Viel näher am Rhein geht es kaum. Der Hof liegt unmittelbar hinterm Deich an der Straße Auf der Gest in Voerde-Spellen. Nur wenige Schritte sind es bis zum Bollwerk, von dem aus sich der Niederrhein in seiner ganzen Weite präsentiert. Traumhaft. Für die Familie Mömken aber natürlich so normal, dass man das Besondere der Lage kaum noch wahrnimmt. Es sei denn, man will was bauen. Dann gelten - von der langen Wartezeit auf die Erteilung der Baugenehmigung einmal abgesehen - ganz andere Regeln. Der Hochwasserschutz bestimmt, dass in den Wintermonaten bei Bauvorhaben der Griff in die Tiefe tabu ist. So kam es, dass für die Landwirte ein zukunftsweisendes Projekt erst Ende 2014 fertig wurde. Da war die anschiebende Gest GbR schon fast zwei Jahre alt.

Am 1. Januar 2013 ging besagte Gesellschaft bürgerlichen Rechts an den Start. Gebildet wird sie von den beiden Landwirten Ludger Mömken (59) und Karsten Kampen (51). Ihre Betriebe, der Halfmannshof der Mömkens und der Gesterhof der Kampens, liegen sich genau gegenüber. Seit Generationen sind sie im Besitz der beiden Familien. Schon die Väter und Großväter halfen sich. Mömken und Kampen haben daraus ein gemeinsames Wirtschaften als GbR gemacht. Ihre Domäne ist das Milchvieh.

Zusammen hat die GbR nun eine Fläche von 135 Hektar. Gehalten werden 150 Kühe und 140 Rinder. Während Letztere bei Kampen stehen, sind die Kühe im neuen Stall bei Mömken untergebracht. In jenem Projekt also, von dem bereits die Rede war. Ein siebenstelliger Betrag war nötig. Investor ist Ludger Mömken, der den Stall an die GbR verpachtet. Die Halle gilt als besonders artgerecht. Jede Kuh kann sich in eine eigene Schlafbox zurückziehen, und die Gänge sind einen Meter breiter als sonst. Für unfallfreien Begegnungsverkehr. Weil sich in der Tierhaltung Bestimmungen ändern, ging die GbR auf Nummer sicher, um nicht von solchen Entwicklungen überholt zu werden.

Wenn man Mömken und Kampen fragt, warum sie sich zu einer Gesellschaft zusammengetan haben, dann kommen zunächst ganz einfache Erklärungen: um Arbeitserleichterungen zu haben. Wer allein wirtschaftet, der muss das auch samstags und sonntags tun. Und zwar immer. Zu zweit ist man nur jedes zweite Wochenende dran. "Außerdem garantiert dies eine gleichwertige Vertretung bei Krankheit oder Urlaub", ergänzt der angehende Agrar-Betriebswirt Hendrik Mömken (22). Ute Wefelnberg von der Volksbank sagt, dass die Betriebe auch vorher wirtschaftlich gearbeitet haben. Mit der GbR-Gründung aber werde es noch effektiver. Und Effektivität ist wichtig im schwierigen Geschäft mit der Milch. Die bekommt die GbR etwas besser bezahlt. Wegen des artgerechten Stalls, weil die Kühe hier noch ins Freie auf die Wiese kommen und weil sie kein genverändertes Futter bekommen. Die Molkerei und die öffentliche Hand honorieren das.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort